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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Raum, den man als Waffe hätte einsetzen können. Man hatte mir die Gegenstände von meinem Gürtel und meinen Sonnenschirm weggenommen, die Pistole aus ihrem Halfter entfernt. Selbst meine schweren Stiefel hatte man mir ausgezogen. Ich sah keine Spiegel, keine Vasen, keine Glasgegenstände irgendwelcher Art, mit deren scharfkantigen Scherben ich dem Feind eine Vene hätte aufschlitzen können. Ein grimmiges Lächeln, das Emerson alle Ehre gemacht hätte, umspielte meine Lippen. Falls Sethos befürchtete, ich könnte einen Selbstmordversuch unternehmen, um ihm seine Rache zu vergällen, hatte er mich aber erheblich unterschätzt.
    Das Betäubungsmittel hatte mich sehr durstig gemacht, aber ich hatte Angst, von den appetitlichen Früchten zu kosten oder das Wasser aus dem Springbrunnen zu trinken, obgleich ein eleganter Silberbecher daneben stand. Vorsichtig erhob ich mich, um das Zimmer zu erkunden, und war erleichtert, daß das Schwindelgefühl nicht erneut einsetzte. Die Fenster, die hinter duftigen Vorhängen verborgen waren, waren verschlossen und verriegelt. Die Fensterläden bestanden aus wunderschön geschnitztem Holz mit kleinen eingefrästen Löchern, um frische Luft hereinzulassen, doch als ich durch eines der größeren Löcher hindurchblicken wollte, sah ich aufgrund der ausgetüftelten Krümmung in den Öffnungen lediglich einen winzigen Schimmer Tageslicht. Die Riegel waren nicht erkennbar. Offenbar waren sie auf den Außenseiten der Fensterläden angebracht.
    Der einzige andere Ausgang aus dem Zimmer war eine schwere Tür hinter einem Vorhang aus Brokatdamast.
    Während ich zu meinem Sofa zurückkehrte, dachte ich über meine neuen Entdeckungen nach und sah mich zu dem Schluß gezwungen, daß sie wenig Anlaß zur Hoffnung boten. Der Raum war für einen Gefangenen bestimmt gewesen, und mir war klar, um welche Art von Gefangenen es sich dabei handeln sollte. Daß mich dieser Schurke damit erniedrigen sollte, daß er mich in einen Harem steckte, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Mein Zorn legte sich ebenfalls nicht, als ich auf dem Sofa ausgebreitet einige Kleidungsstücke entdeckte, wie sie die Lieblingsgespielinnen reicher Gönner tragen – den weichfließenden, halbdurchsichtigen Shintiyan, also eine Pluderhose, sowie die Anteree oder Weste, die die halbe Oberweite unbedeckt läßt. Eine ehrbare Frau würde selbst in der Abgeschiedenheit ihres eigenen Hauses noch etwas über dieser Garderobe tragen, doch dafür war nichts vorgesehen. Angewidert warf ich Shintiyan und Anteree zu Boden.
    In diesem Augenblick beschlich mich das Gefühl, nichts weiter tun zu können. Die Lampen befanden sich viel zu hoch, als daß ich sie hätte erreichen können, Tür und Fenster waren unbezwingbar. Möglicherweise hätte ich mir aus dem dünnen Stoff der Hose ein Seil knüpfen können, aber ein Seil wäre absolut nutzlos gewesen, es sei denn, ich hätte mich damit erhängen wollen. Trotzdem war die Situation nicht völlig hoffnungslos. In seiner ganzen Arroganz hatte Sethos es nicht für nötig gehalten, sein Hauptquartier zu wechseln. Nicht, daß ich etwa erwartete, daß Ramses’ lächerliche Idee, besagten Ort aufgrund der Rufe der Muezzins ausfindig zu machen, zum Tragen käme, aber ich wußte, daß Emerson ganz Kairo dem Erdboden gleichmachen würde, bevor er seine Suche aufgab. Gleichermaßen bestand noch Hoffnung aufgrund der von Mr. Gregson in Erfahrung gebrachten Informationen. Vielleicht waren er und Emerson ja gerade auf dem Weg zu meiner Befreiung!
    Ich könnte nicht sagen, daß mir die Zeit lang wurde, denn ich war voll und ganz damit beschäftigt, Pläne für meine Flucht zu entwickeln und wieder zu verwerfen (im großen und ganzen, so muß ich zugeben, letzteres). Ich hatte nicht die Absicht, tatenlos herumzusitzen und auf meine Rettung zu warten. Als ich ein schwaches Geräusch an der hinter dem Vorhang verborgenen Tür vernahm, sprang ich sofort auf und stürmte durch das Zimmer. Ich hatte keine große Hoffnung, daß mein Versuch erfolgreich sein würde, denn ich konnte nur meine bloßen Hände im Kampf gegen die eintretende Person einsetzen, und ich wußte auch nicht, ob sich die Tür nach innen oder außen, nach links oder rechts öffnen würde. Trotzdem muß man sein Bestes versuchen. Ich preßte meine Handflächen zusammen, wie mir das einmal ein arabischer Kämpfer aus meinem Bekanntenkreis beigebracht hatte, und stellte mich neben der Tür in Position.
    Ich sah weder, noch hörte ich, wie

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