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Ambient 03 - Ambient

Ambient 03 - Ambient

Titel: Ambient 03 - Ambient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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großer schwarzer Wagen vorgefahren, und ich winkte. Der Wagen hielt. Ich ging hin und stand daneben. Im Innern ging das Licht an. Das Fenster sank herab. Innen schien alles sehr verschwenderisch. Zwei große alte Burschen saßen neben Ihm und zielten mit Revolvern auf mich, für alle Fälle, dachte ich mir. Denn Er war es wirklich, dort drinnen. Er war herrlich anzusehen. Er trug eine dunkle Brille, und ein dunkler Umhang bedeckte Seine Kleidung. In der Hand hielt Er eine lange silberne Stablampe. Sein Haar war schwarz wie ein Rabenflügel und zurückgekämmt. Er wandte den Kopf und sah mich an, und dann sprach Er.«
    Er machte eine Pause, um zu sehen, ob wir uns an unser Stichwort erinnerten. »Was sagte er?« fragte die Hälfte von uns im Chor.
    »Naß geworden, was? Das fragte Er mich. Ich sagte ja. Er lächelte, und ein wunderbarer Ausdruck war in Seinem Gesicht. Am Wagenboden war eine große Tüte mit Käsesemmeln, und ich war hungrig und hätte Ihn beinahe um eine gebeten, tat es aber nicht. Er fragte mich nach meinem Namen, und ich sagte ihn. Er nickte und streckte Seine Hand aus dem Fenster und nahm meine. Als ich sie diesen Augenblick festhielt, fühlte ich die Elektrizität durch mich strömen und alle Macht Gottes. Ich sah, daß auch Er eine Pistole auf mich gerichtet hatte. Selbst Gott kann nicht vorsichtig genug sein, wißt ihr. Er sagte, mach ja keinen Blödsinn, mein Lieber …«
    »Und ich dachte natürlich nicht daran«, fiel ihm Würger prustend vor Vergnügen ins Wort. Der Alte Mann starrte ihn einen Augenblick lang an.
    »Und ich dachte natürlich nicht daran«, fuhr er fort. »Sie sagten alle Gute Nacht und hoben das Fenster und fuhren hinein. Das Tor fiel zu, und ich stand da im Regen. Es war offensichtlich, daß Er erfüllt war von der Herrlichkeit des Herrn …«
    Diesmal schenkte ich dem Alten Mann genauer Beachtung, versuchte Anzeichen bevorstehenden Wahnsinns zu entdecken. Er hörte sich nicht unvernünftiger an als sonst.
    »… obwohl ich, hätte ich es nicht besser gewußt, hätte schwören mögen, daß Er einen Druck gemacht hatte.«
    Avalon wälzte sich auf den Rücken und schloß die Augen, wie um zu schlafen. Ihr Pullover war vorn hochgerutscht.
    »Dann ging ich. Ich denke gern, daß ich Seinen Wünschen folgte, wie Er es von mir wollte. Wißt ihr, wenn es Jesus wirklich gegeben hätte, und er wäre in der gleichen Situation wie E gewesen, er hätte es ganz genauso gemacht.«
    Und umgekehrt, dachte ich bei mir und stellte mir E in seinem Flitteranzug und mit der Schmachtlocke vor, gekreuzigt.
    »Wo ist der Kuchen?« fragte der Alte Mann plötzlich, als sei er von einer unerwarteten Reise zurückgekehrt.
    »Ist er fertig?« fragte Würger.
    »Das will ich hoffen«,sagte der Alte Mann und drückte auf einen Knopf. Er ließ sich zurücksinken, und seine Gespielinnen warfen sich auf ihn. Wieder sank die Tischplatte mit dem Geschirr und den halbverzehrten Speisen abwärts. Einer der Gäste fiel beinahe hinterdrein, als er den letzten Bissen von seinem Teller nehmen wollte. Die Mahlzeit war beendet, wenn der Alte Mann fertig war. Als die Tafel wieder emporstieg, trug sie eine riesige, beinahe mannshohe Torte von denkwürdiger Form: eine Kombination von Graceland und dem Turmbau zu Babel mochte die zutreffendste Beschreibung sein. Zehn Kerzen waren rund um die Plattform angeordnet, auf der die Torte ruhte.
    Der Alte Mann fuhr Würger mit der Hand übers Haar, als versuche er etwas abzuwischen. »Er ist ein guter kleiner Kerl.«
    »Wünsch dir was, Junge«, sagte Mister Dryden lächelnd.
    Würger blies die Kerzen eine nach der anderen aus, um sich nicht zu überanstrengen.
    »Was hast du dir gewünscht?«
    »Einen Hubschrauber«, sagte er, die Torte beäugend. »Ist das vorgekostet und genehmigt?«
    »Du ißt nicht die Torte, Junge«, lachte der Alte Mann. »Du ißt die Füllung.«
    Das Oberteil der Torte sprang auf; ein Mädchen erhob sich aus ihrem Innern. Es war ungefähr fünfzehn, und nackt. Der Schaueffekt stellte sich nicht wie beabsichtigt ein. Halbwegs durch die Öffnung, blieb sie mit den Hüften stecken; sie zog und mühte sich hilflos, während alle schweigend zusahen. Als sie sich endlich herausgezogen hatte, geschah es mit so großer Anstrengung, daß sie das Gleichgewicht verlor und kopfüber die Seite der Torte hinabrutschte. Sie fiel gegen Mister Drydens Hosenbeine und Schuhe und beschmierte sie mit Schlagsahne und Zuckerglasur. Er sprang auf und trat sie in den Magen,

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