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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Verlegenheit geben.
    Ich will daher offen und unverblümt zugeben, daß ich in jener Nacht eine leichte Verhaltensänderung an ihm feststellte. Er war stürmischer und gleichzeitig so merkwürdig anhänglich. Das klingt widersprüchlich. War es auch. Ich weiß mir keine Erklärung dafür, ich weiß nur, daß es so war.
    Einige Zeit später, als wir unsere normale Schlafposition eingenommen hatten – Emerson flach auf dem Rücken mit vor der Brust verschränkten Armen wie ein mumifizierter ägyptischer Pharao, ich auf der Seite mit dem Kopf auf seiner Schulter ruhend –, hörte ich ihn seufzen.
    »Peabody.«
    »Ja, mein geliebter Emerson?«
    »Wenn ich mich nicht irre, gibt es da einen blödsinnigen Brauch, der sich Blumensprache nennt.«
    »Ich glaube, du irrst dich nicht, Emerson.«
    »Was haben denn rote Rosen in dieser Blumensprache zu bedeuten, Peabody?«
    »Ich habe keine Ahnung, Emerson.«
    »Ich glaube, ich kann es mir denken«, brummte Emerson.
    »Emerson, ich kann mir nicht vorstellen, warum du dich an einem so trivialen und bedeutungslosen Detail aufhalten solltest, wo wir doch so viel Wichtigeres zu besprechen haben. Heute ist einiges passiert, das ich dir gern mitteilen würde. Ich habe einen Herrn getroffen – einen sehr interessanten und attraktiven Menschen …«
    Emerson rollte sich zu meiner Seite und umarmte mich ungestüm. »Erzähl mir nichts von interessanten Herren, Peabody. Erzähl mir überhaupt nichts mehr!«
    Und erneut sorgte er dafür, daß es für mich unmöglich wurde, ihm meine Erlebnisse zu schildern, selbst wenn ich dazu fest entschlossen gewesen wäre, was ich in besagtem Augenblick allerdings nicht war.
7
     
    Als wir am nächsten Tag zum Haus zurückkehrten, fanden wir eine weitere Gruppe potentieller Grabungsarbeiter vor, die geduldig vor dem Hoftor wartete. Ramses rannte neugierig auf Enid zu, worauf sie sich in ihr Zimmer flüchtete. Nemo war nirgends zu sehen. Aber ich hatte im Eingang zum Eselsstall das Flattern eines zerlumpten Gewandes bemerkt und lief ihm hinterher.
    Nemo hatte nur einen Teil meiner Anweisungen befolgt. Er war glattrasiert und roch frisch gewaschen. Sein Haar hatte er gekämmt und mit Wasser geglättet, obwohl sich die trocknenden Locken erneut in seinem Nacken und auf seiner Stirn kringelten. Ich ermahnte mich, daß ich nicht vergessen durfte, ihm die Haare zu schneiden.
    Ich fragte ihn, warum er nicht seinen neuen Anzug angezogen hatte. Statt zu antworten, konterte er mit einer Gegenfrage: »Gibt es irgendeinen Grund, warum ich die Bekleidung der Einheimischen nicht tragen sollte, Mrs. Emerson? Ich bin mittlerweile daran gewöhnt, und außerdem ist sie wesentlich bequemer.«
    »Sie können anziehen, was Sie wollen, solange es sauber ist. Schlampigkeit lasse ich auf meinen Expeditionen nicht zu. Ist das Ihr einziges Kleidungsstück? Gut, dann werden wir es heute abend waschen, und während es trocknet, schneide ich Ihnen die Haare.«
    Mr. Nemo zog ein Gesicht wie ein kleiner Junge, der seine Medizin nicht nehmen will, aber er wußte, daß es aussichtslos war, mit mir zu streiten. »Ich frage mich, ob ich Sie wohl um eine Sonnenbrille bitten könnte, Mrs. Emerson. Die grelle Sonne schmerzt mir in den Augen.«
    »Versuchen Sie nicht, mich hinters Licht zu führen, Mr. Nemo. Ich weiß, warum Sie die Sonnenbrille haben wollen – in der dritten Schachtel auf dem zweiten Regal im Salon finden Sie eine. Es beschämt Sie, daß die junge Dame Sie erkennen könnte. Kindisch, Mr. Nemo. Überaus kindisch. Früher oder später müssen Sie ihr ohnehin gegenübertreten.«
    »Nicht, wenn ich es verhindern kann«, murmelte Nemo. »Mrs. Emerson, der ganze Unsinn von wegen Sauberkeit und Haareschneiden ist reine Zeitverschwendung. Sollten wir nicht lieber unsere ganzen Bestrebungen darauf richten, den von Ihnen erwähnten Verbrecher zu finden? Sicherlich hätten wir größere Chancen, in Kairo auf ihn zu stoßen. Ich könnte wieder in meinen früheren Unterschlupf zurück und …«
    »Nein, nein, Mr. Nemo. Sie haben nicht die geringste Vorstellung, wie man so etwas macht. Überlassen Sie das mir und befolgen Sie genauestens meine Anweisungen. Hat es letzte Nacht irgendwelche Störungen gegeben?«
    »Nein, alles war ruhig. Aber diese Information scheint Sie zu enttäuschen, Mrs. Emerson. Hatten Sie mit einem weiteren Anschlag auf Ihren Sohn gerechnet?«
    »Ich bin enttäuscht. Ich hatte tatsächlich mit einem Anschlag gerechnet – wenn auch nicht unbedingt auf Ramses.

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