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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Mr. Nemo mir von diesem Pseudonym erzählt hatte. Sobald ich ihn davon überzeugen konnte, daß er mich nicht länger zu schütteln brauchte, lieferte ich ihm die notwendige Aufklärung. Die Auswirkungen dieser Darlegung auf meinen Ehemann sind schwer zu beschreiben. Die Veränderung seiner normalerweise anziehenden Gesichtszüge war so entsetzlich, daß Enid sich ins Freie flüchtete und Ramses sich zu der Äußerung berufen fühlte: »Eine solche Erweiterung der Blutgefäße kann einen Schock auslösen, Mama. Etwas kaltes Wasser in Papas Gesicht gespritzt …«
    Ich war nicht in der Lage, den Einsatz dieses Patentrezepts zu verhindern, denn Ramses handelte bereits, während er noch sprach, und ich muß zugeben, daß es heilsame Wirkung hatte. Emerson spuckte und fluchte, doch sein Zorn legte sich erheblich, und seine scharfe Intelligenz dominierte über seinen Wutanfall. Tropfnaß stand er einen Augenblick lang schweigend da. Dann sagte er ruhig: »Nemo ist sich mit dem Namen ganz sicher?«
    »Einen solchen Namen würde er wohl kaum erfinden, Emerson. Er hat keine Ahnung von der Ägyptologie. Und welcher Name wäre zutreffender? Denn Set war, wie wir wissen, der üble Widersacher des edlen Osiris und ist vermutlich mit dem ägyptischen Satan gleichzusetzen. Obwohl es den Anschein hat, daß er während einer bestimmten Periode der Geschichtsschreibung als hochangesehener Vertreter eines Königshauses galt. Der Name Sethos bedeutet >Mann von Set< oder >Anhänger von Set<. Ihr erinnert euch sicherlich an die Grabinschrift von Ramses dem Zweiten in Kadesch, in welcher dem Pharao die Kräfte dieser Gottheit zugesprochen werden:
    >Herr der Ehrfurcht, voll des Ruhmes,
    Gebieter über alle Völker.
    Groß an Macht und reich an Pracht,
    so wie Set auf seinem Berge. …
    Wie ein wilder Löwe im Tal der Ziegen.<
    Wie großartig dieser Vergleich doch auf die rätselhafte Person paßt, die sich Sethos als Spitznamen ausgesucht hat! Läßt seinen Blick über seine hilflosen Opfer schweifen, wie der König der Tiere …«
    »Ja, ja«, sagte Emerson. »Aber der Name hat eine weitere Bedeutung, die dir wohl entgangen ist.«
    »Sethos der Erste war der Vater von Ramses dem Zweiten«, kreischte unser Sohn gleichen Namens.
    Sein Vater warf ihm einen zutiefst vernichtenden Blick zu – es geschah überaus selten, daß Emerson den Jungen mit einer solchen Verachtung strafte.
    »Was zum Teufel hat das mit alledem zu tun?« fragte er.
    »Gar nichts«, sagte ich. »Worauf willst du denn hinaus, Emerson?«
    »Hast du vergessen, Peabody, daß Set ein rothaariger Gott war?«
     
    Selbst für einen Skeptiker wie Emerson konnte keinerlei Zweifel daran bestehen, daß das Blumenpräsent sowie das Schmuckstück von diesem Schurken, diesem Meisterverbrecher, stammten. Niemand außer ihm hätte gewagt, mich mit einem der von ihm aus einem Königsgrab geraubten, antiken Schätze zu verhöhnen – denn, wie ich kaum zu erwähnen brauche, es ist gar nicht so einfach, goldene Ringe mit einer königlichen Kartusche zu erwerben.
    Emerson und ich diskutierten immer noch über die Sache, während wir durch die silbern glitzernde Wüste in Richtung der Stumpfen Pyramide schlenderten. Ebenso wie wir mit Toilettenartikeln, Decken und anderem beladen, trottete Miss Marshall erschöpft hinter uns her. In dem Bewußtsein, daß das Mädchen sicherlich zutiefst verwirrt war, bat ich Emerson, ihr eine kurze Erklärung über unser Zusammentreffen mit dem Meisterverbrecher während der letzten Saison zu geben. Das lehnte er mit einer Heftigkeit ab, die fast noch ausgeprägter war, als es die Erwähnung des entsprechenden Namens normalerweise hervorrief, so daß ich die Aufgabe selbst übernahm.
    »Miss Marshall, Sie haben sicherlich schon von dem verabscheuungswürdigen Handel mit gestohlenen Kunstschätzen gehört. Aufgrund der riesigen Anzahl von verborgenen Gräbern und Stätten sieht sich die Antikenverwaltung außerstande, alle zu bewachen, insbesondere auch deshalb, weil die Standorte in vielen Fällen unbekannt sind. Ungeschulte einheimische und ausländische Grabungsarbeiter, die von den hohen Preisen, die solche Kunstschätze erbringen, angelockt werden, graben auf eigene Faust und unterlassen dabei häufig die sorgfältigen Aufzeichnungen, die wichtig für unsere Arbeit …«
    »Wenn sie das alles schon weiß, warum erzählst du es ihr dann noch einmal?« fragte Emerson. »Diese Tatsache ist mit Sicherheit sogar weniger erfahrenen Exkavatoren als Miss

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