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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Ramses fort und griff nach meinen Kleidungsstücken. Meine Sachen im Schutz der Decke anzuziehen und dabei Emerson nicht zu wecken war keine leichte Aufgabe. Als ich schließlich fertig war, mußte ich meinem Gatten tatsächlich zustimmen, daß wir gut daran täten, unser Nachtlager an der von ihm vorgeschlagenen Stelle aufzuschlagen. Ramses war beinahe noch nervenaufreibender, wenn er nicht zugegen war, da man nie wissen konnte, wann er plötzlich auftauchte.
    In der Tasse befand sich ungefähr noch ein Fingerbreit Tee. Der Rest war auf die Stufen getropft, wie ich später feststellen durfte, als ich nach unten ging.
    Die Geste war jedoch lieb gemeint gewesen, und ich dankte Ramses, den ich schließlich eifrig damit beschäftigt vorfand, auf unserem Kocher Toastscheiben zu rösten. »Wo ist Mr. Nemo?« fragte ich.
    »Draußen. Ich bot mich an, ihm ein leichtes Frühstück zuzubereiten, doch er sagte, er wollte weder den verfluchten Tee noch irgendwelchen Toast, und …«
    Während Ramses ununterbrochen weiterredete, marschierte ich ins Freie. Nemo hockte auf dem kleinen Hügel. Er hatte seinen schmuddeligen Turban umgewickelt und sah wieder aus wie ein Ägypter der untersten Gesellschaftsschicht. Ich hätte ihn niemals fälschlicherweise für einen unserer Männer gehalten, denn sie waren stolz auf ihre gepflegte äußere Erscheinung und ihre den jeweiligen Umständen entsprechenden Sitten. Sie hatten ihre Morgenmahlzeit bereits beendet, und rund um das Kochfeuer sah man das geschäftige Flattern ihrer blauweiß gestreiften Baumwollgewänder. Abdullah, der in dem von ihm bevorzugten Schneeweiß wie einer der hochgestellten Bibelpatriarchen wirkte, rief mir einen Gruß zu, den ich freundlich erwiderte. Ich fügte hinzu, daß Emerson in Kürze bereit sei, ins Grabungsgebiet aufzubrechen.
    Nemo schwieg und rührte sich nicht. »Sie sollten besser etwas essen«, sagte ich.
    »Ich fühle mich auch so recht wohl.«
    Ich hätte die Diskussion sicherlich fortgesetzt, doch eine Hand griff nach mir und zog mich zurück ins Haus. Es war Emerson, vollkommen bekleidet und in Bestform. In seiner anderen Hand hielt er ein Stück angebranntes Brot, an dem er knabberte.
    »Laß ihn in Ruhe«, sagte er mit angewidertem Gesicht, nachdem er einen verkohlten Bissen geschluckt hatte. »Offensichtlich bereut er seinen Entschluß und kämpft mit dem Wunsch, der Versuchung der Droge nachzugeben. Damit muß er ganz allein fertig werden.«
    »Wenn das der Fall ist, Emerson, muß sein Bedürfnis, etwas zu essen, doch um so größer sein. Der übermäßige Konsum von Haschisch und Opium führt zu …«
    »Sein Konsum ist nicht übermäßig gewesen.« Emerson reichte mir die Toastgabel. Ich ergriff die Gelegenheit und die Gabel. Während ich rasch eine frische Scheibe Brot zubereitete, fuhr Emerson fort: »Eigentlich bin ich mir sicher, daß er weder abhängig von Opium noch von Haschisch ist. Er nimmt das zu sich, wie manche Männer übermäßig Alkohol trinken, um ihre Probleme zu vergessen, und weil Drogen diesen jugendlichen Narren als eine faszinierende Art der Realitätsflucht erscheinen. Seine Körperkonstitution läßt erkennen, daß er nicht oft und auch nicht über einen längeren Zeitraum Drogen zu sich genommen hat. Der typische Drogenabhängige ist nämlich bis aufs Skelett abgemagert und leichenblaß, reagiert außerdem lethargisch und absolut antriebsschwach. Auf jeglichen Reiz«, fügte er mit einem vielsagenden männlichen Grinsen hinzu.
    »Nun, ich verstehe nichts davon, Emerson, aber in der Nacht, in der er Ramses half, hatte er sicherlich Drogen genommen.«
    »Er stand damals vermutlich unter dem Einfluß von Opium«, meinte Emerson kühl. »In Maßen konsumiert, wirkt es als Stimulans.«
    »Du scheinst dich sehr gut auszukennen.« Ich blickte suchend durch das Zimmer und war erleichtert, daß Ramses sich verdrückt hatte. »Emerson … hast du jemals …«
    »Oh, ja. Aber natürlich nur versuchsweise«, fügte Emerson hinzu. »Ich mache mir nichts aus dem Hochgefühl und verabscheue die Nebenwirkungen. Der maßvolle Konsum von Opium scheint aber nicht schädlicher als Alkohol oder Tabak zu sein.«
    »Ich meine, gehört zu haben, daß das der Fall ist. Außerdem geraten hauptsächlich schwache Charaktere in eine solche Abhängigkeit, die genauso leicht Opfer von Alkoholmißbrauch werden könnten, denen praktisch jegliche Moralvorstellung fehlt und die häufig noch weiteren Lastern frönen.«
    Emerson verschlang den Toast so

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