Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
veranlaßt.«
    »Allerdings«, sagte ich gedankenverloren, »haben Sie die erste dieser Schwachstellen außer Kraft gesetzt, indem Sie mich entführten. Denn solange ich nicht unversehrt zu Emerson zurückkehre, wird er seine ganze Energie und seine Intelligenz darauf verwenden, Sie zu finden. Was sein Temperament anbelangt, so ist es eine entsetzliche Erfahrung, ihm unter die Augen zu treten, wenn er gereizt ist. Und Sie, mein Herr, haben ihn gereizt!«
    »Ganz recht. Denken Sie nicht, daß ich mir der Risiken nicht bewußt war. Sie dürfen mir glauben, seit ich meinen Plan verfolge, bin ich davon überzeugt, daß das Resultat diese Risiken wert ist.«
    Während er sprach, war er mir langsam näher gekommen. Ich trat zurück, umrundete das Sofa, bis ich keine weitere Rückzugsmöglichkeit mehr sah. Sethos folgte mir schleichend wie ein auf Beute lauernder Panther.
    Ich stemmte mich mit dem Rücken zur Wand, darauf vorbereitet, mich bis zum Äußersten zu verteidigen. »Legen Sie schon Ihre blutbesudelte Hand an mich, Sie Ungeheuer«, schrie ich. »Sie haben mir meinen Sonnenschirm und meine Werkzeuge weggenommen, aber denken Sie nur ja nicht, daß Sie den Willen einer Peabody brechen können! Foltern Sie mich, töten Sie mich …«
    »Foltern? Töten?« Er rang nach Atem, während er an seinem offenen Hemdkragen zerrte. »Madam! Amelia! Sie haben mich vollkommen falsch verstanden. Ich habe den Mann gestern nur getötet und vor Ihrem Zelt liegen gelassen, weil er Ihre Sicherheit bedrohte, denn er wollte den Mann an Ihrer Seite erschießen!«
    Noch ehe ich seine bemerkenswerten Worte verinnerlichen, geschweige denn auf diese reagieren konnte, warf er sich – nicht an meine Kehle, sondern mir zu Füßen. »Begehrenswerteste aller Frauen, ich bete Sie aus tiefster Seele, mit jeder Faser meines Herzens an! Ich habe Sie nicht hierhergebracht, weil ich Ihnen etwas antun wollte, sondern weil ich beabsichtigte, Ihnen die tiefe Verehrung eines hoffnungslos von Ihnen verzauberten menschlichen Geistes zuteil werden zu lassen!« Daraufhin verbarg er sein erhitztes Gesicht in den Falten meiner Hose.
14
     
    Obgleich mich die erstaunliche Wendung der Ereignisse erheblich überraschte, bot mir das keinerlei Perspektiven für die Zukunft, und mein unbeugsamer Wille siegte rasch über meine anfängliche Verwirrung. Sethos atmete immer noch heftig in der Gegend meines linken Knies. Sein Hemdkragen hatte sich gelockert und gab den Blick auf seinen Nackenwirbel frei. Der Trick war zwar beim ersten Mal fehlgeschlagen; um so mehr Grund für mich, es ein weiteres Mal zu versuchen. Ich preßte meine Handflächen fest zusammen und schlug zu.
    Das Ergebnis war mehr als zufriedenstellend. Sethos stöhnte auf und lockerte seine Umarmung. Seine Knie gaben nach, er fiel nach vorn und kopfüber auf den spiegelglatten Marmor. Hätte ich reglos verharrt, wäre sein Kopf auf meinen Füßen aufgeprallt, doch schon während er sich zusammenkrümmte, war ich auf die Tür zugestürzt.
    Vergeblich warf ich mich dagegen. Als ich mich in fieberhafter Hast umdrehte, bemerkte ich, daß Sethos auf mich zukam. Die getönte Brille war hinuntergefallen. Seine schwarzen Augen – seine braunen Augen – oder waren sie grau? Welche Farbe sie auch immer hatten, sie sprühten vor Mordlust oder vielleicht, gemessen an seinem mir gerade enthüllten Geständnis, vor einer anderen Lust. Verzweifelt fuhr ich mit meiner Hand über meine Hose und hoffte wider besseres Wissen, daß man doch irgendeinen Gegenstand übersehen hatte – mein Federmesser, meine Schere, vielleicht auch nur eine Schachtel Streichhölzer. Er hatte mich schon fast erreicht, als mir in meiner abgrundtiefen Verzweiflung ein Geistesblitz kam. Der Gürtel selbst! Er war sechs Zentimeter breit, aus dickem, geschmeidigen Leder mit einer schweren Stahlschnalle gearbeitet. Ich nahm ihn ab und wirbelte ihn furchterregend durch die Luft.
    »Zurück!« brüllte ich. »Bleiben Sie stehen, oder ich werde Ihnen ein Andenken verpassen, das Ihnen als untrügliches Zeichen erhalten bleibt und von keiner Verkleidung kaschiert werden kann!«
    Sethos sprang mit geschmeidiger Anmut zurück. Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. »Das«, bemerkte er, »ist es, was ich an Ihnen so liebe, Amelia. Sie lassen jede Vernunft, jede Vorsicht so bewundernswert unbekümmert außer acht. Der Mann, der Ihr Leben teilt, hat sicherlich nie Langeweile.
    Bitte legen Sie den Gürtel weg und seien Sie vernünftig. Selbst wenn Sie mich

Weitere Kostenlose Bücher