Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ambient 05 - Elvissey

Ambient 05 - Elvissey

Titel: Ambient 05 - Elvissey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
Vom Netzwerk:
nicht mehr hast?«
    »Ich habe nicht nachgesehen«, log ich; unsere neulichen Unterschiede besorgten mich nicht so sehr wie unsere Ähnlichkeiten. »Selbst wenn wir uns trennen, werden wir so lange zusammenbleiben, wie unser Baby lebt …«
    »Dein Baby war es, was dich zerschmettert hat, würde ich sagen«, sagte sie. »Doch du hast dich anders überzeugt. Dein Elvis wird ebenfalls vieles übersehen, was immer du zeigst. Nichts läßt sich so leicht verzerren wie die Realität, solange man Grund dazu hat.«
    »Wir werden sehen …«
    »Wir werden. Das wird der Untergang dieses Projekts sein: Es kann den Wirklichkeiten nicht gerecht werden, die es postuliert hat. Auch der Untergang der Reoptimierung, glaube ich.«
    »Ich dachte, die Reoptimierung wäre dein Plan«, sagte ich. »Du zweifelst am Erfolg …?«
    »Es war Leveretts Plan«, sagte sie. »Sein ursprünglicher Vorschlag an Seamus. Er hat seine Vorzüge, gewiß. Unsere Wächter schienen immer zu schnell bereit, in die Haut eines Prätorianers zu schlüpfen, wenn ihnen der Schnitt gefiel. Leverett überzeugte mich von der Notwendigkeit, mit unseren Wächtern so umzuspringen, wie wir es getan haben. Sie über die Klinge springen zu lassen sollte ich sagen.«
    »Es sind Menschen, Judy«, sagte ich. »Mein Mann …«
    »Die, mit denen sie zu tun hatten, waren Menschen«, sagte sie. »Seamus und ich sind auch Menschen. Aber als der Moment kam, schlugen wir zu. Wo wären wir jetzt, sollte das erneut geschehen? Du wärst vielleicht sicher im Fahrersitz gelandet, wie auch ich gelandet bin. Dein Mann war einmal in hervorragender Position, wäre er zum Agieren bereitgewesen, wie du weißt.«
    »Er ist ehrenhaft«, sagte ich. »Er …«
    »Wir waren ehrenhaft. Es ist auf jeden Fall fraglich. Ich hatte da allerdings noch eine Idee. Würdest du sie anhören?«
    »Was ist es?«
    Sie drückte einen der Knöpfe auf ihrem Schreibtisch; neigte den Kopf, wie um Flüstern im Nebenraum zu lauschen, und schaltete dann die Kontrolle ab. »Alles okay. Es scheint mir unzweiflig, daß die Behandlung deines Mannes nicht einmal vor Leveretts Einmischung angeschlagen hat. Nachdem er jetzt wiedereingesetzt ist, wird er wieder vollkommen zugänglich sein …«
    »So ist es«, sagte ich, wobei ich meine Stimme genauso wie sie senkte. »Detailliere.«
    »Prätorianer haben auch ihren Wert«, sagte sie. »Ich denke nicht, daß er übermäßig von Leverett begeistert ist.«
    »Du schlägst vor …?«
    »Nichts«, sagte sie. »Ich habe dich meine Gedanken lesen lassen, nicht mehr. Sobald er wieder in Stellung ist und die Kontrolle verliert …«
    »Er hätte Konsequenzen zu befürchten, wenn Derartiges auftritt«, sagte ich.
    Sie nickte. »Womit zwei unserer Probleme gelöst wären.«
    »Ich werde mich nicht beteiligen«, sagte ich. »John ist nicht mehr derselbe, der er war, er ist nicht …«
    »Alte Gewohnheiten vergehen nicht, Iz«, sagte sie. »Sie versinken im Schlamm, bis der Regen sie wieder hervorwäscht. Die Flasche ruft nach ihrem Alki. Die Nadel beschwört ihren Junkie. Das Messer verlangt nach dem Mörder. Alle werden mit der Zeit wieder, wie sie waren. Aber vielleicht kennst du ihn am besten. Und wie zuvor festgestellt, dient dir dein Weg, wohin er sich auch immer windet.«
    »Was ich will, ist mein alter Job«, sagte ich. »Nichts weiter …«
    »Und du wirst ihn wiederbekommen, sobald ich das Sagen habe und Leverett nicht«, sagte sie. »Unsere Planung läuft.« Sie klopfte mir auf den Rücken; nur selten seit unserer Kindheit hatte Judy mich auf solche Weise behandelt, daß ich mir wie ein Verschwörer vorkam, wie schuldlos ich auch sein mochte. »Ich bin sicher, du wirst mir alles erzählen, was du hörst.«
     
    An jenem Morgen fand kein Treffen statt. Leverett war allein in seinem Büro. Wächter lungerten draußen an den Wänden des Korridors, nickten mir im Vorbeigehen zu und machten mich durch ihre Anwesenheit darauf aufmerksam, daß E irgendwo in der Nähe war. Leveretts Gesicht schien zu schmelzen, als er mich sah; sein Lächeln bog sich nach unten, und er senkte die Augen. »Ich habe Fragen, Leverett. Antworten Sie mir.«
    »Isabel«, sagte er, »du bist schwarz.«
    »Unzweiflig«, sagte ich und setzte mich auf einen der harten Stühle seines Büros. »Das ist alles, was Sie zu sagen haben?«
    »Sind die Perücken angekommen?« fragte er. »Es geht ihm heute nicht sehr gut, Isabel, wenn er dich so sieht, könnte er umkippen …«
    »Wußten Sie es?« Er schob sich von

Weitere Kostenlose Bücher