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Ambient 05 - Elvissey

Ambient 05 - Elvissey

Titel: Ambient 05 - Elvissey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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Er sah nicht mehr menschlich aus.
    »Warum?« Wieder entließ ich mich aus der Kontrolle; immer noch heimgesucht von der Wut, die ich zuvor gegen E und die Polizisten verspürt hatte, verbittert vor Zorn, der sich lange gegen meinen Mann aufbaute, holte ich aus, um alle zu verletzen, die mich jemals verletzt hatten und faustete Johns Wangenknochen, verletzte meine Hand, stieß ihn vom Wagen weg. Er ließ von E ab, während er sein Gleichgewicht wiederzuerlangen versuchte, ohne hinzufallen; meine Aktion effektierte so gut wie ein Guß kalten Wassers. Als er sich beruhigte, beeindruckte er wieder als mein Ehemann.
    »Iz«, sagte er keuchend. »Du hast mich geschlagen.«
    «Dein Angriff ist ungerechtfertigt«, sagte ich. »Er hat nicht vergewaltigt. Er versuchte und schlug fehl. Ich verhinderte den Angriff.«
    »Er versuchte …«
    »Und ich verhinderte. Wir haben all die Schläge dieser Welt eingesteckt, um ihn zurückzubringen, und während wir zum Aufbruch bereit sind, würdest du ihn leblos zurücklassen. Was ist damit bezweckt?«
    »Was wurde versucht?« fragte John, während er E beobachtete, der sich auf dem bespritzten Wagen wand. »Sag mir …!«
    Meine Wut flackerte beim Tonfall von Johns Forderung wieder auf, wurde noch dadurch intensiviert, daß ich zunehmende Schuld verspürte, mich von E während des Singens angezogen gefühlt zu haben. »Einen Kuß wollte er. Ein Kinderspiel. Ich zerrte und entwaffnete, und als ich bereit war, ihn zurückzuschleifen, tauchte die Polizei auf. Sie verletzten mich, wie du siehst. Er ruinierte mein Kleid, mehr nicht.«
    »Sprichst du wahr?« fragte John; ich hatte ihn noch nie so nervenerregt gesehen.
    »Würde ich dich anlügen?« schrie ich. »Ersetze Wut durch Logik, John. Schnellste Rückkehr ist notwendig. Nachhut wird geschickt werden, um zu sehen, was sich ereignet hat.« Als ich mich umsah, ob weitere Polizei eintraf, sah ich die Autos zwischen entweihten Gräbern parken und die zerfetzten Hüllen der Polizisten; die Suchlichter weißten den Wald, so daß er wie ein Fotonegativ aussah, wie ein Wald aus Knochen. »Vergib mir, dich geschlagen zu haben«, sagte ich. »Etwas mußte getan werden. Ich improvisierte.«
    »Vergeben«, seufzte er lügend; er log so selten, daß er sich sofort verriet. Es war momentan unfeststellbar, ob er es absichtlich oder unbewußt tat. Es machte mir Angst, daß John so unkontrolliert war; nachdem ihm befohlen worden war, nicht auf seine Gefühlsregungen achtzugeben, schien er jetzt bereit, sich von seinen tiefsten mitreißen zu lassen. »Ist er lebensfähig?« fragte John, als wenn er E nur zufällig begegnet wäre und sich nun höflich nach seinem Ergehen erkundigte. Ich ging zu unserem Zielobjekt, das blutend und annähernd lebend auf dem Wagen lag.
    »Elvis?« fragte ich und versuchte eine unverwundete Stelle zu finden, an der ich ihn berühren und trösten konnte.
    »Bringt mich heim«, flüsterte er undeutlich, als wäre seine Zunge zu geschwollen, um angemessen zu artikulieren.
    »Kannst du dich bewegen?«
    »Weiß nicht«, sagte er und schien ohnmächtig zu werden. »Was seid ihr für Leute?«
    »Warum hast du meine Frau verletzt?« fragte John, der seine Aktionen eingestellt hatte und leiser sprach, wie um dadurch harmloser zu wirken.
    »Zurück!« schrie ich meinen Mann an.
    »Sie haben die Cops getötet«, sagte E. »Die Bundespolizisten. Sie haben auf Sie geschossen, und Sie sind wieder aufgestanden.«
    »Ich weiß, wie man fällt«, sagte John ebenso monoton wie zuvor.
    »Ihr seid nicht menschlich«, sagte E. »Stimmt's?«
    »So menschlich wie jeder andere«, sagte ich.
    »Ihr seid Dero …«
    »Von tief unten«, sagte John und nickte; er hatte offenbar E's Unterhaltung mit mir mitgehört. Er hob seine Hand und fuhr mit dem Daumenrand um E's geschwollene Lider, als würde er Anweisungen für eine Anatomie-Klasse geben. »Wunderschöne Augen.«
    »Hör auf.« Ich schlug Johns Hand zur Seite; es schmerzte übersehr, als ich erkannte, daß ich ihm zumindest momentan nicht vertrauen konnte, harmlos zu bleiben. »Wir sind keine Dero«, sagte ich zu E. »Hör nicht auf ihn.«
    »Ihr seid es«, sagte er. »Ich weiß es. Was werdet ihr jetzt mit mir tun?«
    »Dich nach Hause bringen«, sagte ich. »Zu uns nach Hause.« Er jammerte in die Nacht hinaus. Ich schob ihm vorsichtig meine Hände unter den Rücken, um ihn zu bewegen; eine mit Rauschen unterlegte Stimme tönte aus dem Funkgerät des Polizeiwagens.
    »Wagen 43, bitte kommen«,

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