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Ambient 03 - Ambient

Ambient 03 - Ambient

Titel: Ambient 03 - Ambient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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sicher.«
    Das waren sie immer.
    Wir erreichten den Schießplatz, eine lange Wiese zwischen zwei Waldstücken. Am anderen Ende, bei einem Gebüsch waren fünfzehn Wachmänner in Position; ich wußte, daß hinter ihnen ein Elektrozaun verlief. Jeder Wachmann trug eine graue Sherlock Holmes-Mütze; jeder schulterte eine lange, knotige Keule. Die Beute hielt sich im nahen Gebüsch versteckt. Der Alte Mann ging hinüber zum Wildhüter, der eine hellrote Mütze trug, um nicht selbst ein Opfer der Jagdleidenschaft zu werden.
    »Was ist hereingekommen, Titus?«
    »Hatte Schwierigkeiten mit der Sendung, Sir«, sagte Titus und nickte zu einem weißen Lieferwagen, der am Rand des Schießplatzes abgestellt war. »Wie Sardinen hineingepackt. Alle erstickt.«
    »Scheiße«, sagte der Alte Mann. »Ersatz aufgetrieben?«
    »Jawohl, Sir. Frische Wagenladung. Dazu die Heruntergeschickte.«
    »Hört sich gut an. Alles fertig?«
    »Jawohl, Sir.« Titus steckte die Kassette in das tragbare Stereogerät, das er bei sich trug, und auf Mister Drydens Verlangen wurde ›All Shook Up‹ gespielt.
    »Alle in Schützenkette aufstellen!« schrie der Alte Mann. »Wenn ich das Signal gebe, im Laufschritt marsch-marsch!« Die Teilnehmer nahmen am Rand der Wiese ihre Positionen ein.
    »Sie sollten auch mal mitmachen, O'Malley«, sagte Turnbull.
    »Du kennst diesen Burschen«, lachte der Alte Mann. »Hat für Kurzweil nicht viel übrig.« Er hob einen Arm über den Kopf und schrie: »Jiih-Haah!«
    Die Schützenkette trottete über die Wiese. Die Wachmänner schlugen mit ihren Keulen auf die Büsche ein. Gestalten sprangen auf, spähten umher, rannten wie die Teufel los. Sie konnten nur hoffen, daß sie vielleicht übersehen würden, bis sie die Bäume auf der anderen Seite der Wiese erreichten. Die Chance war ungefähr so groß wie die, daß der Präsident zu den Republikanern überlaufen würde.
    »Alles Einwanderungswillige«, sagte Titus zu mir.
    Sechsundzwanzig Trophäen sprangen durch das Büchsenlicht. Alle waren nackt: Schwarze, ein paar Asiaten, der Rest Latinos. Bevor sie zu Boden ging, sah ich das Mädchen, das Mister Drydens Anzug beschmutzt hatte.
    »Jiih-Haah!«
    Sie bevorzugten Kinder; da gab es hinterher weniger aufzuräumen.
     

7
    E HE ICH MICH KURZ VOR M ITTERNACHT SCHLAFEN LEGTE , stellte ich den Wecker und legte mein Material bereit. Das Arbeitszimmer lag im ersten Stock, nahe am Treppenhaus. Mister Dryden hatte mir versichert, daß ich mühelos hineinkommen würde.
    Hätte der Wecker nicht um fünf gelärmt und mich aus meinen Tiefen geholt, wäre der Traum, den ich kurz vor dem Erwachen durchlitt, in den nachfolgenden Stunden des Schlafes verloren gegangen. Mir träumte, ich ging am Meeresstrand entlang. In der Ferne, nahe der Flutgrenze, wo die Brecher sich überschlugen, sah ich etwas zappeln. Ich lief hin, erreicht im Nu die Stelle und fand Avalon, die nackt auf dem Rücken lag, Arme und Beine im Sand begraben. Sie blickte in stummer Bitte zu mir auf; sie konnte sich nicht befreien. Ich zog sie heraus, und sie nahm meine Hand und führte mich den Strand hinauf, fort vom Ozean. Sie legte sich nieder, zog mich zu sich und drückte meinen Kopf zwischen ihre Beine. Dann wuchs sie, oder ich schrumpfte; auf einmal war ich in ihr, und alles ringsum war dunkel und naß. Ich konnte meinen Kopf nicht herausziehen, so sehr ich mich abmühte, sondern arbeitete mich nur weiter hinein; sie packte mich bei den Beinen und stieß mich schnell ganz hinein. Eine wundervolle Art, zu ertrinken, dachte ich. Auf einmal sah ich sie von oben auf dem Sand liegen, die glänzenden Zähne gebleckt, als wolle sie zubeißen. Sie stand auf, ging zum Wasser, schwamm durch die Brecher, tauchte und verschwand. Ich erwachte schwitzend und zitternd, begehrte sie nur noch mehr.
    Ich zog mich an und nahm mein Spielzeug an mich. Im Haus war es dunkel. Ich schlich durch den Korridor, lautlos die Treppe hinunter. Vor dem Arbeitszimmer angelangt, drückte ich vorsichtig gegen die Tür, und sie gab nach. Keine Signalglocke schrillte, kein Licht flammte auf; ich ging hinein und schloß die Tür hinter mir. Im Raum herrschte ein diffuses Halbdunkel. Der schwache Lichtschein kam von dem in die gegenüberliegende Wand eingebauten Aquarium. Stahlrolläden verschlossen die beiden Fenster des Raumes. Von draußen konnte kein Lichtschein hereindringen. Innerhalb von Sekunden hatten meine Augen sich angepaßt. Es gab viel zu sehen. Zu beiden Seiten des Kamins hingen die

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