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Ambient 05 - Elvissey

Ambient 05 - Elvissey

Titel: Ambient 05 - Elvissey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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davongetragen. »Verdammt, Sie benehmen sich, als wäre er Ihr Freund oder was, Sie …«
    »Er ist mein Ehemann«, sagte ich. »Tun Sie ihm nicht wieder weh.«
    »Sie sind verheiratet?« fragte E und starrte uns an. »Das ist ja'n Ding! Na gut, helfen Sie ihm aufzustehen!«
    »Rühren Sie ihn nicht an.«
    »Hatte ich nach Möglichkeit auch nicht vor«, sagte E lachend und rieb sich die Finger am Waffengriff, als wenn diese Berührung gegenseitige Freude brachte. »Er sieht ziemlich erbärmlich dort unten aus, nicht wahr?«
    Als ich meinen Mann aufrichtete, erinnerte ich mich, daß der Elvis unserer Welt ein Zwilling gewesen war; sein Bruder war totgeboren. Es wurde viel über das Wesen von Elvis' Spiegelbild spekuliert; die Jesseaner beriefen sich sogar ernstlich auf das tote Baby als ihrem Messias und wurden deshalb von allen anderen Sekten der EK exkommuniziert. Ich stellte mir vor, daß der E, mit dem wir in dieser Welt zu tun hatten, in unserer vielleicht der Zwilling war, der nie gelebt hatte, ein Überlebender, dem der Name seines Bruders gegeben worden war.
    »Los jetzt«, sagte E, holte eine zerfetzte Reisetasche unter dem Küchentisch hervor und hob sie über die Hülle seiner Mutter. »Sie gehen zuerst. Versuchen Sie keine Tricks! Wo steht der Wagen?«
    »Vor dem Haus.«
    Als wir die Küche verließen, klemmte E sich die Tasche unter den Arm und zog ein Laken vom abgenutzen Sofa im Wohnzimmer. Er hielt am Vordereingang inne, als wir auf die Veranda traten und blickte die Straße auf und ab. »Ist der Hudson Ihrer?«
    »Kein anderer.«
    »Niemand zu sehen«, sagte er. »Weitergehen. Ich bin genau hinter Ihnen, also machen Sie keine Dummheiten.« Wir überquerten den Rasen, dicht gefolgt von E. »Schließen Sie auf, falls Sie abgeschlossen haben, und legen Sie ihn auf den Rücksitz.« Während ich die Hintertür des Wagens öffnete, beobachtete ich, wie E das polychrome Metall bestaunte. »Wahnsinn! Wo haben Sie denn diesen Nigger-Schlitten her?«
    »Dieses Wort ist ungerechtfertigt«, sagte ich. »Vermeiden Sie, es in meiner Gegenwart zu benutzen. Warum die Frage?«
    »Die Farben …«
    »Sie sind sommerlich und froh.« Er starrte mich an, als würde er ein Lächeln unterdrücken, während ich John auf den Rücksitz half und auf die Seite legte, ohne die Mechanik seiner Beine zu beeinträchtigen.
    »Woher, zum Teufel, sind Sie, Lady?« fragte E und warf seine Reisetasche auf den Vordersitz.
    »Nördlich«, sagte ich. »New York.«
    »Ach ja?« E breitete das Laken über John aus und hüllte ihn ein. »Alles bereit«, sagte er. »Jetzt müssen wir ihm nur noch Münzen auf die Augen legen. Vielleicht kommen wir noch dazu.«
    »Er wird sich auf diese Weise überhitzen«, sagte ich. »Entfernen Sie das Laken.«
    »Nicht solange wir in der Stadt sind. Die Leute werden denken, daß er gekidnappt wird.«
    »Wird er das nicht?« fragte ich. »Ein verhüllter Körper würde keinen Verdacht erregen?«
    »Sie können fahren?«
    »Sie nicht?« Während unseres Trainings war ich unterrichtet worden; aber ich hatte nie gelernt, als New Yorker zu fahren.
    »Ja, aber nicht einhändig«, sagte E und winkte mir mit seiner Pistole, mich zu bewegen. »Steigen Sie ein. Wir wollen verschwinden.«
    E hielt sich in Schußposition, während ich mich hinters Lenkrad setzte, und stellte seinen Fuß auf meinen Geldbeutel; seine weißen Schuhe waren so abgewetzt wie die eines Bolschoi-Tänzers. Seine Tasche sprang auf, als er sie auf den Boden stellte, und verstreute bunte Hemden und Zeitschriften. Als er sich setzte, stieß er mit dem Kopf gegen den Türrahmen; ich machte mich bereit, seine Waffe an mich zu nehmen, wenn er sie fallenließ, aber er tat es nicht.
    »Verdammt«, sagte er und massierte seine Stirn; er mußte mein Lächeln bemerkt haben. »Los jetzt, verdammt! Fahren Sie!«
    »Wohin?«
    »Werde ich Ihnen schon sagen.«
    »Mein Mann«, sagte ich. »John. Klopf mit dem Fuß, wenn du okay bist.« Als ich in den Rückspiegel sah, erkannte ich nur das Laken. Ich drückte die Zündung und startete den Soundtrack, während sich die Batterien leise aufluden; hörte unter dem Lärm seine Schuhe gegen die Wagenseite klopfen. Ich zog meinen Schuh aus; stellte den Fuß auf den Gashebel und legte den Gang ein, nachdem ich geprüft hatte, ob die Straße frei war.
    »Passen Sie auf Kinder auf, wenn sie herausfahren«, sagte E. Der Wagen fuhr schnell und ruhig, aber ich wollte nicht auf einer dieser Interstates fahren. »An der Ampel

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