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Ambient 04 - Terraplane

Ambient 04 - Terraplane

Titel: Ambient 04 - Terraplane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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und Mathematik. Während sie dort an der Moskauer Staatsuniversität studierte, belegte sie außerdem Kurse am Lumumba-Institut und studierte den Einsatz der Wissenschaftstheorie zu politischen Zwecken. Ein fruchtbares Feld, wie wir wissen.«
    »Keine Leitartikel, Alice.«
    »Ihre Doktorarbeit über Lyssenko wurde nie veröffentlicht, da sie zwar annehmbar, für Krasnajas Zwecke jedoch ungeeignet war. Kopien werden bis heute unter Pseudonym durch das Samisdat-Netzwerk vertrieben. Nach der Graduierung wurde sie dem Leningrader Förderprogramm für ausgewählte Dienste zugeteilt und erwarb dort Doktortitel in theoretischer Physik, technischem Umweltschutz und neurologischer Bioanpassung.«
    »Bio«, wiederholte ich. »Ist das, wie man erreicht, daß Schweine im Dunkeln leuchten?«
    »Was ihre Doktorarbeit auf diesem Gebiet betrifft, so erzeugte sie das rekombinante Genplasma, das Neurofibromatose eliminiert. Ihre Doktorarbeit in Physik ist eine Studie der militärischen Anwendungsmöglichkeiten von Tesla-Transformatoren, die unveröffentlicht bleibt.«
    »Was ist ein Tesla-Transformator?«
    »Ein Luftkern-Transformator mit Primär- und Sekundärwicklung, die ein Resonanzsystem bilden«, sagte sie. »Er wandelt Niederfrequenz-Wechselströme in hochfrequente Wechselströme um.«
    »Bitte verständlicher, Alice.«
    »Der Tesla-Transformator erzeugt hochfrequente Wechselströme hoher Spannung. Kleine Transformatoren dieses Typs sind heute weithin gebräuchlich, obwohl das Prinzip seit mehr als hundert Jahren bekannt ist. Der Erfinder, Nikola Tesla, war ein brillanter Wissenschaftler, der jedoch dazu neigte, Theorien zu entwickeln, die der praktischen Anwendung um Jahre voraus waren. Eine seiner Ideen betraf den Einsatz von Wicklungen enormer Ausmaße, die von hohen Türmen getragen werden und durch Resonanz elektrische Energie nicht nur aus der Luft, sondern aus der Erde selbst ziehen sollten, um so eine immerwährende Energiequelle zu schaffen. In der Theorie ließe sich daraus aber auch ein potentielles Instrument von enormer nichtnuklearer Zerstörungskraft machen. Ich folgere aus alledem, daß sie besonders an diesem Konzept arbeitete.«
    »Was gibt es noch?«
    »Sie ist ausgebildete Flugzeugpilotin mit sechstausend Stunden Flugpraxis, eine begabte Künstlerin mit einem feinen Blick für Perspektive, treibt seit ihrer Jugend Gymnastik. In allen Schulen, die sie besuchte, bekam sie in sämtlichen Fächern Bestnoten. Eine einzigartige Leistung, wie es scheint.«
    »Bitte ihr Bild, wenn vorhanden.«
    Im Blau des Bildschirms entstand ein Bild. Oktobrjana Ossipowa stand auf dem Roten Platz. Es war Sommer, nach ihrer leichten Bekleidung zu urteilen; sie war als eine sehr junge Frau dargestellt. Ihr dunkles Haar war hinten kurz, vorne lang geschnitten. Das Gymnastiktraining war an ihren überentwickelten Schultern, den muskulösen Schenkeln und den hohen, runden Hinterbacken abzulesen. Es war schwierig, ihre Größe zu taxieren, doch schätzte ich sie auf nicht mehr als einsfünfzig. »Gibt es keine neueren Aufnahmen?«
    »Dieses Bild ist beinahe neu«, sagte Alice. »Es wurde vor zwei Jahren aufgenommen, als sie einundzwanzig war. Abhängig vom jeweiligen Testdatum, läßt sich ihr IQ zwischen 253 und 280 einordnen, ohne daraus automatisch die Folgerung zu ziehen, daß solche Ergebnisse Anzeiger empirischer Intelligenz sind.«
    »Warum ist sie mit diesen Fähigkeiten nicht ganz oben, in der Akademie der Wissenschaften und so weiter?«
    »Vorurteile«, sagte Alice. »Sie ist eine Frau, und obendrein Georgierin. Aber maßgebend für ihre gegenwärtige Situation ist eher, daß ihre politischen Ansichten auf mehreren Gebieten entschieden von der Linie Krasnajas abweichen, wenn auch nicht so sehr, daß Verbannung oder andere drastische Maßnahmen gerechtfertigt wären. Im Anschluß an einen nicht näher bekannten Zwischenfall wurde sie vor zwei Jahren nach Dubna geschickt und erhielt eine Stelle als Assistentin von Professor Aljechin. Ich vermute, daß man mit diesem gütlichen Vergleich die bestehenden Differenzen zu entschärfen suchte.«
    »Was gibt es an Unterlagen über Experimente?«
    »Nichts.«
    »Es muß welche geben.«
    »Es gab welche.«
    »Was soll das heißen?« fragte ich.
    »Unterlagen, die auf Experimente während der zwei letzten vergangenen Jahre haben, wurden so eingespeichert, daß nicht einmal Krasnaja die darin enthaltene Information aufdecken konnte.«
    »Unmöglich.«
    »Offensichtlich nicht. Mittels

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