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Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein

Titel: Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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sagte Emerson, »sondern du.«
    »Was sagst du da, Emerson?«
    Emerson ließ mich los, ging rückwärts bis zum Bett und ließ sich auf den Deckenberg plumpsen. »An deinem Sonnenschirm ist Blut!«
    Jetzt stellte ich fest, daß ich den Schirm hielt, als wollte ich jemanden erstechen. An der Spitze befand sich tatsächlich eine dunkle Flüssigkeit, die, während ich hinstarrte, einen Tropfen bildete.
    »Berserker«, sagte Emerson kopfschüttelnd, »ist das einzig richtige Wort. Eine Berserkerwut war in dir entbrannt. Eine Löwin, die ihr Junges verteidigt …«
    Ich räusperte mich. »Emerson, ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst. Reiße eines der Leintücher in Streifen, damit wir die Verbrecher fesseln können, bevor wir uns um unsere eigenen Leute kümmern können.«
    Doch wir mußten uns nicht um sie kümmern, denn noch während wir die beiden erschreckten, zitternden Gestalten fesselten, kamen unsere Männer aus Aziyeh aufgeregt herbei und berichteten, daß sie nichts von der Gefahr bemerkt hätten, bis einer von ihnen aufgewacht wäre und in einen Gewehrlauf geschaut hätte. Einer der >verdammten Christen< hätte sie bedroht, wie Ali sich ausdrückte. Emerson erklärte die Zusammenhänge, und dann fuhr Ali mit seiner Erzählung fort. »Als ich das Gewehr sah, schrie ich und weckte die anderen. Wir durften uns nicht bewegen, Sitt Hakim, also taten wir es auch nicht, denn das Gewehr war ein Mauser-Repetiergewehr. Wenn wir gewußt hätten, daß Sie sich in Gefahr befinden, wären wir trotzdem gekommen. Plötzlich kam ein Verrückter angerannt, schrie und fuchtelte mit den Armen …«
    Nach Alis Beschreibung mußte das der Priester gewesen sein. »Er hatte einen langen Bart, und um seinen Hals hing ein Kreuz. Sein Gesicht war blutüberströmt, und er schrie wie ein altes Weib …«
    Emerson warf mir einen Blick zu, den ich lieber ignorierte. »Weiter, Ali!«
    Ali kratzte sich mit einem Finger unter dem Turban. »Beide rannten einfach weg, Sitt. Wir wußten nicht, was wir machen sollten, und redeten eine Weile. Wir fürchteten, daß der Mann uns vielleicht noch beobachten würde, und trauten uns erst jetzt hierher. Unser verehrter Vater ist vom Haschisch sehr benebelt, Sitt.«
    Abdullah sah so glücklich aus, daß wir ihn nicht weckten, sondern nur ins Bett transportierten, wo Ali ihn betreute. Ich schickte einige andere Männer mit Ramses in sein Zimmer, um dort Ordnung zu schaffen.
    Ramses druckste ein wenig herum. Er hielt das Kästchen mit dem Pektoral fest an seinen mageren Körper gepreßt und fragte schließlich: »Möchteft du mit mir fprechen, Mama?«
    »Später habe ich eine Menge zu sagen, aber jetzt sollst du erst tun, was ich gesagt habe.«
    »Ich habe eine Frage«, sagte Emerson, während er sich über den Bart strich. »Weshalb bist du hier hereingestiegen, statt Hilfe zu holen?«
    »Der Verbrecher wollte mein Pektoral ftehlen«, antwortete Ramses. »Aber ef ift meinef, ich habe ef gefunden!«
    »Aber das war doch viel zu gefährlich«, rief Emerson. »Diebe mögen es nicht, wenn man ihnen die gestohlenen Sachen wieder abnehmen will.«
    »Ef war überhaupt nicht gefährlich«, sagte Ramses ernst, »denn ich wufte, daf Mama nicht zulaffen würde, daf man mir etwaf tut.«
    Emerson räusperte sich vernehmlich und wischte sich verstohlen mit dem Ärmel über die Augen. Ramses und ich tauschten einen langen Blick. »Geh jetzt ins Bett, Ramses.«
    »Ja, Mama. Gute Nacht, Mama! Gute Nacht, Papa!«
    »Gute Nacht, mein lieber Sohn.«
    Unter seiner rauhen Schale ist Emerson ein sehr gefühlvoller Mensch, und ich ließ ihm taktvoll Zeit, sich wieder zu fassen. »Das war der größte Vertrauensbeweis, den ein Kind seinen Eltern machen kann, nicht wahr, Peabody? Warum hast du nicht ein bißchen warmherziger reagiert?«
    »Mach dir keine Gedanken. Ramses und ich verstehen einander wunderbar.«
    »Hm«, machte Emerson wieder einmal. »Und was unternehmen wir jetzt?«
    »Wir müssen nach John sehen«, sagte ich.
    »John? John! Du lieber Himmel! Wo ist der arme Kerl?«
    Emerson sprang auf, aber ich drückte ihn wieder zurück. »Es gibt nur einen Ort, wo er sein kann, aber bevor wir losstürzen, möchte ich baden und mich umziehen. Jetzt besteht keine Gefahr mehr, falls er in Gefahr war, ist jetzt ohnehin alles vorbei. Hoffen wir, daß der Mörder von Hamid und Abd el Atti ihn verschont hat.«
    Emersons Sorge um John war echt, aber erst mußte er diese Frage klären. »Dann glaubst du also diesem Verbrecher, wenn

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