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Ambient 03 - Ambient

Ambient 03 - Ambient

Titel: Ambient 03 - Ambient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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Wirkung seines Hustenanfalls gegenzusteuern; diesmal mit Wasser.
    »Sie werden natürlich mehr gesehen haben als ich«, sagte ich.
    Er nickte. In der Sixth Avenue war ABC, eine weitere Dryco-Holding. Riesige Farbporträts der unter Vertrag stehenden Stars hingen von den Fassaden des Hochhauses. Irgendein Spaßvogel hatte mehreren von ihnen Schnurrbarte gemalt; diese und die Porträts von Stars, deren Verträge ausgelaufen oder in letzter Zeit gekündigt worden waren, wurden von Arbeitern eingerollt und entfernt.
    »Von wieviel Hirnrissigkeit sprechen wir?« fragte ich.
    »Von totaler«, antwortete er. »Ego übergeschnappt. Paranoia. Größenwahn. Jegliche Vernunft aus dem Kopf entflohen.«
    »Arbeitet er noch an diesen Bronx-Plänen?«
    »Ausschließlich. Außer wenn er sagt, ich zerstörte die Firma.«
    Ich sagte nichts, denn ich hatte gedacht, dies sei seine Absicht.
    »Jeden Tag«, fuhr Mister Dryden fort, »schließt er sich mit Militärs ein. Geht seine Bronx-Pläne durch und läßt alles andere liegen.«
    Seit Susie D's Tod sah man nicht mehr viel vom Alten Mann, der mit den Jahren gelernt hatte, Zurückgezogenheit zu schätzen. Einmal im Monat verbrachten wir ein Wochenende auf dem Besitz im nördlichen Westchester, wo wir unsere Seelen in grünen Stunden erfrischten und unsere Sinne mit Landluft benebelten; während dieser Besuche erschien der Alte Mann zu den Mahlzeiten und wenn er es für richtig hielt, uns alle zum Gottesdienst zu schleppen. Ansonsten verschwand er so vollständig wie der Vizepräsident vor ein paar Jahren. Das waren wahrhaft erfreuliche Wochenenden; ich konnte mehr Minuten mit Avalon verbringen, indem ich als ihr Leibwächter fungierte, wenn sie die grünen Wiesen des Besitzes durchstreifen wollte, denn selbst dort wurde Personenschutz für erforderlich gehalten, für alle Fälle.
    »Vielleicht langweilt er sich nur, und diese Pläne muntern ihn auf«, meinte ich.
    »Muntern ihn auf?« versetzte Mister Dryden. »Sie bringen ihn um den Rest seines Verstandes.«
    Der Tod seiner Frau, so schien es mir, hatte dem Alten Mann niemals jenen unerträglichen Schmerz bereitet, den er ihrem Sohn zugefügt hatte. Der Alte Mann und Susie D waren länger als vierzig Jahre verheiratet gewesen, aber ich hatte ihre Ehe niemals als eine Verbindung angesehen, die durch das Feuer beständiger Liebe geschmiedet worden war; vielmehr ähnelte sie der Verbindung zwischen Siamesischen Zwillingen: unleugbar, unausweichlich, durch Zufall zustandegekommen, durch Notwendigkeit erhalten und nur mit dem Tod endend. Ein Vergleich, wie er einem Ambient in den Sinn kommen würde, vielleicht; aber ich stehe dazu.
    »Er hat uns den Geldhahn zugedreht«, sagte Mister Dryden, »und alles in die Bronx gesteckt. In mehreren Bereichen müssen wir jetzt mächtig rudern, wenn wir nicht wegen Dollarknappheit untergehen wollen. Er behindert uns.«
    »Wieso?«
    Susie D ging während eines unserer Wochenenden dort, als wir schliefen, in Gottes andere Domäne hinüber; niemand erklärte genau, woran sie gestorben war, obwohl Gerüchte umherzogen wie treibende Leichen im Stauwasser des Hudson. Ein Herzinfarkt, wurde uns zuerst gesagt; daraus wurde einen oder zwei Tage später, nach der Einäscherung, ein Gehirnschlag. Der Leichenbeschauer erkannte auf Tod durch Unglücksfall; das war heutzutage auf jeden Sterbefall anwendbar. Während des vergangenen langen Jahres hatte Mister Dryden niemals direkt vom Tod seiner Mutter gesprochen. Der Alte Mann, der es am besten wissen mußte, drückte sich gewählt aus: Neugier, sagte er, war der Katze Verderben.
    »Langeweile hat mit seinem Steckenpferd nichts zu tun«, sagte Mister Dryden. »In jedem Quartal hat er Millionen verbraten. Meine Millionen. Seine Millionen. Das ist der entscheidende Punkt. Millionen, die besser auf andere Weise ausgegeben würden. An der Küste. In Afrika. Auf den Märkten in Sydney. Für die Kasinos, zuallererst; wenn wir nicht investieren, wird Mariel losschlagen. Lope kam vorbei, um mir mitzuteilen, daß er an sie übergibt, da er auf unsere Hilfe nicht zählen könne.«
    »Also halfen Sie Lope …«
    Er hob die Schultern. »Er hätte geredet. So was spricht sich herum. Ich habe genug Probleme. Solche Dinge geschehen im Leben.«
    Ich fragte mich, wo sie sonst noch geschehen mochten, hielt es aber für klüger, das Thema zu wechseln und einen Bogen um eine Sache zu machen, über die man sich besser nicht den Kopf zerbrach.
    »Um wie viele Millionen geht es?« fragte

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