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Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein

Titel: Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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fluchte.
    Erst dann antwortete er auf meine Frage: »Ich bin doch kein Narr, der seine Zeit mit einem koptischen Manuskript vertrödelt. Nein, ich habe dies hier gesucht.« Er nahm ein kleines Kästchen aus dem Brustteil seines Gewandes und öffnete den Deckel.
    Im Licht der Lampe schimmerte das Gold, und das Blau der Lapislazulisteine und das Rot der Karneole leuchtete sanft. »Das Pektoral aus der zwölften Dynastie!« Mir stockte der Atem.
    »Nein, ein anderes Pektoral aus derselben Zeit«, korrigierte der Priester. »Sogar mit der Kette aus Gold- und Karneolperlen und zwei passenden Armreifen. Es gehörte einer Prinzessin aus dem Mittleren Reich. Es war unter dem Boden ihres Grabes verborgen und ist den Grabräubern entgangen. Es ist bereits das zweite Versteck, das wir hier in Dahschûr gefunden haben, und wenn nicht Ihr kleiner Stinker von Sohn gewesen wäre, Mrs. Emerson, hätten wir zweifellos noch mehr gefunden! Er hat in den letzten Wochen überall um Dahschûr herum gegraben. Einer meiner Männer hat ihn beobachtet, wie er das Grab der Prinzessin gefunden und diese Schmuckstücke mitgenommen hat. Wir haben es ihm anfangs gelassen, weil wir dachten, daß er dann seine Aktivitäten einstellen würde, aber das Gegenteil war der Fall! Sie haben dieses Kind verwöhnt, Mrs. Emerson. Welches Kind in diesem Alter darf selbständig Ausgrabungen durchführen?«
    Ich wollte gerade antworten, als ich etwas sah, was mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ein Gesicht drückte sich von außen ans Fenster, doch erst als die Nase zwischen zwei Holzstäben erschien, erkannte ich Ramses.
    Währenddessen sprach der Priester weiter. »Das sind die Unannehmlichkeiten, die mein Beruf so mit sich bringt. Sie werden mich jetzt entschuldigen, denn ich muß nachsehen, was meine Männer in den anderen Zimmern gefunden haben. Ich verabschiede mich, und ich nehme an, daß wir uns nicht wiedersehen werden.«
    Er ging zur Tür, während seine beiden Männer ihm nachsahen. Emerson stand mit dem Rücken zum Fenster, so daß ich die einzige war, die sah, wie der hölzerne Gitterrahmen wackelte und aufschwang. In diesem Augenblick wußte ich, wie Ramses ohne Aufsehen hatte kommen und gehen können. Ich war in einer verzweifelten Lage, weil ich ihn nicht warnen konnte, ohne ihn zu verraten.
    Weder Emerson noch ich hatten auf den letzten Satz geantwortet, doch als der Priester bereits an der Tür war, schrie Emerson hinter ihm her: »Überlassen Sie jetzt uns Ihren Henkersknechten? Die schmutzige Arbeit tun die anderen!«
    »Mein lieber Professor, Ihnen wird kein Haar gekrümmt werden, wenn Sie sich in das Unvermeidliche schicken. Meine Männer werden Sie fesseln und …« Der Priester hatte sich umgedreht und war mitten im Satz verstummt.
    Ramses fiel ins Zimmer und rappelte sich wieder hoch. Dann stürzte er sich auf den Priester. »Geben Fie ef mir zurück!« schrie er mit demselben drohenden Unterton wie sein Vater.
    Der Priester lachte verächtlich. »Du Ausgeburt des Teufels! Mustafa, packe ihn!«
    Mit einem bösartigen Grinsen auf dem Gesicht holte der Mann kurz aus und schlug zu, daß Ramses mitten auf dem Körper getroffen wurde und im hohen Bogen gegen die Wand geschleudert wurde, wo er mit einem schrecklichen Geräusch anprallte und als hilfloses Häufchen liegenblieb.
    Ich hörte Emersons Schrei und das Krachen einer Pistole. Um mich war schwarze Finsternis, und ich konnte nichts erkennen. In meinen Ohren rauschte es wie Lawinendonner …
    Irgendwann wurde mir bewußt, daß jemand meine Backe tätschelte und immer wieder meinen Namen rief. »Peabody! Peabody! Um Gottes willen …«
    Allmählich lichtete sich der Nebel vor meinen Augen. Ich stand immer noch auf meinen zwei Beinen, hielt den Sonnenschirm in der Hand, und Emerson schüttelte mich.
    Ramses saß, an die Wand gelehnt, auf dem Boden und starrte vor sich hin. Seine Arme hingen schlaff herunter, und sein Mund stand offen.
    »Du lebst«, sagte ich.
    Ramses nickte nur. Zum erstenmal hatte er offenbar die Sprache verloren.
    Emerson hatte immer noch diesen Ausdruck ungläubigen Schreckens in den Augen, doch ich konnte die Ursache nicht entdecken. Einer der Eindringlinge lag bäuchlings auf dem Boden, die Hände über dem Kopf, und der andere kauerte bibbernd in einer Zimmerecke. Der Priester war fort.
    »Offenbar hast du alles unter Kontrolle, Emerson«, sagte ich und wunderte mich, daß meine Stimme so heiser klang. »Ich gratuliere dir.«
    »Ich habe das nicht getan«,

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