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Ambient 03 - Ambient

Ambient 03 - Ambient

Titel: Ambient 03 - Ambient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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tägliche Portion Staub auf. Es gab wenige Bücher im Raum oder sonstwo im Haus; der Alte Mann gehörte einer ungebildeten Generation an. Keine Gemälde hingen an den Wänden; nur über dem Kamin blickte ein großes Porträt Susie D's herab. Schrecklich denkmalmäßig, dachte ich, aber nicht ganz unpassend: wären sie damals auf den Gedanken gekommen, sie hätten Susie D im Kamin einäschern können, so riesig war er. Ich starrte eine kleine Weile das Porträt an, erinnerte mich ihrer und war beeindruckt, wie ungeschminkt das Gemälde sie in ihrer Lebenswirklichkeit zeigte: kleinwüchsig, breit, untersetzt, kalt und berechnend. In elf Jahren hatte sie keine zwei Worte zu mir gesagt, hatte es unter ihrer Würde gefunden, die bezahlte Hilfe eines Angestellten zur Kenntnis zu nehmen. Ich glaube, die einzige Person, der sie vertraute – und auch das nicht übermäßig – war Mister Dryden. Das Gemälde stellte sie sitzend dar, die geballten Fäuste im Schoß, ein behostes Bein über der Armlehne des Sessels, das graue Haar kurzgeschnitten. Man hatte das Gefühl, sie sei vom Mack-LKW geboren, aber irgendwie von der Straße abgekommen und so hier gelandet.
    Wir aßen im Speisesaal, dem größten Raum des Hauses. In der Mitte des Bodens, umgeben von großen weichen Polstern, war eine breite weiße Platte. Biff drückte auf einen Knopf; die Platte sank durch den Boden zur Küche darunter. Beladen stieg sie wieder zum Speisesaal empor. Als alle sich auf den Polstern niederließen, blies der Alte Mann in seine Pfeife; die Vorkoster betraten den Raum. Ich ließ mich vorsichtig nieder, um meine Kniescheiben zu schonen.
    »Gebt mir vom Echten«, sagte er zu den Vorkostern, die von allem kosteten. Der Alte Mann aß gebratenes Hühnchen mit Kartoffelbrei, weißer Soße über Toast und Süßkartoffeln; Mister Dryden entschied sich für ein rohes Steak und rohe Zwiebeln; wir anderen beäugten eine Vielfalt von farbigen Dingen in interessanten Formen. Die Vorkoster blieben aufrecht stehen, gaben ihre Zustimmung und watschelten davon.
    »Ich könnte es ertragen, ein paar Melodien zu hören«, sagte der Alte Mann und winkte Scooter. »Leg mal ein Tonband auf, ja?«
    Musik tönte durch den hohen Raum, Musik aus der fernen Vergangenheit: Stücke von Buddy Holly, Roy Orbison, the Band, E persönlich. Der Alte Mann legte sich auf seine Polster, sein Glas in einer Hand und in der anderen – um seine Worte zu gebrauchen – ein großes altes Hühnerbein. Seine Gespielinnen umsorgten ihn; sie hatten Dauerwellen und lackierte Nägel, trugen starkes Make-up und winzige rote Höschen mit schwarzen Reißverschlüssen vorn. Sie waren ungefähr neun Jahre alt.
    »Sex. Drogen. Gewalt. Rock and Roll«, sagte der Alte Mann und hob sein Glas. »Etwas für jeden Geschmack.«
    »Einen Toast auf das Geburtstagskind«, befahl Mister Dryden. Niemand machte Einwände.
    »Wo ist er?«
    »Junge!« rief der Alte Mann. »Mach, daß du herkommst!« Am Eingang zum Speisesaal erschien Thatcher Dryden III. Seit den Tagen, als er mit sechs Jahren versucht hatte, seinen ersten Hauslehrer zu erdrosseln, nannten wir ihn alle Würger. Er kam mit seiner üblichen Dreistigkeit auf den Tisch geschlendert.
    »Ho«, sagte er und ließ sein Springmesser herausschnellen. »Es gibt zu schneiden.«
    »Setz dich hin, Junge«, sagte der Alte Mann. »Du verpaßt deinen eigenen Geburtstag.«
    »Hi, Stella. Hi, Blanche.« Die Gespielinnen des Alten Mannes lächelten Würger zu und erröteten so tief wie ihre Höschen. Er zwickte sie; sie wanden sich. »Los, Opa, laß mich ran!«
    »Kommt nicht in Frage«, sagte der Alte Mann.
    »Ratsch, Paps«, sagte er und machte mit dem Messer eine zustoßende Bewegung gegen seinen Vater. Mister Dryden strahlte. Würger beugte sich mit der Klinge über den Tisch und spießte eine Süßkartoffel auf. Er biß die Hälfte ab und spuckte sie dann auf die weiße Tischplatte. »Schluß«, sagte er. »Wir wollen Wiener.« Er setzte sich zu seiner Mutter und küßte sie auf die Wange; sie schien es nicht zu bemerken.
    »Gut«, sagte er, »weiter!«
    Was ich von meinem Platz aus von Avalon sehen konnte, war reizend, aber ausdruckslos. Sie lag auf dem Bauch bei den Brathühnchen, den Kopf von mir gewandt und die langen Beine hinter sich ausgestreckt. Der Pullover wurde über ihr Hinterteil hochgezogen, als sie den Arm zu den Speisen ausstreckte. Mister Dryden saß neben ihr und fummelte müßig zwischen ihren Beinen, als suche er etwas. Sie schenkte ihm

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