Ambient 05 - Elvissey
fest, daß ich in der Nacht, als ich die Maus in unserer Wohnung getötet hatte, tieferen Schmerz verspürt hatte. Als ich das Herzklopfen meines Mannes spürte, während er mich umarmte, und den Schlagstock aus der Hand gleiten ließ, wurde mir endgültig bewußt, daß meine selbsterwählte Reoptimierung zwar gescheitert war, es aber keinen Grund gab, zu betrauern, daß Johns, die von anderen und nicht von ihm selbst zwangsweise durchgeführt worden war, nicht beständiger gewesen sein sollte.
»Liebe«, sagte mein Mann und schlang sich mit unmäßiger, wenn auch gewünschter Kraft um mich, um auf diese Weise wortlos den Glauben zu demonstrieren, daß wir, wenn wir uns nur eng genug aneinander drückten, schließlich unsere Körperlichkeiten verschmelzen könnten. »Liebe dich, Iz. Ich liebe dich. Ich sorgte mich …«
»Gottheit, nein …« Meine Augen fluteten so sehr, daß ich glaubte, nie wieder mit Weinen aufhören zu können. Die Tränen wuschen das Blut fort; als ich in das Gesicht meines Mannes starrte, das im Polizeilicht schien, als würde es vor Hitze glühen, sah ich, daß ich ihn mit meinem neuen Lippenstift gerötet hatte. Ich löste mich momentlang von ihm, um tiefer atemzuholen, und sah genauer das zerfetzte Loch an, das durch seine Kleidung gerissen worden war. Seine Wunde war groß genug, um mich im zerbeulten Krylar unter seiner Haut reflektiert zu sehen.
»Siehst du, Iz!« sagte John und wiegte mich. »Wir handelten unisono. Simultane Aktion, simultane Gedanken.« Er zitterte ganzkörperlich wie malariakrank. »Oh, Iz, wir sind erneuert. Ich liebe dich …«
»Ich bin kein Killer«, sagte ich. »Ich bin kein …«
»Doch, du bist«, sagte er und küßte mich mit jugendlicher Leidenschaft und interpretierte seinen eigenen Überschwang in mich hinein. »Als ich dich agieren sah, wußte ich, daß unsere Welt wieder uns gehörte. Ich liebe dich«, flüsterte er. »Laß uns unser Leben lieben. Wir sind erneuert, Iz. Wir hatten Erfolg.«
»Wirklich?« fragte ich und dachte an E. »Er wurde blutig verletzt. Wir sollten ihn bergen.«
»Er bewegt sich.« E lag embryonalgerollt neben der Mississippi-Polizeistreife und brummte leise singend, bis es ununterscheidbar war, ob er tatsächlich Worte phrasierte. Schockopiate lullten mich ein; ich löste mich aus dem Griff meines Mannes, damit wir uns mit unserem Zielobjekt befassen konnten.
»Er ist traumatisiert«, sagte ich. »Laß ihn uns nehmen und verschwinden.«
»Sie haben dir wehgetan, Iz?«
»Ja«, sagte ich und starrte die Leichen an, die wir hinterlassen hatten. »Du bist ebenfalls verletzt.«
»Fleischwunde.« John starrte mich an, als ich den zerrissenen Stoff meines Kleides über meine Brüste zu ziehen versuchte. »Wer hat deine Kleidung zerrissen?«
Ich zögerte, bevor ich antwortete, belastete uns fortan mit der gedankenlosen Pause dieses Moments. John komprimierte sein Lächeln, verbarg seine Lippen und starrte E mit einem solchen Blick an, den er mir nie zuvor auf seinem Gesicht zu sehen erlaubt hatte.
»Was wurde getan?«
»Wir waren im Wald«, sagte ich. »Dort habe ich ihn entwaffnet …«
»Er hat sich vergangen …?«
»Nein, John …« sagte ich, aber seine Reflexe waren bereits ausgelöst. »Warte!« Bevor ich ihn hindern konnte, hatte er E erreicht, hob ihn einhändig aus dem Gras und warf ihn, der immer noch in Handschellen war, auf die Motorhaube des Wagens. E katatonisierte, stellte jede Bewegung und Sprache ein und erlaubte meinen Mann, ihn aufrechtzusetzen und wie gewünscht mit ihm zu verfahren. »Hör auf!«
»Du hast sie vergewaltigt!« schrie John, während er E schlug und einen Stoß auf den nächsten folgen ließ. E's Gesicht konvexte auf der einen Seite und konkavte auf der anderen; seine Augen waren geschwärzt und so fest wie Muscheln geschlossen. Mein Mann schlug immer wieder auf E ein und pegelte sich auf einen Hieb pro Sekunde ein. »Details des Vergehens. Details ! «
»Du bringst ihn um!« rief ich und schlug mit meinen Fäusten auf Johns Rücken ein, um erfolglos seinen Rhythmus zu stören.
»Bekannt.« John nahm E's Kopf in seine Armbeuge und würgte ihn, bevor er ihn durch die Windschutzscheibe stieß. »Warum hast du sie vergewaltigt?« sagte er, während er E's Gesicht in das Glas rammte. »Warum? Warum? Warum …?«
»John!« E's Blut floß, benetzte sein Haar, rötete sein Gesicht und seine Kleidung. Sein Kinn war so geschwollen, daß ich nicht erkennen konnte, wie schwer es gebrochen war.
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