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Ambient 04 - Terraplane

Ambient 04 - Terraplane

Titel: Ambient 04 - Terraplane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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Inhärenzen. »Wir werden dem schrecklichen Verkehr auf dem Marx-Prospekt entgehen. Folgen Sie.«
    Die knochenweißen Wände des Tunnels schienen niemals die menschliche Berührung erlitten zu haben. Verborgene Entlüftungsöffnungen an beiden Enden lenkten den von oben durchbrausenden, schneidenden Wind ab; die Beleuchtung kauerte im Winkel zwischen Decke und Wand. Als wir etwa in der Mitte waren, marschierte jemand die rissigen, fleckigen Stufen herunter, die wir zu erreichen suchten.
    »Mögliches Problem«, sagte Skuratow. Der neu Erschienene trug karierte Hosen, eine Schiebermütze und einen knielangen lederartigen Mantel und sah wie ein Bewohner der südlichen Gebirgsländer aus, vielleicht ein Armenier. Auf fünf Meter Entfernung zog er eine langläufige, bläulich-metallische Omsk .44 hervor, ein Fabrikat, das nur durch offizielle Kanäle zu haben war. Die meisten russischen Schußwaffen, die in die Hände der Bürger gelangten, waren Spielzeug, wertlos selbst wenn brauchbar, und in jedem Fall illegal. Eine Omsk konnte mit etwas Glück ein kleines Flugzeug abschießen.
    »Ein Verteidiger der Öffentlichkeit«, sagte Skuratow. Das war der Jargon der Einheimischen für derartige Strolche. »Dies könnte der letzte Augenblick sein, Freunde. Bitten Sie um Gnade, wenn Sie wollen.«
    »Zdrastje«, sagte der Mann mit fröstelnder Stimme. »So schöne Kleider. Ausziehen, bitte.« Sein Russisch war unzulänglich, seine Handgelenke, wo sichtbar, waren nicht dicker als die Rohre der Rohrpost. »Runter damit!« Skuratow ließ seinen Schuba von den Schultern gleiten, warf seine Persianermütze darauf.
    »Tun Sie, wie verlangt wird«, sagte Skuratow und sah mich ruhig an. »Wenn wir nicht leben, wird es nichts ausmachen, ob wir erfrieren.«
    »Es wird«, sagte Jake. Er zog seinen leichteren Mantel aus und zeigte den weißleinenen dreiteiligen Anzug, den er das ganze Jahr trug. Er stand in ängstlicher Ehrerbietung, als ob ihm die Nationalhymne durch den Kopf brauste. Jake war nicht groß, obwohl er den Eindruck erweckte; war nicht langsam, obwohl er sich so bedachtsam bewegte, daß er ständig in Gelatine zu gleiten schien; war nicht dumm, obwohl man leicht zu dem Schluß gelangen konnte, bis man ihn zu kennen glaubte. Er wirkte überhaupt nicht gefährlich.
    »Ausziehen! Bitte gehorchen Sie, bitte.«
    Unser Terrorist schien entnervt und amateurhaft; eine Verzögerung mochte unserer Sache dienlich sein.
    »Was gibt es, Freund?« fragte ich auf türkisch, einer Sprache, die Skuratow und Jake unvertraut war, aber nicht ihm, wie ich vermutete.
    »Bruder aus Asien«, erwiderte er in derselben Sprache. »Ich bedaure.« Interessant, aber ehe mehr geschehen konnte, hob Jake den Fuß und stieß dem anderen die Pistole aus der Hand, daß sie durch den Tunnel klapperte. Der Mann schrie auf und ergriff die Flucht.
    »Schrei nicht so!« schrie Jake, daß seine Stimme durch den Fußgängertunnel hallte. Wie ein Racheengel jagte er dem Fliehenden nach, sprang und stieß ihm den Absatz zwischen die Schulterblätter, daß er wie ein gefällter Baum hinschlug. Jake wälzte ihn mit dem Stiefel auf den Rücken, dann holte er aus und schlug hart mit der Faust gegen den Adamsapfel. Der Bursche schlug mit Armen und Beinen, Krämpfe verzerrten seine Züge. Aus der Nähe gesehen, konnte er nicht älter als zwanzig Jahre sein; erinnerte mich an einen meiner vielen gefallenen Sergeanten. Jake kniete neben ihm, wie um zu beten, strich dem Jungen das lange Haar aus der Stirn.
    »Gehen wir«, sagte Skuratow, der sich wieder seines Mantels und der Pelzmütze bemächtigt hatte. »Sie sind, was wir gehört haben, Jake. Kommen Sie jetzt. Babuschki werden am Morgen ausfegen, bevor die Pendler kommen. Verlieren wir keine Zeit.« Seine Stimme verriet keine unvernünftige Gefühlsregung.
    »Warten Sie.« Jake wirbelte die erbeutete Pistole zweimal um den gestreckten Zeigefinger, um die Balance zu prüfen.
    »Lassen Sie ihn«, sagte Skuratow. »Er kann über die Irrtümer seines Lebens nachdenken.«
    »Nicht nötig, überlang zu leiden«, sagte Jake und entsicherte die Waffe. Er drückte Daumen und Finger von beiden Seiten gegen den Unterkiefer des Jungen, öffnete ihm so den Mund und steckte den Lauf hinein. »Tut's weh?« fragte er mit leiser Stimme, als beichte er einer achtlosen Mutter. »Hier. Frieden.«
    Ich schloß die Augen; im Ruhestand ist es nicht mehr erforderlich, daß Gewalt überwacht werden muß. Der Luftstoß war so laut wie der Schuß, als

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