Ambient 05 - Elvissey
knochenweiße Metalldruckknöpfe, vier an jeder Manschette; der Kragen bog sich zurück, als wollte er nicht mit seiner Haut in Berührung kommen. Seine schwarzen, ausgebeulten Hosen waren von gelben Pailletten gesäumt. Seine Hand zitterte, als er seine Waffe auf uns richtete; er kaute an den Fingernägeln, konnte ich erkennen, und obwohl die Größe seiner Waffe mittelmäßig war, konnte ich das Kaliber nicht bestimmen.
»Wer, zum Teufel, sind Sie?« fragte er und leckte sich die Lippen. Eine blöde Wut wohnte in seinen Augen, als wäre er auf Mord aus, weil ihm jemand aufs Hemd geniest hatte. »Was machen Sie in meinem Haus?«
Erstarrt lauschte ich auf die Stimme meines Mannes, die nichts verriet. »Wir haben im Vorbeigehen etwas gehört«, sagte er, wobei er wie die Ruhe persönlich wirkte und vorgab, daß die Konfrontation mit einem bewaffneten Halbstarken ihm keine Angst machte. »Ein Unfall, dachten wir. Da haben wir nachgesehen.«
E trat näher; der Geruch seines Badepuders war unerträglich. »Und? Gefällt Ihnen, was Sie sehen?«
»Dann war es also ein Unfall?« fragte John sanftsprechend und betäubte mich mit Verbalopiaten, vielleicht auch E. Er sprach wie zu einem Baby, das er ohne Anstrengung in Schlaf wiegen wollte.
»Ja, ein Unfall«, sagte E, dessen Stimme sich zum störrischen Quengeln eines Kindes erhöhte und die Drohung damit verstärkte. »Vielleicht gibt's gleich noch einen Unfall. Sagen Sie mir, wer Sie sind!«
»Sie drohen?« fragte ich und versuchte die Ablenkungstechniken anzuwenden, die ich kannte. »Warum wollen sie uns etwas antun?«
»Warum sollte ich das nicht tun?« Von E's sagenhaftem Charisma war an diesem Double nichts zu spüren; doch wie enttäuschend sein Aussehen und Benehmen auch sein mochte, die Stimme war nicht zu verkennen. Sein Wortklang glich dem seines Gegenstücks, obwohl E zähschleppend artikulierte. Während ich ihn sprechen hörte, spürte ich erneut das Gefühl, das ich auch bei den Worten des Eisenhower dieser Welt verspürt hatte; ein Gefühl der Ehrfurcht, die so umfassend war, daß sie eher erschreckte als erstaunte, als stünde ich inmitten eines Hurrikans. »Was ist das für ein Akzent? Sie sind doch keine Deutschen, oder?«
Warum Deutsche …?« fragte ich.
»Warum Deutsche?« fragte John auf deutsch und wartete auf eine Reaktion.
»Ganz klar keine Polizei«, sagte E. »Halten Sie die Hände oben und stellen Sie sich gegen die Wand da. Na los!«
Meine Hände klebten an der Wand, so schmutzverschmiert war sie. Fliegen attackierten mich, während ich dort neben meinem Mann stand und mein Zittern einzuschränken versuchte, als ich mich von unserem Gastgeber abwandte. Im kurzen Augenblick zwischen unserer Drehung und seiner Berührung dachte ich an all die Stellen, auf die er seine Hand auflegen könnte; dann betatschte er meine Schulter. »Was hat deine Mutter getan, Elvis«, fragte ich und dachte, er hätte sich gestochen, als er seine Finger wegriß.
»Woher wissen Sie meinen Namen?« fragte er und faßte sich sofort wieder, um den Waffenlauf hinter meinem Ohr zu positionieren. Es war unsicher, was mein Mann in E's Aktionen und Haltung lesen würde; ich fürchtete übersehr, daß unser Opfer uns jeden Moment ohne Skrupel oder Grund exen würde, so daß ich mich nicht genug distanzieren konnte, um zu urteilen. Johns Bewegungslosigkeit zu sehen beruhigte mich nur wenig; unter diesen Umständen gab es nichts zu tun, als abwartend zu beobachten.
»Wir suchen nach Ihnen«, sagte ich.
»Weshalb?« fragte E und drückte mir die Waffe gegen den Kopf. »Sind Sie von der Regierung?«
»Sie tun mir weh«, sagte ich; gleichzeitig spürte ich, wie seine freie Hand meinen Rock hochhob und seine Finger meine Hüfte kneteten.
»Dreh'n Sie sich um!« sagte er; ich fuhr herum und war bereit zu einer Ohrfeige. Als er mir ins Gesicht sah, veränderten sich seine Züge. Immerhin war ich älter als seine Mutter, wie sehr ich auch immer getönt und geliftet worden war, wie sehr gebleicht ich aussah, mein Alter zeigte sich doch in den Fältchen um meine Augen, in den Mundwinkeln und am Hals. E zog seine Hand unter meiner Kleidung hervor; nahm die Waffe weit genug von meinem Kopf weg, damit wieder Luft dazwischenpaßte. »Ich habe nur gecheckt, ob Sie bewaffnet sind«, sagte er, wie um sich zu entschuldigen. »Mußte sein.«
»Tun Sie mir nicht wieder weh«, sagte ich. »Und berühren sie mich nicht wieder, als wäre ich Eigentum.«
»Ich werde noch mehr als das
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