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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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gutmütiger Herzlichkeit.
    »Ich bin froh, daß Sie wieder auf den Beinen sind, Miss Marshall. Wenn Sie das Gefühl eines Rückfalls verspüren, müssen Sie das Mrs. Emerson sofort mitteilen, damit sie Sie mit Brechwurz vollpumpen kann. Morgen werden wir als erstes am Fuße der Pyramide mit den Ausgrabungen beginnen. Vielleicht können Sie mir sagen …«
    Ich hielt es für richtig, mich einzumischen. »Emerson, erzähl mir doch zunächst einmal, welche Fortschritte ihr heute erzielt habt. Habt ihr irgendwelche Spuren von dem überdachten Gang gefunden?«
    Emerson runzelte die Stirn. »Nichts außer ein paar Gesteinsbrocken. Ich bezweifle nicht, daß der Gang früher einmal entlang dieser Linie verlaufen ist, aber die Plünderer hier vor Ort haben jeden Stein zu Geld gemacht. Es ist reine Zeitverschwendung, diese Arbeit fortzusetzen. Statt dessen will ich bei der Pyramide anfangen und von dort aus weitergraben. Ich möchte, daß Miss Marshall eine Gruppe von Grabungsarbeitern beaufsichtigt und …«
    Bestürzt runzelte das Mädchen die Stirn, und erneut kam ich ihr zu Hilfe. »Ich meine, es wäre besser für sie, wenn sie einige Tage mit mir zusammenarbeitete, Emerson, allein schon, damit sie sich an deine Methoden erst einmal gewöhnt – bitte verzeih mir meine Offenheit. Ich beabsichtige, mir die Nebenpyramide einmal genauer anzusehen. Es dauert sicherlich nicht lange, um herauszufinden, ob sich noch irgend etwas in der Grabkammer befindet. Falls erforderlich, können wir noch ein paar Männer anheuern.«
    »Ich weiß nicht, Peabody«, begann Emerson. Aber ich reagierte nicht auf seine Einwände, da ich aus meinem Augenwinkel heraus bemerkt hatte, wie Ramses den Mund schloß. Normalerweise hatte er immer den Mund offenstehen – entweder, um zu reden, oder, um es zumindest zu versuchen. Das plötzliche Zusammenpressen seiner Lippen wäre dem zufälligen Betrachter sicherlich entgangen, aber jahrelange Beobachtung hatte mich gelehrt, auch die geringste Veränderung in seinen unbeteiligten, wenn auch jugendlichen Zügen zu registrieren. Ich nahm mir vor, ein Wörtchen mit dem jungen Herrn Ramses zu reden. Er wußte etwas über die kleine Pyramide, vermutlich aufgrund seiner illegalen Ausgrabungen, die er im letzten Jahr in Dahschur durchgeführt hatte.
    »Also dann wäre das ja erledigt«, sagte Emerson. »Ah – es ist schon spät, meint ihr nicht?«
    »Nein, eigentlich nicht«, sagte ich abwesend, in Gedanken immer noch bei der Heimlichtuerei meines Sohnes. »Wo sind die restlichen Sachen, die ich heute mitgebracht habe?«
    Emerson deutete auf einen unordentlichen Haufen in einer Ecke des Zimmers. »Nun«, sagte ich seufzend, »wir sollten sie auf jeden Fall sortieren. Einiges davon gehört in die Zelte. Ich habe auch ein paar kleinere Teile in den Satteltaschen hertransportiert. Wo …«
    Schließlich fand ich sie draußen im Hof, wo Abdullah sie achtlos hingeworfen hatte, bevor er die Stute zu ihrem Besitzer zurückbrachte. Kopfschüttelnd trug ich sie ins Haus. Mein armes Sträußchen war aufgrund von Abdullahs Nachlässigkeit ganz zerquetscht. Emerson betrachtete es, als ich es ablegte. »Kaufst du dir selbst Blumen, Amelia?«
    »Nein, eigentlich nicht. Ein Herr hat sie mir geschenkt«, sagte ich in scherzhaftem Ton. Nicht, daß ich Emerson eifersüchtig machen wollte, denn solche Tricks sind unter der Würde einer liebenden Ehefrau. Aber ihn ein wenig zu beunruhigen konnte nicht schaden.
    Emerson schnaubte nur. »Baehler, nehme ich an. Diese Franzosen …«
    »Er ist kein Franzose, Emerson. Er ist Schweizer.«
    »Ist doch dasselbe.«
    »Um ehrlich zu sein, kenne ich den großzügigen Spender gar nicht. Der Strauß wurde mir von einem Händler übergeben, als ich das Hotel verließ. Die armen Blumen, sie waren so hübsch … Da, Emerson, riech mal, wie sie duften.«
    Impulsiv streckte ich ihm den Strauß entgegen, so daß seine untere Gesichtshälfte von den verwelkenden Blüten halb verdeckt wurde. Emersons Augen quollen aus seinem Kopf hervor. Mit einem Aufschrei schlug er nach meiner Hand. Die Blumen fielen zu Boden, und Emerson fing an, auf ihnen herumzutrampeln.
    Miss Marshall sprang von ihrem Stuhl auf und eilte mit angsterfülltem Blick in den hintersten Winkel des Zimmers. Da ich Emerson kannte, ließ ich mich von ihrer Furcht nicht anstecken, sondern hielt seine Reaktion lediglich für übertrieben und zögerte auch nicht, das zur Sprache zu bringen. »Emerson, Mr. Baehlers Geste war doch nur höflich

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