Ambient 02 - Heidern
ausm Fenster geworfen, den Blaster mitgehn lassn und die Cassetten dazu. Verdammichte Hurennummer! Doch das wär ja alles noch zu verkraften. Aber meinen Friedensstifter abstauben, das geht zu weit.« Jude.
»Spuren?« Iz.
»Die meisten Tips gestern abend warn Firlefanz; heut isse bestimmt untergetaucht. Ihre Leute ham mich für blöd verkauft, als ich gefragt hab.« Jude.
»Aber wenn Weez mit Bad Conrad und Blood T abhängt, dann weißte auch, wo das sein muß.« Iz.
»Wo das vielleicht sein muß. Wissen is besser als raten.« Jude.
»Vergiß es. Du weißt, wir müssn einfach rein.« Iz.
»Wo rein?« fragte ich.
»Einfahrn mitn Grubenhunden.«
»Ihre festen Typen hängen dort nachts ab und machn ihre Deals.« Iz.
»Weez traut sich da nur am Tag rein. War sie gestern abend dort, dann isse entweder tot oder dreißigmal durchgefickt von den Gangstas oder, was am schlimmstn wär, mein langer, langer Arm is flötn.« Jude.
»Wir müssens trotzdem checken. Kann sein, daß Blood T ihr die Sache eingeblasn hat, vielleicht hat er die Knarre sogar selber geklaut. Sie is deine alte Freundin, Jude. Du bist jetzt einfach dran.« Iz.
Jude saß da und schaute den Grünärschen zu, die in der Mitte der 125. Sandsäcke aufschichteten.
»Bekannt, alles bekannt. Also ab, bevors dunkel wird«, entschied Jude und wandte sich an mich. »Du aber nich!«
»Warum?«
»Die Grube is mega-übel. Du bleibst mir da draußn!« Jude.
»Weez is ausgerastet wegn mir, richtig?«
»Weez war fällig dafür. Du warst bloß der Auslöser.« Jude.
»Ich bin der Grund gewesen, ich muß also mit, gefährlich hin oder her. Schließlich bin ich ein Death Angel, hat jedenfalls Iz gesagt.« Jude sah Iz an, die nickte.
»Au Backe, da drin isses schlimmer als in der Hölle.« Jude.
»Ich komme mit.«
»Schön und gut, Schwester. Aber du gehst aus weißen Gründen. Hab gemeint, das hättste hinter dir. Willst rein, weilst dich schuldig fühlst, nich aus Liebe.« Jude.
»Nein, Liebe für Weez, vergiß es. Mir gehts um euch. Wenn das son böser Ort ist, sin wir dann nich sicherer zu dritt?«
Jude starrte mich eine ganze Weile an, ohne einmal zu blinzeln. Zuerst glaubte ich, sie sei wütend, aber dann begriff ich, aber nicht im Sinn von ›wissen‹, daß dem nicht so war. »Was die Death-Angel-Sache angeht, noch biste nich offiziell«, stellte Jude fest, dann standen wir auf und verließen McDonalds.
»Sie hats drauf, Jude, aber es liegt bei dir.« Iz.
»Dann solls wohl so sein. Aber du spielst den Aufpasser. Kannich nachforschn und Windeln wechseln zur gleichn Zeit.« Jude.
»So beschlossen.« Iz.
»Die einzige Amoknummer, die ich von dir kenn, war händisch. Schätze, du bist sauber, oder?«
»Versteh ich jetz nich.«
»Bist bewaffnet?« Ich verneinte.
Jude inspizierte die Müllhalde neben einem Gebäude. Am Rand entdeckte sie einen runden Prügel, knapp einen Meter lang. Den gab sie mir. »Beim Gehn schwingst ihn wie nen Spazierstock. Wenn wirs sagen, schwingst ihn wie nen Schlagstock.«
»Was habt ihr dabei?« fragte ich, den Prügel in der Hand wie einen Hirtenstab. Jude zog ein Springmesser aus der Jacke und flippte es auf. »Doppelschneidig. Wenns rein geht, spürst nix.« Bei Jude hatte ich ja mit so was gerechnet, aber ich staunte nicht schlecht, als Iz eine Fahrradkette aus der Jacke zauberte. »Unsre Iz is ne Schönheitschirurgin mit Diplom«, grinste Jude. Iz lächelte ebenfalls. Sie steckten ihre Bewaffnung wieder weg, und wir überquerten die 125., vorbei an den Soldaten, wie Mädchen auf dem Weg zur Schule. »Gibts noch was Übleres als die Grube, ich meine, was soll noch schlimmer sein?«
»Wo die DCons hausen.« Jude.
»Und wo ist das?«
»Immer dort, wo sie gerade sind.«
Auf der 133. hielten wir uns ostwärts. Die Straße kam mir auf Anhieb nicht schlimmer vor wie alle anderen hier oben. Als wir jenseits der Amsterdam waren, befahl uns Jude, auf der Fahrbahnseite der geparkten Autos zu gehen. Wir waren noch keine 50 Meter weiter, als auf dem Bürgersteig neben uns eine Kloschüssel aufschlug. Als wir noch oben blickten, war nichts zu sehen. Die Häuser standen leer wie das von Jude, soll heißen, sie waren zwar vernagelt, aber man wurde das Gefühl nicht los, daß jemand darin wohnte. Die Autos, die davor standen, waren entweder brandneu oder ausgeschlachtete Wracks. Die Hydranten waren aufgedreht, aber das Wasser schon lange gesperrt.
»Das hier is die inoffizielle Freihandelszone«, kommentierte Jude, als wir
Weitere Kostenlose Bücher