Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ambient 05 - Elvissey

Ambient 05 - Elvissey

Titel: Ambient 05 - Elvissey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
Vom Netzwerk:
Suspension enden, sobald ich Madam überzeugt habe zuzustimmen. Es geschah auf ihr Drängen, du weißt. Sie ist so sehr von der Reoptimierung überzeugt, daß sie nicht immer …« Er klopfte sich mit dem Finger an seine Kopfseite. »Ich kümmere mich. Hab keine Sorge.«
    »Habe ich nicht«, sagte ich, während ich an die Wiedereinsetzung meines Mannes dachte, die in meiner Handtasche steckte, verborgen zwischen Brieftasche, Spiegeln und der Puderdose, die Judy mir gegeben hatte; ich schätzte, ich sollte lippenstill bleiben, um zu warten und zu sehen, wie Leverett seine Phantasie entwickeln würde, die er vorbrachte. »Wo ist E? Ich möchte ihn sehen.«
    »Wir haben ihn gesichert«, sagte er. »Es war notwendig. Seit du hospitalisiert wurdest, hat er jede Kontrolle verloren. Sabotiert unser Programm. Besteht darauf, nach seinen Wünschen zu singen und aufzutreten, wie er will. Seine Rolle ist vorgegeben, aber er weigert sich, sie anzunehmen.«
    »Kann er nicht präsentiert werden, wie er ist?«
    »Es gibt Komplikationen«, sagte Leverett. »Auch wenn er gesichtsmäßig richtig ist und seine Stimme übereinstimmt, wenn nicht sogar besser ist, gehen er und das Bild noch nicht zusammen.«
    »In Ihrer Anschauung vielleicht. Elvii könnten anderer Meinung sein. Sie selbst haben gesagt, sie würden ihn sehen, wie sie wollen …«
    »Aber sie sollen ihn sehen, wie wir wollen«, sagte er. »Demgegenüber ist er unzugänglich. Du wirst gebraucht, Isabel. Du kannst ihn bei Laune halten.« Leverett seufzte, als er mich musterte, meine zurückgetönten Züge und mein kurzes schwarzes Haar skeptisch betrachtete. »Du konntest es jedenfalls zuvor. Du solltest es dir noch einmal überlegen, Isabel …«
    »Was überlegen? Selbst wenn ich wollte, würde ich Demelanin nicht noch einmal nehmen …«
    »Keine Verbindung ist bewiesen«, sagte er. »Wiederaufnahme der Behandlung sollte nicht so überstürzt verworfen werden …«
    »Keine Diskussion«, sagte ich. »Wo ist er?«
    »Zwei Türen weiter. Komm schon. Wollen wir hoffen, daß er sich freut, dich zu sehen.«
    Leverett ging mir voraus, als wir in den Korridor traten. Ich fand es seltsam, daß ich noch nie bemerkt hatte, daß er kleiner als ich war; als ich dann seine Haltung studierte, bemerkte ich, daß er in den Monaten, seit das Projekt imgange war, in sich zusammengesackt war. Während sein Gesicht von Jugend befleckt blieb, verriet sein Körper jeden Tag seiner Jahre. Wir passierten die Wächter, stießen sie sanft zurück, bis sie an den Wänden neben der Tür zur Ruhe kamen. »Allein, Leverett«, sagte ich. »Ich will ihn allein sehen. Kommen Sie nicht herein, bis ich es sage.«
    »Einverstanden«, sagte er und knöchelklopfte gegen die Tür. »Elvis? Du hast einen Besucher …«
    »Laßt mich hier raus!« schrie E zurück. »Ich hab' die Schnauze voll. Gestrichen voll …«
    »Was haben Sie mit ihm gemacht?« fragte ich. »Leverett …«
    »Isolation, nichts weiter«, sagte er. »Ihm Zeit zum Nachdenken geben.«
    »Laßt mich raus!« schrie E erneut. »Ich kann nicht länger …«
    Leverett trat beiseite, damit ich eintreten konnte; er legte seine Hand auf die Konsole und drückte den Türöffner; sie glitt auf. Der fensterlose Raum, in dem sie ihn hielten, war möbellos bis auf einen Stuhl. Als ich den Soundtrack in Volllautstärke von den Deckenlautsprechern kommen hörte, erkannte ich, was E angetan wurde. Während Elvis' letzter Jahre, in seiner Old Pretender-Phase, war ein Album veröffentlicht worden, das nur Sätze beinhaltete, die beiläufig auf der Bühne zwischen den Songs gesprochen worden waren, die er seinem Publikum zuwarf, während er sich offenbar zu erinnern versuchte, wo er war und was er als nächstes tun sollte. Kein anderer aufgezeichneter Text wurde von den meisten Sekten der EK außer den Fundamentalisten so geliebt wie dieses Gemurmel; kein anderes Album seines Oeuvres war qualvoller für Ungläubige zu hören.
    »Tja«, sagte Elvis, »sechzig Jahre früher«.
    Das Kostüm, das sie E angezogen hatten, war drycogelb, aus glänzendem Stoff und traditionell geschnitten. Das Futter des Anzugs verdickte seine Hüfte, so daß er dreißig Kilo schwerer aussah; sein Gürtel schien genausoviel zu wiegen wie ich und war mit einer Schnalle befestigt, die mit dem Gesicht unseres Emblems verziert war. Die Hosenbeine des Anzugs weiteten sich unter seinen Knien, wie um seine Schuhe zu verstecken, der Kragen ragte so hoch auf wie seine Krone; E schien zu

Weitere Kostenlose Bücher