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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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Jungs lachten sich schief, bis auf Billy B., der Choker einen Klaps auf den Hinterkopf versetzte. Er solle das bloß nicht wieder tun, wenn die ganzen Soldaten herumständen und nur darauf warteten, ihnen an den Kragen gehen zu können, ermahnte ihn Billy B., aber die Soldaten taten nichts, sondern sahen ebenfalls zu.
    »Lola, wir verziehn uns jetzt. Bis dann!« sagte Iz in Richtung Jungs. Wir verabschiedeten uns reihum und gingen weiter zum Broadway, während die Gang unter Gelächter und Gejohle die 125. in der anderen Richtung hinunter zog.
    »Hat Weez Judes Gewehr geklaut?«
    »Sieht so aus. Jude schaut grad nach.«
    »Jude hat doch allen gesagt, daß keiner außer ihr die Knarre anfassen darf?«
    »Klar, nich mal ich durfte dran rumfingern. Und unser Mädel wird ausgeknipst, wennse mit so ner Artillerie rumläuft. Und wenn Jude sie kriegt, dann paß mal auf! Jude hat ne Menge getan, um an die Kalaschnikov ranzukommen.«
    »Und was genau?«
    »Du hast doch gehört, was Jude heute abend gesagt hat, wie vorsichtig man sein soll, mit wem man sich warum einläßt?«
    »Hab ich.«
    »Jude meint damit auch, daß man was Gleichwertiges oder Besseres rausholen muß, wenn man ihn die Jungs schon reinstecken lassen muß. Sie mußte n paar üblen Kerlen einen blasen, um an die Kanone zu kommen. Normal isse ja auf ne andere Spielklasse aus, wenn sie rummacht, aber damals hieß es: tun, was man tun muß.«
    »Wenn sie ganz allein downtown fährt, macht sie dann rum, also Geschäfte?« Iz nickte.
    »Kapito?« Jetzt nickte ich.
    »Sollen wir zu Judes Bude gehen und nachsehen, ob sie da ist oder dort auf sie warten?« fragte ich, aber Iz schüttelte den Kopf.
    »Das musse allein klar kriegn. Wennste mich fragst, solltn wir heimgehn. Alles, was heut nacht noch abgeht, geht übel ab. Verdammt sei Weezies dummer Arsch!«
    Als wir zum Broadway kamen, war es bereits dunkel. Ich sah, daß die Armee weiter oben zwischen den Lagerhäusern und der U-Bahn Suchscheinwerfer installiert hatte, die zwar in den Himmel gerichtet waren, aber die ganze Straße heller erscheinen ließen. Wie weit nach oben die Scheinwerfer aufgestellt waren, konnte ich nicht erkennen. »Willst du bei mir pennen?« fragte ich Iz.
    »Mama wartet zu Hause auf mich und mag keine kurzfristigen Änderungen. Sonst gern.«
    »Weezie wird Jude doch nicht umlegen, oder?«
    »Vielleicht doch. Aber Jude wird sie wohl vorher kriegen.« Wir hielten noch eine Weile Händchen, dann lief Iz auf ihre Seite der 125. Straße. Auf dem Heimweg sorgte ich mich noch wahnsinnig, daß Weezie Jude erschießen würde und dann mich als nächste. Boob merkte gleich, daß was los ist und fragte: »Was fehlt dir?«
    »Nada. Nix.«
    »Da hat eine aber einen Balken im Auge.« Sie hatte natürlich so was von recht, aber was solls.
    Vor einer Viertelstunde rief Iz an. Wir treffen uns dann. Von Jude oder Weez hat sie noch nichts gehört. Ich halte dich auf dem laufenden, Anne.
     

10. Mai
    Weil sein freier Extrasonntag war, ging Pappi heute nicht zur Arbeit. Aber wir haben familienmäßig nichts unternommen, da Mama am Freitag drei Manuskripte gekriegt hat, die sie morgen abgeben muß, also macht sie quasi Überstunden. Sie is gut, wennse ne Menge Arbeit hat, weil es sie ablenkt und sie sich nich ständig zuhämmert. Um gerecht zu sein, Anne, Mama nimmt nur eine oder zwei Pillen pro Tag und die abends. Pappi saß am Computer und tippte, aber ich glaube, daß es bloß Briefe waren, nichts Richtiges. Boob sah fern heute früh. Sie hat wieder zugemacht und zuckt zurück, wenn ich neben ihr sitze und sie berühre. Schließlich habe ich aus Wut über ihr Verhalten laut gebrüllt: »Verdammt, ich werd dich schon nich vergewaltigen!« Boob wurde ganz blaß, und es würde mich interessieren, wie fies ich geguckt haben muß, als ich so schrie. Mama und Pappi haben mich nicht gehört oder jedenfalls nichts gesagt, falls sie mich gehört haben. Es tut mir weh, wie ihre Freundinnen ihren leeren Schädel mit diesen Ideen vollgestopft haben. Nachts allerdings schlingt sie sich jetzt um mich wie ein Tintenfisch. Wenn ich morgens aufwache, sind überall nur Arme und Beine. Das waren die Neuigkeiten von zu Hause, wie üblich so schlecht und langweilig wie die aus der Schule.
    Weezie steckt irgendwo, aber keiner weiß, wo genau. Gestern traf ich mich mit Iz und Jude bei McDonalds. Es steht jetzt fest, daß Weez Judes Gewehr hat. »Sie hat auch alles kurz und klein geschlagen, die Matratze aufgeschlitzt, die Kerzen

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