Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ambient 05 - Elvissey

Ambient 05 - Elvissey

Titel: Ambient 05 - Elvissey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
Vom Netzwerk:
zersplitterte. Das Schießen hörte auf, und ich nahm Rufe wahr. »Wir gehen gemeinsam …«
    »Einverstanden«, sagte ich und ließ den Deckel der Puderdose aufschnappen, als etwas Schweres gegen die Motorhaube unseres Wagens schlug. Glas regnete über mich, als ich den Daumen auf die Mitte der Dose preßte und zehn Sekunden abzählte. Ich sah nach oben und erkannte einen uniformierten Arm durch die zerbrochene Windschutzscheibe langen und eine Waffe auf meinen Mann richten. Dann weißte sich das Innere des Wagens mit Licht; jedes Geräusch außer dem Schrei meines Mannes verstummte.
    »Halt mich«, sagte John; ich kletterte auf den Vordersitz und drückte ihn auf das Polster, bevor er aus dem Wagen gezogen werden konnte. Ein Polizist trieb von unseren Fahrzeug davon, wie ein Rückenschwimmer, der unhörbar Worte mit seinem Mund formte. Als er in die Abwesenheit glitt, wurden seine Farben durchleuchtend, und seine verschwindende Gestalt schrumpfte, während sie sich in der Weiße auflöste. Als ich mich mit einem Arm gegen die Armaturen stützte und mit dem anderen die Beine meines Mannes festhielt, spürte ich mich zur Fensteröffnung gezogen; hätte ich lockergelassen, wäre ich sicher hindurchgeglitten und hätte mich im Raum dahinter verloren.
    Es gab noch einen weiteren Moment der Bewegungslosigkeit, während wir in jener gefrorenen Zeitlosigkeit schwebten; dann traten wir unvermittelt in unsere Welt ein, als wären wir von einem Eindringling mit einem Schlag ins Gesicht geweckt worden. Unsere karzinogene und willkommene Sonne stach uns mit heißen Nadeln. Ich sah durch das Fenster und erkannte, daß wir auf mehreren Betonfahrbahnen gelandet waren; zwei vielstöckige Glastürme, die vom Boden bis zum Dach mit braunen Reben vergittert waren, standen gegenüber auf beiden Seiten der Straße.
    »Iz …!« rief John, als wir gerammt wurden. Die Highways unserer Welt waren nicht so breit wie ihre; dennoch fuhren unsere Wagen fast genauso schnell. Die meisten der herannahenden Fahrzeuge verfehlten uns; das eine, mit dem wir zusammengestoßen waren, hatte genug verlangsamt, um uns nicht sofort zu exen. Wir waren im rechten Winkel zur Straße eingetreten und blockierten zwei Spuren. John erhielt einen Volltreffer; unser Wagen schleuderte den Highway hinunter, schrammte das Heck eines weiteren Fahrzeugs, bevor er durch die Leitplanken karambolierte, eine niedrige Böschung hinunter, und in einem Kudzu-Beet zur Ruhe kam. Der Wagen feuerwerkte nicht beim Aufprall; ich stellte fest, daß nichts an mir sehr blutete. Ich kämpfte jetzt nicht länger gegen den Bewußtseinsverlust, wo es nicht mehr notwendig war. Bevor ich wegdämmerte, sah ich noch durch die unverglaste Windschutzscheibe auf die rebenverhüllten Gebäude über uns; an den Simsen war das Laub entfernt worden, damit die Natur wenigstens nicht das Dryco-Emblem verdeckte. E lebte; das bestätigten seine Schreie. Als ich zu meinem Mann hinübersah, der rot im Wrack lag, fragte ich mich, wie sehr er es bedauern mochte, überlebt zu haben. Die Mitarbeiter unserer Firma brauchten nicht lange, um uns zu finden.
     

7
    »Einatmen.« Ich tat wie verlangt. »Ausatmen.«
    Drycos Klinik-Tische waren nach unserer Rückkehr genauso kalt wie sie es vorabreisig gewesen waren; die Deckenlampen blendeten wie zuvor, der vertraute geruchslose Gestank durchdrang die Luft, und meine Ärzte zeigten dieselbe warme Besorgnis, die ich von ihnen erwartete. Die Enthospitalisierung verursachte dennoch nicht soviel Trauma wie während der Behandlung. Nach einer Woche isolierter und intensiver Pflege wurde ich entlassen; anschließend verblieb nur, eine Stunde täglich unter ihrem Joch zu verbringen, damit sie meine Erholungsrate überwachen konnten.
    »Kreislauf normal«, sagte meine Krankenschwester aufzählend. »Drüsenfunktion ununterbrochen. Neuralreaktion konstant. Atmung akzeptabel. Lymphatische Konversation reaktiv …«
    Wir waren vor zwei Wochen zurückgekehrt; die New Yorker Überwachung hatte unseren Punkt auf ihren Schirmen bemerkt, als wir wiedererschienen, und nach Süden gemeldet, damit nur Minuten später unsere offenen Schäden in Mississippi behandelt wurden. Kopter kamen und evakuierten uns direkt, und schon eine Stunde nach unserer Auffindung lagen wir einzelgebettet in der Bronx, in der Dryco-Abteilung von Montefiori. An jenem Abend dämmerte ich momentlang in Bewußtsein, ohne mich um meine angeschnallten Gliedmaßen oder meinen verdrahteten Kopf zu sorgen, sobald

Weitere Kostenlose Bücher