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Ambient 05 - Elvissey

Ambient 05 - Elvissey

Titel: Ambient 05 - Elvissey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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links.« Er positionierte seine Waffe neben seinem Knie und bedeckte sie mit unserer Zeitung. Das Signal wechselte von Orange zu Blau, als wir uns näherten, und ich lenkte den Wagen linkswärts zur Stadtmitte. »Was ist das für ein Hudson?« fragte er, als er die Instrumente und Anzeigen auf dem Armaturenbrett studierte. »Hier drinnen sieht's wie in 'nem Düsenjäger aus.«
    »Sind Sie mit Düsenjägern vertraut?« fragte ich. »Haben Sie Luftwaffendienst abgerissen?«
    »Können Sie nicht vernünftig reden, Lady?« fragte er. Ich wunderte mich, wie viele Anachronismen mir noch über die Zunge kommen mochten. »Ich habe Bilder von Düsenjägern gesehen, wer hat das nicht?«
    Kurzzeitig sah die Nachbarschaft freundlicher aus. Mittelgroße Häuser standen neubedacht, polierte Autos schienen in der Sonne, Bewohner schnitten grünes Gras, bevor sie für eine von mehreren täglichen Mahlzeiten pausierten. »Was ist das Ziel?« fragte ich und schaltete die Klimaanlage ein, damit John nicht gekocht wurde.
    »Mississippi«, sagte er. »Ich werde Ihnen sagen, wie Sie fahren müssen.«
    »Warum Mississippi?«
    »Weil's nicht Tennessee ist«, sagte E. »Hören Sie auf, so viele blöde Fragen zu stellen, Lady. Ich will Sie nicht erschießen.«
    »Sie haben Ihre Mutter erschossen«, sagte ich.
    »Das geht niemanden was an außer mir und ihr«, sagte er mit unveränderter Stimme. »An diesem Stop-Schild wieder links.«
    Ich lenkte den Wagen auf die Dritte Straße und kam in das Geschäftsviertel. Drei Blocks weiter bildete die Interstate-Überführung einen langen, kühlen Tunnel; als wir herauskamen, waren wir mitten in der florierenden Innenstadt, deren Straßen von Bürogebäuden flankiert wurden, die nicht höher als ein Kinocenter in Westchester waren. Die Bewohner von Memphis – allesamt kaukasoid – überfüllten die breiten überdachten Gehsteige, während ihre Autos und Busse die Avenues verstopften. Die meisten Läden waren illuminiert, als wäre es Nacht, und blitzten in vielfarbigen Neonreklamen. Trotz seiner Kleinheit entsprach das Stadtzentrum von Memphis einer Urbanität, wie ich sie nur aus Filmen kannte – hier war sie gar technicoloriert und holoscharf. Mein Kleid war nicht weniger unmodisch als in New York; die meisten Männer trugen zerknitterte Seersucker, die zwischen den Schulterblättern fleckig waren. Außen vor dem prunkvollen Eingang eines größeren Gebäudes namens Peabody Hotel stand ein Metallplakat mit den Umrissen eines Vogels, das alle Menschen aufforderte: Kommen und sehen Sie unsere Enten.
    »Welche Enten?« fragte ich.
    »Sie spazieren da jeden Tag durch die Lobby, um in einem Teich drinnen zu schwimmen«, sagte E. »Das Hotel macht ein großes Brimborium daraus. Der Präsident und Filmstars kommen in die Stadt, und dann zeigt der Bürgermeister ihnen die Enten. Es ist traurig, aber wahr.«
    »Warum haben sie Enten in einem Hotel?«
    »Glauben Sie, ich schmeiße den Laden, Lady? Ich weiß es nicht.« Er selbst schien über seinen Wutausbruch überrascht zu sein; er beruhigte sich wieder, starrte fensterwärts ins Leere, während er träumte. »Als ich noch ein Kind war, wohnte in Tupelo nebenan ein Junge. Seine Eltern – es waren Christen –, schenkten ihm zu Ostern Entenküken.« Zur Rechten standen einige große Steingebäude, die die Sicht auf den Fluß versperrten und deren abweisendes Design darauf hindeutete, daß sie Regierungsbeamte beherbergten. »Er nahm sie mit raus in den Hinterhof, vergrub sie bis zum Hals und fuhr dann mit 'nem Rasenmäher drüber.«
    »Das ist unvernünftig«, sagte ich. »Hat er später gemordet?«
    »Ich habe gesagt, wenn du sie töten willst, dann töte sie doch«, sagte E. »Kein Grund, eine große Sache daraus zu machen. Der Junge war verrückt und nicht ganz beieinander.«
    Ich betrachtete den Alekhine-Knopf auf dem Armaturenbrett, für den Fall, daß unmittelbarer Transfer notwendig wurde; warf einen Blick auf die Magazine, die zwischen seinen Kleidern aus der Tasche quollen. Auf einem der Cover war ein Mann gemalt, der einen flügelbesetzten Helm trug und auf etwas starrte, das eine Fernsehübertragung des Starts einer aerodynamisch unmöglichen Rakete zu sein schien.
    »Science-fiction?« fragte ich und nickte bodenwärts. E stellte seinen Schuh auf das Magazin, als wollte er es verstecken. »Sie haben es gelesen?«
    »Es ist nicht, was Sie denken«, sagte er brummend. »Es ist nicht alles erfunden.« Hinter einigen älteren Häusern links von

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