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Ambient 05 - Elvissey

Ambient 05 - Elvissey

Titel: Ambient 05 - Elvissey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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sah; diese Tafel zeigte ein aufrechtstehendes Schwein, das Violine spielte, während es ein Bein himmelwärts hievte. TJUEEH, stand darauf, SIE HABEN NOCH NIE ETWAS ÄHNLICHES GESEHEN!
    »Ein Song, dachte ich.« Der Interstate verengte sich zu vierzehn spiegelglatten Bodenspuren zwischen den Städten; aber vor Trenton wie vor Philadelphia und Wilmington stieg er wieder empor, spaltete das Herz jeder Stadt und schwang sich vielspurig immer höher wie bis zum Mond. Eine Werbetafel, die immer wieder zu sehen war, versprach In drei Tagen von Küste zu Küste auf dem Interstate, und so mußte es sein, denn wir erreichten Baltimore in zweieinviertel Stunden.
    »Hast du deine Medikation eingenommen, bevor wir Queens verließen?« fragte ich John, als ich seine anhaltende Blässe bemerkte und befürchtete, die Keime dieser Welt könnten seine Abwehrkräfte überrennen.
    »Ich werde heute abend redosieren.« Die Zeit rückte gegen elf vor; nach unseren Uhren mußte es Abend sein – oder der nächste Morgen. Ich wußte es nicht; mein Zeitsinn hatte sich noch nicht an die Taktverschiebung gewöhnt.
    »Du siehst blutleer aus«, sagte ich zu ihm. »Unterrichte mich über jegliche Beschwerde, John. Trotz der Impfungen könnten uns Unbekannte infizieren, während wir hier sprechen …«
    »Keine Beschwerden, solange in Partnerschaft«, sagte er mit so sanfter Stimme, daß ich sie kaum für seine hielt. »Nichts Erwähnenswertes. Sieh dich um, Iz. So ist es, wie es sein sollte.«
    Ob John sich auf die Welt außerhalb oder die Welt innerhalb unseres Wagens bezog, war unbestimmbar; er führte es auch nicht weiter aus. Welchen Anteil die Sedation der Pseudo-Nostalgie an seiner Ruhe hatte, war ebenfalls unbestimmbar. Lullten ihn imaginierte Erinnerungen an diese illusionäre Vergangenheit mit Gedanken friedlichen Trosts ein, oder fühlten wir uns einfach wie wiedergeborene Teeny-Lover, die einem unerträglichen Elternhaus entflohen waren? Ich konnte meine eigenen Empfindungen nicht bestimmen, ganz zu schweigen von denen meines Mannes; er studierte ununterbrochen die Fossilien dieser Welt, die in der Luft aus Bernstein erstarrt waren. Ich überlegte, ob man sich an die verlorenen Qualitäten eines Geliebten erinnern konnte, wenn man sich im Geiste in ein verlorenes Haus, eine Schule oder Straße zurückversetzte; wurden die wahren Züge unweigerlich remodelliert, wenn sie erneut durch den schweren Dunst der Jahre betrachtet wurden?
    »Mit dieser Geschichte werden sie zufrieden sein, glaubst du?« fragte er und zeigte auf das orangene Buch, das ich gekauft hatte.
    »Copyright 1948«, sagte ich, als ich die Seiten öffnete. »Der Text erfordert Ergründung. Höre: ›Die Vereinigten Staaten führen den Kampf um die Demokratie an. Sie hatten Probleme und Herausforderungen zu überwinden. Sie führen die Menschen der Welt an, die an die Freiheit glauben … ‹«
    »Weißer als weiß«, zitierte John einen Werbespruch.
    »Es ist knochentrocken und simplizistisch. Die Autoren scheinen genauso geistig überfordert wie ihre Leser zu sein. ›Agenten der weltweiten kommunistischen Verschwörung waren und sind immer noch in den Vereinigten Staaten aktiv. Einige wurden sogar zu hochrangigen Beamten, und niemand weiß, wo sie sich außerdem verbergen mögen … ‹«
    »Paranoiker«, sagte John. Ohne zu vokalisieren, las ich weiter: »'Unter Trotzki hält der geschwächte Zustand der Sowjetunion an … '«
    »Was besagt das Nachrichtenblatt?« fragte er.
    »Unentzifferbares«, sagte ich und überflog erneut die Schlagzeile des Minor für Samstag, den 8. Mai 1954: GEH UND MACH HACKEPETER AUS DEINER MA – ER TAT'S. »Conrad und Weber können nach Wunsch patholinguistische Studien betreiben. Es ist eine New Yorker Lokalausgabe, nicht global. Ich habe mir ein oder zwei Seiten angesehen. Alles ist sehr unintellektuell.«
    Johns Knifelife -Exemplar ragte aus seiner Jackentasche; er hatte sich eigene Lektüre eingepackt. Als die Straße sich vor uns erneut auffächerte und Baltimore penetrierte, schaltete er den Schwungnachlader ein und füllte die Hälfte der Batterien im Fahren wieder auf; wir hatten ein solches Tempo, um das Doppelte an zu erwartender Kraft zu beziehen. Ich drückte mich gegen das dicke Polster des Sitzes und beobachtete die Vorbeikommenden; alle anderen, sowohl Fahrer als Passagiere, schienen fröhlich, gutgenährt und einheitlich kaukasisch. Ihr Anblick langweilte; also schloß ich die Augen und döste für eine Sekunde oder so

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