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Ambient 05 - Elvissey

Ambient 05 - Elvissey

Titel: Ambient 05 - Elvissey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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und Gilbert angegeben.
    »Du brauchst es nicht?« sagte ich. »Für den Schulunterricht?«
    »Ich werde sagen, daß ich's verloren habe. Wieviel wollen Sie mir dafür geben?«
    »Einen Fünfer?« schlug ich vor und gab ihnen einen Zehner.
    »Ja, prima.« Er und sein Freund zeigten keinen Verdacht, als sie die Banknote bewunderten. Ich seufzte erleichtert und dankbar, daß eine kleinere Aufgabe unseres Auftrags so schnell erfolgreich gewesen war. Ich nahm meine Einkäufe und wollte gehen. »Hey, Lady«, sagte das Kind.
    »Ja?«
    »Wieviel dafür?« Er steckte den Zeigefinger in den Mund und schob ihn schlürfend vor und zurück, als würde er Nudeln verspeisen. Dem Gelächter des Besitzers entnahm ich, daß ihm die Nachahmung des Jungen gefiel; mir nicht. Ich ging antwortlos hinaus und beeilte mich, zu unserem Wagen zurückzukehren.
    »Polizei patrouilliert«, sagte John und legte den Gang ein, als ich mich gesetzt hatte. »Unser Aussehen scheint auf unvorhergesehene Weise zu befremden.«
    »Nimm die große Straße dort«, sagte ich; am Ende der 42sten war ein Gewirr von Zubringern, die Stacheldrahtverhau glichen. »Klink dich dort ein. Sie wird uns am schnellsten fortbringen.«
    Weder Polizei noch andere näherten sich uns, als wir in den Verkehr eintauchten. An der Neunten Avenue lenkte John uns auf die nach Jersey führende Auffahrt. Autos vor uns stoppten, starteten und stoppten erneut. Wände auf beiden Seiten der Auffahrt verdeckten unsere Sicht auf das, was uns erwartete; erst als wir zur Untermischung bereit waren, zeigte sich deutlich unser Kurs. Die Fernstraße midtownwärts hatte zwanzig Spuren; Autos, Lastwagen und Busse rasten mit enervierender Geschwindigkeit vorbei.
    »Dies wurde nicht vorgewarnt«, sagte ich.
    »Zu wenig«, sagte John. »Es ist eine Indy-Rennstrecke. Festhalten, Iz. Wir werden Straßendonnern.«
    Wir waren über dem Fluß auf der turmlosen Brücke des Highways, bevor wir uns in den Verkehrsfluß mischten. Das Wasser war von unserer Spur aus unsichtbar. »Führe mich, Iz«, sagte John, der das Lenkrad zweihändig hielt. »Wohin?«
    »Moment.« Ich öffnete unseren neuen Atlas und bestaunte das Netzdiagramm des U-Bahn-Plans. »John, es ist so anders …« Zwei Schnellstraßen – I-1 und I-2 – schnitten durch Long Island und spalteten sich vierfach auf, bevor sie Manhattan erreichten; ein zweites Paar, I-3 und I-4, kamen von Neuengland herunter und zerteilten die Bronx und Harlem, bis auch sie sich spalteten.
    »Scheiße«, sagte John, der starr die Straße fixierte. »Iz, es ist die Hölle. Schau dort, bitte.«
    Die sechs Verbindungsstraßen nach Manhattan schossen in Jersey hinein und vereinigten sich über den Resten von Weehawken und Union City und stießen einen achtzigspurigen Boulevard in den dunstigen Horizont. Nicht einmal L. A. hatte in unserer Welt, in unserer Zeit solche Straßen.
    »Was ist das Tempolimit?« fragte ich. »Überschall?«
    »Offensichtlich keins«, sagte John. »Wir müssen anpassen.« Er hielt den Wagen in der Einfahrtsspur; um uns herum beschleunigten Fahrzeuge, die wie unseres aussahen, wenn auch von zarterer Färbung, und überholten uns scheinbar ohne Anstrengung. Die Mehrzahl der Autos waren ein kleineres Modell, das nicht mehr als ein Buckel mit Trittbrett zu sein schien. Sie tauchten in Gruppen auf und schwärmten wie Insekten über die graue Haut des Highways. Einige Spuren wurden nur von doppellangen Lastern und Bussen benutzt, die genauso schnell wie die Autos fuhren, obwohl sie die zehnfache Masse hatten.
    »Wohin jetzt, Iz?« rief John. »Information, schnell!!«
    »Bleib so«, rief ich, während ich nach vorn und hinten blickte und versuchte, das gedruckte Gitternetz mit dem in Übereinstimmung zu bringen, durch das wir irrten. Hohe Stahltürme mit Dutzenden von Hinweisschildern standen alle paar hundert Meter am Straßenrand und sagten voraus, welche Spur welche Fahrzeuge wohin führen würde; bei unserer Geschwindigkeit waren die Worte nicht zu entziffern. Übergroße Werbeflächen begannen jetzt im Abstand von zwanzig Metern die Schnellstraße zu säumen; sie standen in einem sichtbaren, wenn auch unlesbaren Winkel für alle, die vorbeifuhren. »Ich habe es gleich, Moment noch …«
    »Welche Richtung?« Sieben Spuren senkten sich rechts bodenwärts, während sie wieder nach Norden führten.
    »I-3, nach Süden«, sagte ich und fixierte unsere Position auf der Jersey-Karte. Als ich durch den Dunst die Lichter eines nahenden Turmes sah,

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