Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ambient 05 - Elvissey

Ambient 05 - Elvissey

Titel: Ambient 05 - Elvissey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
Vom Netzwerk:
Kehle. Nachdem ich mich erholt hatte, zog ich an der Türklinke einer Zelle und trat ein. John saß fingertrommelnd am Lenkrad, während er die Autos beobachtete, die sich die Auffahrt zur Straße hinaufschleppten. Nachdem ich die Vermittlung gewählt hatte, hörte ich ein kurzes Klingeln, gefolgt von einem Klicken.
    »Information, bitte helfen Sie«, redete ich in den Hörer. Ich gab mir Mühe, so zu formulieren, wie sie es tun würden. »Geben Sie mir Memphis, Tennessee.«
    »Moment, bitte«, sagte eine Frauenstimme. Undigitalisierte Geräusche zu hören überraschte mich; ich hatte nicht erwartet zu jemandem zu sprechen, der nicht programmiert war. »Welche Nummer in Memphis?«
    »Da ist das Problem«, sagte ich. »Haben Sie einen Presley in der Liste?«
    »Moment, bitte.« Als ich ein raschelndes Geräusch über der Statik hörte, stellte ich mir vor, daß sie gerade ein echtes Telefonbuch durchblätterte, wie unwahrscheinlich diese Vorstellung auch sein mochte. »Vornamen des Teilnehmers?«
    »Vernon«, sagte ich, »oder Gladys.«
    »Da ist weder ein Vernon noch eine Gladys Presley unter Memphis, Tennessee aufgeführt«, sagte sie. »Ich habe hier nur einen Elvis Presley.«
    »Mich trifft der Schlag«, sagte ich.
    »Bitte?«
    »Adresse, meine ich, bitte.« Sie gab durch; ich transkribierte. »Wahnsinn. Vielen Dank.« Nachdem ich eingehängt und mich aus der Telefonzelle befreit hatte, kehrte ich zu unserem Wagen zurück. Ich rief John durch das offene Fenster an.
    »Er ist hier«, sagte ich. »Wir sind dran.«
    »Setz dich und laß uns weiterbrausen.«
    »Wir bedürfen einer Landkarte«, sagte ich und sah mich um. »Dahinten ist ein Zeitschriftenladen. Sie werden damit ausgestattet sein.«
    »Beeilung«, sagte John. Mein Rock behinderte eine schnelle Fortbewegung; als ich loszustürmen versuchte, verspürte ich ein benommenes Gefühl, als wäre ich schon nach wenigen Schritten atemnötig. Der Laden war klein, nicht breiter als drei Meter; das Einzelfenster war von Zeitschriften umrahmt, die mit Metallklammern befestigt waren. Drinnen tapezierten Zeitschriften in Haltern eine Wand; Zeitungsstapel lagen auf einem Radiator und verschanzten das Fenster. Der Besitzer schien hinter einer Süßigkeitswarenbatterie zu sitzen, aber einen Moment später stellte ich fest, daß er stand. Seine anderen Kunden, zwei präpubertäre Jungen, betatschten Comichefte und starrten, als würden sie mich mental ausziehen.
    »Hallo«, sagte ich; der Besitzer sah mich steingesichtig an. »Ich brauche einen Straßenatlas. Können Sie mir damit behilflich sein?« Er richtete einen tintengeschwärzten Finger auf ein Regal neben den Jungen. »Was macht das?«
    »Einen halben Dollar«, sagte er. »Können Sie nicht lesen, Lady?«
    »Fünfzig Cents«, wiederholte ich für mich im Vertrauen, daß ich akkurat umrechnen konnte. Ich suchte zwei silberne Vierteldollars aus meinem Geldbeutel und reichte sie ihm. Er warf sie in einen Holzkasten; sie klingelten, als sie auf den vorigen Einnahmen landeten. »Und eine Zeitung«, fügte ich hinzu, während ich einen der kleineren Atlanten griff.
    »Okay. Welche?«
    Neun Stapel verschiedener Titel warteten auf meine Auswahl. »Das wird genügen«, sagte ich und nahm mir einen Daily Mirror und schlußfolgerte, daß es eine nationale und keine lokale Zeitung war.
    »Einen Nickel.« Die Münzen in meiner Börse trugen die Büste eines eingeborenen Amerikaners auf der einen und ein Tier auf der anderen Seite. Er grinste spöttisch über meine Münze. »Lady, das ist kein Nickel.«
    »Entschuldigung«, sagte ich; wieder hatte sich die Forschung geirrt. Aus meinem Geldbeutel holte ich einen Dollar.
    »Haben Sie's nicht kleiner?«
    Ich schüttelte den Kopf; als er mir die Wechselmünzen gab, prüfte ich einen seiner Nickel, konnte aber die Figuren darauf nicht wiedererkennen. »Sie haben nicht zufällig Geschichtsbücher?« fragte ich.
    »Warum sollte ich?«
    »Vielleicht jemand in der Nähe? Ich zahle gut.«
    »Hey, Lady, Sie wollen ein Geschichtsbuch?« fragte einer der Jungen. Seine Stimme klang gebrochen; nach seinem Aussehen hätte ich sein Alter höchstens auf acht geschätzt, aber seine Stimme klang eher nach fünfzehn. Ich fragte mich, ob sie hier früher geschlechtsreif wurden. »Sie können meins kaufen«, sagte er und reichte mir ein Buch, das er bei sich trug. Auf dem zerfetzten orangenen Einband standen die Worte Die Entwicklung der Amerikanischen Republik, vierte Auflage; als Autoren waren Casner

Weitere Kostenlose Bücher