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Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein

Titel: Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Türknopf der rechten. Das kleine Zimmer diente offenbar Charity als Schlafzimmer, denn an einem Haken hing eines der dunklen Gewänder und die entsetzliche Haube. Sonst stand nur ein schmales, hartes Bett darin, das noch ungemacht war. Ich schloß die Tür und deutete auf die andere. »Jetzt diese!«
    Obwohl wir nur geflüstert hatten, hätte man uns inzwischen in dieser Totenstille eigentlich hören müssen. Ich zog meine Pistole. »Laß mich vorangehen, Emerson!«
    »Nein, du verdirbst sonst alles.« Er klopfte leise an die Tür.
    Zu meiner Verwunderung wurde sofort geantwortet. »Ich habe Sie doch gebeten, mich in Ruhe zu lassen, Bruder David! Ich spreche mit meinem Vater!«
    Emerson rollte mit den Augen. »Hier ist nicht Bruder David, hier ist Emerson.«
    »Professor?« Und nach einer Pause: »Kommen Sie herein.«
    Emerson öffnete die Tür. Obwohl ich mich ja schon auf einen schrecklichen Anblick gefaßt gemacht hatte, war ich trotzdem überrascht. Zuerst erblickten meine Augen John, der ganz vorn auf der Bettkante saß und einen blutigen Verband um die Stirn trug. Sonst schien ihm nichts zu fehlen, und ich schickte ein kleines Dankgebet zum Himmel. Meine Erleichterung war grenzenlos.
    Auf einem der beiden Stühle saß Charity. Sie war leichenblaß und hielt den Kopf gesenkt. Nicht einmal als wir hereinkamen, sah sie auf. Am Tisch saß Ezekiel, und vor ihm lag das aufgeschlagene Testament. Außerdem hielt er eine Pistole in der Hand, die auf John gerichtet war.
    »Sie kommen gerade rechtzeitig«, sagte er sanft. »Wir haben uns gerade mit den Geistern beschäftigt, die in diesem jungen Mann wohnen. Leider haben wir kein Schwein, in das wir sie schicken könnten, also werden wir ihn töten müssen, um sie loszuwerden. Aber erst muß er seinen Retter anerkennen, damit seine Seele nicht in der Hölle schmoren muß.«
    »Das ist sehr rücksichtsvoll«, sagte Emerson. »Weshalb versuchen Sie es denn nicht mit einer Ziege oder einem Hund?«
    »Das wird nicht gehen«, gab Bruder Ezekiel zur Antwort.
    »Mr. Jones …«
    »So spricht man nicht mit mir! Nennen Sie mich bei meinem richtigen Namen, denn ich bin der Erlöser, der kommen soll, wie es von den Propheten vorhergesagt wurde.«
    »Guter Gott!« entfuhr es mir unwillkürlich.
    Emerson grinste mir zu, und Ezekiel sagte: »Sie hat auch viele böse Geister in ihrer Seele! Kommen Sie, Schwester!«
    Ich hatte die Hand mit der Pistole in den Falten meiner Hose verborgen, doch ich dachte nicht im Traum daran, sie auch zu benutzen. Wie lange war dieses arme Gehirn schon so kaputt? Er hatte doch bisher ziemlich normal gewirkt!
    Emerson schob sich ins Zimmer. »Das ist weit genug! So, und jetzt Sie, Schwester!«
    Ich wußte nicht, was ich tun sollte, denn der Raum war sehr schmal. Wenn ich geschossen hätte, hätte ich wahrscheinlich alle gefährdet. Reden schien wohl keinen Sinn mehr zu haben. Für Sekunden erschien Bruder Davids Gesicht draußen am Fenster, aber er sah so verstört aus, daß wir uns von ihm keine Hilfe erwarten durften.
    Emerson sah ihn ebenfalls, und er traf blitzschnell die einzig richtige Entscheidung. »Sehen Sie, dort, am Fenster!« schrie er, und als Ezekiel sich umdrehte, sprang Emerson los.
    Ezekiels Pistole krachte, aber die Kugel steckte harmlos in der Decke des Raumes. David schrie auf und verschwand, John sprang auf die Füße, sackte aber gleich wieder zusammen, während Charity ohnmächtig vom Stuhl glitt. Emerson warf mir Ezekiels Pistole zu und nahm den Mann in den Schwitzkasten. Plötzlich hörten wir Schritte im Wohnraum. » Mon dieu, mon dieu « , rief de Morgan, »was war denn hier los?« Gleich nach dem Franzosen erschien mein Sohn Ramses.
     
    »Daf koptife Manufkript ift an allem fuld«, sagte Ramses einige Zeit später. Ezekiel stand unter Aufsicht, und die anderen Opfer waren versorgt. Wir waren wieder zu Hause, und der etwas mitgenommen aussehende John hatte darauf bestanden, den Tee zuzubereiten.
    »Welches Manuskript?« fragte de Morgan. »Ich verstehe überhaupt nichts. Ein solches Durcheinander!«
    Ich erklärte ihm die Geschichte mit dem Manuskript. »Ich wußte, daß es etwas damit zu tun haben mußte, aber ich verstand …«
    »Das Verwirrende war, daß es zwei verschiedene Gruppen waren«, sagte Emerson. »Die Antiquitätendiebe hatten ein Schmuckversteck in Dahschûr gefunden und suchten nach weiteren. Der Anführer ließ sich als koptischer Priester in Dronkeh nieder, um von da aus die illegalen Grabungen zu überwachen

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