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Ambient 05 - Elvissey

Ambient 05 - Elvissey

Titel: Ambient 05 - Elvissey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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schrumpfen. Nicht einmal Elvis hatte jemals so lächerlich ausgesehen.
    »Schaut euch nur diese kleinen roten Dinger an«, sagte Elvis.
    »Sie haben dich zum Clown gemacht«, begann ich zu E zu sagen; hielt inne, als ich den Grad seiner eigenen Fassungslosigkeit bemerkte. »Ich bin es.« Als er wortlos mundbewegte und zu sprechen versuchte, machte ich mich auf alles gefaßt, was er nun zu mir sagen könnte; dachte daran, daß nichts ernstlich verletzten könnte, wenn es von einer solchen Gestalt kam; dachte, daß zu diesem Zeitpunkt kaum noch etwas verletzen konnte. »Du bist verstummt. Sprich.«
    »Du bist eine …«
    »Ja. Und?«
    E schlich näher an mich heran, hielt sich seitwärts, als wollte er jeden Moment flüchten, wenn es einen Fluchtweg gegeben hätte. Er streckte die Hände aus und zog sie sofort wieder zurück, als ob er fürchtete, meine Berührung könnte ihn schwärzen. Das in seinen Anzug eingenähte funkelnde Facettenglas hinterließ Nachbilder in meinen Augen. Wir standen uns einen weiteren Moment gegenüber und sahen uns an; ich schob meine Unterlippe vor, nicht um zu verführen, sondern um zu drohen. Das war der Durchbruch; er trat vor, während seine Hosen wie ein Taftunterrock raschelten, und umarmte mich. Seine Gürtelschnalle stach, als sie sich in meinen Bauch grub.
    »Sie sagten mir, du wärst krank«, sagte ich. »Ich hatte Angst, du würdest meinetwegen sterben.«
    »Noch nicht«, sagte ich.
    Sein Gesicht zerknitterte, als würde es von jemandem achtlos zusammengeknüllt und weggeworfen; bevor er seine Tränen zügeln konnte, stöhnte er leise Worte, die von der Zwangsherrschaft jeglicher Bedeutung befreit waren. »Ihr seid schlimmer als Dero«, sagte er. »Was, zum Teufel, macht ihr mit mir?«
    »E …« Ich drängte mich aus seiner Umklammerung, faßte seine Schultern, als er schwankte; hoffte, ihn aufrechthalten zu können. »Wie lange bist du schon hier drin?«
    »Seit gestern abend«, sagte er. »Woher soll ich erfahren, was um mich herum vorgeht? Ich weiß nicht einmal, wer oder was ihr seid …«
    »Man hat mich falsch verkabelt«, sagte Elvis.
    »Ist mein Aussehen so anstößig?« fragte ich. »Ich bin immer noch Isabel. So bin ich wirklich.«
    »Ich fasse es nicht. Ich kann nicht. Wie soll ich noch irgend etwas von dem glauben, was du sagst?«
    »Ich zeige dir die Wahrheit.«
    »Ja, heute. Was ist morgen? Oder übermorgen? Was wirst du dann sein? Wozu werdet ihr mich dann zwingen?«
    »Ich werde sein, was ich bin«, sagte ich. »Ich weiß nicht, was du dann tun wirst. Ich bin hier nicht der Jongleur.«
    »Das hier bist du wirklich?« fragte er, trat einen Schritt zurück, trocknete sich das Gesicht mit dem Handrücken, wobei er achtgab, daß er sich nicht an seinen Armreifen verletzte. »Ich dachte …«
    »Es stört dich, daß ich schwarz bin?« fragte ich.
    »Kein Wunder, daß es dir nicht gepaßt hat, wenn ich Nigger gesagt habe«, sagte er, wobei mit seiner Ruhe auch seine Weltvergessenheit zurückkehrte. »Warum hast dich maskiert, als wärst du eine Weiße?«
    »Was wäre mit mir in deiner Welt geschehen, wenn ich mich gezeigt hätte, wie ich bin?« fragte ich. »Was hättest du dort drüben getan?«
    Er senkte den Kopf; momentlang dachte ich, er wollte ihn in seinen Kragen zurückziehen und sich so vor mir verstecken. »Ich bin nicht so wie die andern«, sagte er. »Es war nicht recht, was sie getan haben. Es war nicht recht.«
    »Ebensowenig wie dies«, sagte ich. »Was wird gedacht?«
    »Über dich? So wie du bist?« Ich nickte. »Du bist immer noch du, oder?«
    »Ich denke schon.«
    »Das genügt mir. Du mußt bei mir bleiben, Isabel. Hier weiß ich nicht mal, was oben und was unten ist.«
    »Hätte nicht gedacht, daß ihr euch einen Verrückten ansehen wollt«, sagte Elvis. »Oder? Tjaja …«
    »Man hat das hier nachtlang gespielt?« fragte ich. E verzog das Gesicht.
    »Ohne Pause«, sagte E. »Er muß verrückt gewesen sein, als sie ihn endlich erledigt hatten. Ganz bestimmt.«
    »Leverett«, rief ich und drehte mich um. Ich staunte, daß er sich so sehr beherrscht hatte, uns nicht zu unterbrechen. E zuckte zusammen und wich ein paar Schritte in eine der Zimmerecken zurück, als die Tür offenglitt und Leverett hereintrat. »Abschalten«, sagte ich. »Abschalten oder wir reden nicht.« Er trat in den Korridor zurück und drückte die entsprechende Taste; Elvis' Stimme verstummte, und nur noch das Geräusch der Klimaanlage dumpfte die Stille. »Warum ist er so

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