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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Marshall bekannt.«
    Ich lächelte entschuldigend. »Ganz recht, Emerson. Ich habe diesen Vortrag schon vor so vielen Touristen und anderen Ignoranten gehalten, daß ich darüber gar nicht nachgedacht habe.«
    »Auf jeden Fall, Miss Marshall, entdeckten wir, daß der illegale Handel einen gewaltigen Aufschwung erlebte, und schlossen daraus, daß irgendein kriminelles Genie dieses Geschäft an sich gerissen hatte. Diese Schlußfolgerung wurde bestätigt, als wir den intellektuellen Kopf hinter dem Ganzen persönlich kennenlernten. Unsere Nachforschungen – die Einzelheiten, die ich Ihnen trotz ihrer überaus interessanten Aspekte zum jetzigen Zeitpunkt nicht erläutern werde – störten den Ablauf innerhalb seines kriminellen Getriebes. Er ließ uns entführen und in einer Pyramide einsperren, aus der wir mit letzter Kraft entfliehen konnten. Wir hielten dieses kriminelle Genie gerade noch davon ab …«
    »Im großen und ganzen, Amelia«, sagte Emerson nachdenklich, »glaube ich, daß ich die gräßliche Bezeichnung Meisterverbrecher noch dem Begriff kriminelles Genie vorziehe.«
    »Nichts für ungut, Emerson, aber das interessiert mich herzlich wenig. Wie ich bereits sagte, Miss Marshall, jagten wir Sethos seine unrechtmäßig erworbene Beute ab, aber leider gelang es ihm, uns zu entwischen. Jetzt ist er irgendwo da draußen, verbirgt sich in den Schatten der Unterwelt und sinnt zweifellos auf Rache. Die Blumen galten als Warnung, daß sein Blick heimlich auf uns ruht und daß seine versteckten Fallen jederzeit zuschnappen können.«
    Miss Marshall rang nach Atem. »Mir bleibt fast die Luft weg, Mrs. Emerson. Was für eine aufregende Geschichte!«
    Ich dankte ihr, und Emerson knurrte: »Ich befürchte, daß Mrs. Emersons rhetorischer Stil von ihrer Vorliebe für drittklassige Schundromane beeinflußt wird. Du hast alle wichtigen Einzelheiten ausgelassen, Amelia. Ramses’ mutige Rettungsaktion …«
    »Das werde ich bei anderer Gelegenheit erzählen, Emerson. Wir sind in unserem kleinen Lager angekommen. Ich hoffe, Miss Marshall, daß es Ihnen zusagt.«
    Emersons Gesicht hellte sich auf, als er bemerkte, daß das zweite, kleinere Zelt in einiger Entfernung von unserem aufgebaut worden war. »Außer Hörweite« war, so glaube ich, der genaue Wortlaut. Ich sorgte dafür, daß das Mädchen sicher untergebracht war, und kehrte dann zu meinem Gatten zurück, der sich bereits zurückgezogen hatte. Im Inneren des Zelts war es recht dunkel. Doch als ich Emerson bat, das Licht noch einmal höherzustellen, lehnte er mit einer solchen Entschiedenheit ab, daß ich beschloß, das Thema nicht weiterzuverfolgen.
    »Ich kann aber keine Hand vor Augen sehen, Emerson«, sagte ich und kroch auf die Stelle zu, wo ich ihn vermutete.
    »Ich kann dich auch nicht sehen, aber ich kann deine glockenhelle Stimme hören«, meinte Emerson. Eine Hand umschloß meine Hosenbeine und zog mich zu sich hinunter.
    »Siehst du?« erklärte Emerson nach einer Weile. »Der Gesichtssinn ist nicht erforderlich für die Aktivitäten, die ich für den heutigen Abend geplant hatte. Es ließe sich darüber streiten, ob er nicht sogar störend ist.«
    »Ganz recht, mein geliebter Emerson. Wenn es dir allerdings nichts ausmacht, würde ich gern selbst das Netz, die Kämme und Klammern aus meinem Haar entfernen. Du hast mir gerade deinen Finger ins Auge gebohrt.«
    Als diese und andere Hindernisse für eheliche Zweisamkeit beseitigt waren, nahm Emerson mich in seine starken Arme. Da ich nicht wollte, daß das Gefühl der intensiven Zuneigung bereits im Keim erstickt würde, befreite ich vorsichtig eine Hand aus seiner Umarmung und zog rasch eine Decke über uns. Die Nächte in der Wüste sind empfindlich kühl. Außerdem hatte ich den Zelteingang offengelassen. Allerdings war ich mir sicher, daß Miss Marshall ihr Zelt verschlossen hatte, da Emerson ihr mindestens viermal erklärt hatte, daß das wegen der nächtlichen Kälte dringend nötig sei.
    Wie ich bereits an anderer Stelle dieser Aufzeichnungen erwähnt habe, bin ich keine Verfechterin der prüden Ansichten, die einige der selbsternannten Befürworter ehelicher Rechtschaffenheit vertreten. Ich schätze – nein – ich bin glücklich, daß Emerson und ich eine so tief empfundene Zuneigung füreinander teilen. Die Tatsache, daß Emerson meine äußere Erscheinung genauso anziehend findet wie meinen Charakter und meine geistigen Fähigkeiten, sollte meiner Meinung nach Anlaß zu Stolz und nicht zu

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