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Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein

Titel: Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Franzosen vor sich. Er hörte geduldig zu, stieg sogar ab und hockte sich hin, so daß er mit Ramses auf einer Ebene verhandeln konnte. Es entstand ein ernster, aber freundlicher Dialog, der kein Ende nehmen wollte. Emerson wurde zusehends unruhiger und brummelte: »Über was reden die nur so lange? Falls er Ramses droht …«
    »Er hat jedes Recht, ihn zu versohlen«, sagte ich.
    Nachdem die Unterredung beendet war, schien de Morgan eher verwundert als ärgerlich zu sein. Er stieg wieder auf sein Pferd, und Ramses verabschiedete sich sehr höflich und kam zu uns herüber. Statt davonzureiten, starrte de Morgan hinter Ramses her und machte eine kleine Geste mit der Hand. Wenn ich es nicht besser gewußt hätte, hätte ich geschworen, daß der gebildete Direktor der Ägyptischen Antikenverwaltung das Zeichen gegen den bösen Blick gemacht hat.
     
    Wir werden nie mehr erfahren, was in diesem Evangelium des Didymus Thomas gestanden hat. Emerson hat großen Spaß daran, sich alle möglichen Dinge auszudenken. »Beschreibt er den Trick, der angewandt wurde, um die Römer davon zu überzeugen, daß ein Mensch vom Tode auferstanden war? Oder war Jesus vielleicht verheiratet und Vater einer Kinderschar? Welches Verhältnis hatte er nun wirklich zu Maria Magdalena?« Der einzige Mensch, der einen Teil des verlorenen Evangeliums gelesen hat, wird es uns nicht mehr sagen können, denn er lebt als Wahnsinniger in seinem Haus in der Nähe von Boston, Massachusetts, trägt nur einfachste Kleidung und segnet seine Gemeinde, die aus seiner opferbereiten Schwester und dem traurigen Schüler David besteht. Sicher werden die beiden eines Tages heiraten – wenn es nicht bereits geschehen ist. Sie haben sowohl ihre Ergebenheit gegenüber diesem Irren als auch ihre grenzenlose Dummheit gemeinsam. John war sicher, bald an gebrochenem Herzen zu sterben. Vier Wochen lang lief er traurig herum und preßte immer wieder die Hand auf die Stelle, wo das Herz sitzt, doch ein nettes neues Hausmädchen mit Locken und einem süßen Grübchen hat eine Besserung seines Zustandes bewirkt.
    Im März verließen wir Ägypten und kehrten nach England zurück, um unseren neuen Neffen zu begrüßen. Bevor wir gingen, hatten wir noch den Unterbau der Pyramide ausgegraben, aber leider keine großartigen Entdeckungen gemacht. Trotzdem war mir der Platz lieb geworden, und der Abschied fiel mir nur leicht, weil de Morgan uns die Genehmigung für Dahschûr für das kommende Jahr versprochen hatte. Es sah nicht so aus, als ob er das gern getan hätte, aber das belastete mich nicht. Ich freute mich schon auf die große Grabkammer inmitten der Schwarzen Pyramide, denn ich fühlte, daß dort, unter dem Wasserspiegel, eine große Sensation auf uns wartete.
    Erst als wir bereits wieder in London waren, erfuhren wir von de Morgans großartiger Entdeckung. Er hatte wunderschöne Schmuckstücke einer Prinzessin in der Nähe der Pyramide Senusrets III. gefunden. Der Bericht in der Illustrated London News war groß aufgemacht mit einem ausführlichen Bericht und einem schmeichelhaften Foto, das de Morgan mit Schnurrbart zeigte, als er die Krone der Prinzessin Khnumit einem ausgewählten Publikum vorführte. Ich konnte Emerson nur zustimmen, als er die Zeitschrift wütend hinwarf und schimpfte. »Dieser Franzose tut aber auch wirklich alles, um in die Zeitung zu kommen!«
    Eine der Ketten, die an der Mumie der Prinzessin gefunden worden waren, sah der, die Ramses entdeckt hatte, zum Verwechseln ähnlich. Ich erinnerte mich plötzlich an das lange Gespräch zwischen Ramses und de Morgan, an die überraschende Bereitschaft des letzteren, unseren Wünschen entgegenzukommen, und ich überlegte …
    Der Löwe hat sich in Chalfont gut eingelebt, und Walter hat neulich vorgeschlagen, daß wir ihm von unserem nächsten Ägyptenaufenthalt ein junges Löwenweibchen mitbringen sollen.

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