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Ambient 04 - Terraplane

Ambient 04 - Terraplane

Titel: Ambient 04 - Terraplane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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Geschwindigkeit in die Seite der Grand Central Station rasen würden.
    Als das Licht verblaßte, wurde die rückwärtige Tür geöffnet.
    »Jake!« Ich wandte mich um; sah sie in unbesetzten Luftraum gleiten, ohne ein Geräusch hinausfallen zwischen Welten, ins Licht.
    »Luther!« kreischte Wanda. »Festhalten!« Mit einem Schlag verschwand das Weiß; wieder zeigten sich Umrisse. Wir flogen, so fühlte es sich an. Nachdem wir auf dem Brückenbogen gelandet und wieder abgeprallt waren, krachten wir nun auf die abwärts führende Ausfahrt zur Neunundfünfzigsten Straße. Die Antriebsachse brach mit den Hinterrädern heraus. Funken sprühten unter dem Wagen hoch, als der Rahmen über das lange vernachlässigte Pflaster schrammte und uns scheinbar nur wenig abbremste, während wir auf die Mauer zuschleuderten, die den Sektor Stadtmitte gegen den gesperrten Zugang von der Queensboro Bridge verteidigte; vor uns lag der Wachtposten an der First Avenue. Um uns erhob sich die Stadt, ihre Höhen verhüllt von nächtlichem Smog. Der schleifende Rahmen verlangsamte uns hinreichend, bevor wir gegen die Wand krachten, und ein unvorsichtiger Zug am Lenkrad drehte uns herum wie einen Kreisel, bevor wir endlich zum Stillstand kamen. Wir waren kaum zur Ruhe gekommen, als die Posten reagierten und in die Windschutzscheibe feuerten, während wir in den Fußraum krochen, wo wir von glitzernden Scherben mit dem feinen Klang eines Glockenspiels überschüttet wurden. Ich fummelte nach meiner Brieftasche, fand den venezolanischen Paß, warf ihn beiseite. Stiefeltritte näherten sich; ich hielt meinen echten Ausweis hoch und hoffte, sie würden ihn vielleicht lesen, bevor sie uns erledigten; hoffte, daß sie lesen konnten.
    Der Lauf einer Maschinenpistole stieß gegen meine Schläfe, die Brieftasche wurde meiner Hand entrissen. Mit geschlossenen Augen überlegte ich, ob der Tod zu Hause wirklich vorzuziehen sei.
    »Dryco«, flüsterte ich, wie zu meiner Geliebten.
    »Sir«, fragte der Soldat, schulterte sein Spielzeug. »Alles in Ordnung, Sir?«
    Ich stemmte mich hoch, zog Wanda mit mir, lächelte, sah die Stadt, wie sie meines Wissens auszusehen hatte; starrte wie ein Kind ins spiegelnde Helmvisier des Soldaten, zu den gläsernen Klippen, die sich um uns erhoben, zu den Stacheldrahtrollen auf der mit Schmierereien bedeckten Mauer, zu den unermüdlich tastenden Lichtkegeln der Suchscheinwerfer. Straßenlärm umbrauste uns, schreckte alle Nervenschwachen ab. Wanda öffnete die Augen und starrte in ihren neuen Abgrund. Ihre Lungen verkrampften sich beim ersten Atemzug; ihr Hustenanfall dauerte fünf Minuten, bis sie sich an die Luft gewöhnt hatte. Ich atmete tief durch, erkannte die Heimat.
    »Krankenhaus«, sagte ich, blickte über die Schulter, aber Jake war noch fort.
     

12
    Ich erwachte, als ich Wasser gegen Glas prasseln hörte; stand auf, stolperte durch Dunkelheit, um meine Pflanzen vom Balkon zu bergen, bevor der Wolkenbruch sie umbrachte. Aus peitschender Nässe kam ich wieder herein, kratzte mich, wo die Tropfen auf meiner brennenden Haut Juckreiz erzeugten. Dann stand ich in der Vier-Uhr-Morgenstille, ließ meinen Blick durch den nachthellen Raum schweifen und wußte ohne triftigen Grund, daß ein anderer nahe war. Ein Wandschmuck fiel bodenwärts, sank ohne Gewicht und landete ohne Geräusch.
    Ich bückte mich, fühlte alte Schmerzen, Überbleibsel von gebrochenen und wieder gebrochenen Knochen, von schlecht verheilten Rippen und oft erschüttertem Gehirn, hob das Foto auf, befühlte mit den Fingerspitzen den Rahmen und seine Drahtbefestigung, klemmte das Foto wieder hinein und betrachtete es, während die Augen sich an das Halbdunkel gewöhnten. Es war eine alte Farbaufnahme aus einem zugänglicherem 1939 und zeigte die spitze Nadel des Trylons in Abendbeleuchtung; die Perisphäre leuchtete blau und weiß gesprenkelt. Das Bild blieb, wo ich es wieder befestigt hatte; ein Absturz war genug.
    Noch immer, so vermutete ich, wanderte Jake zwischen den Welten, Oktobrjanas Leblosigkeit mit dem unversehrten Arm an sich gedrückt. Wo er geht, müssen auch andere gegen die Wände schlagen, damit sie ein Geräusch machen können, dort in dem Raum, durch den Panther von Kanada nach England springen, von Florida nach Boston; die Leere, durch die kleine Mädchen ohne Warnung dem mütterlichen Griff entgleiten; irgendwo im Zaun.
    Das Durchspülfenster – so der gegenwärtige Spitzname in Dryco-Kreisen – bleibt offen, obwohl die Wache seine

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