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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Damenkleider anzuziehen und mit anmutigen, kleinen Schritten zu gehen?«
    Allein die Vorstellung brachte Emerson dermaßen auf, daß er für Sekundenbruchteile sprachlos war. Schließlich war es Enid, die furchtsam einwarf: »Aber, Amelia … glauben Sie wirklich, daß der Mann hinter mir her ist? Vielleicht verfolgte er Sie schon die ganze Zeit über als mutmaßliches Opfer.«
    »Gütiger Himmel«, rief Emerson. »Weisheiten von Grünschnäbeln und … äh … hm. Entschuldigen Sie, Miss Debenham. Das war exakt der Punkt, den ich zur Sprache bringen wollte, wenn ich irgendwann auch einmal zu Wort gekommen wäre.«
    »Unsinn«, entgegnete ich. »Meine Verkleidung war perfekt. Donald hat sich auch irreführen lassen …«
    »Aber ich nicht«, sagte Ramses schnell. »Ich wußte, daß du es warst. Mama, da ist etwas, was ich dir unbedingt …«
    »Da siehst du es«, rief Emerson triumphierend.
    »Die Augen der Liebe lassen sich nicht täuschen«, sagte Enid. Donald sah sie an und senkte dann rasch seinen Blick.
    Emersons Lippen wurden schmal. »Das«, sagte er, »ist es ja gerade, wovor ich Angst habe.«
     
    Emerson schien nicht bereit, diese rätselhafte Bemerkung zu entschlüsseln. Natürlich bat ihn auch niemand von uns anderen darum, da wir Wichtigeres zu klären hatten. Schließlich entschieden wir, daß wir noch ein bis zwei Tage abwarten wollten, in der Hoffnung, daß sich weitere Vorfälle abzeichneten. Das heißt, Emerson entschied so allein, denn ich hielt nichts von der Idee. Er versprach mir jedoch, mit mir gemeinsam nach Kairo zu reisen, um Informationen einzuholen, falls in den beiden folgenden Tagen nichts geschah.
    »Laßt mich doch endlich mal eine kurze Zeit ohne jede Ablenkung arbeiten«, brummte er mitleiderregend. »Die Bestimmung des Schichtgesteins neben der Pyramide ist mir immer noch nicht klar.«
    Ich wußte genau, was Emerson vorhatte. Er hatte ebensowenig wie ich die Absicht, tatenlos Sethos’ nächsten Schachzug abzuwarten. Er führte mich hinters Licht, dieser gerissene Bursche, und versuchte, in einem weiteren unserer liebenswerten kriminalistischen Wettkämpfe den Vorsprung zu erzielen. Nun, dachte ich und lächelte insgeheim – das Spiel hat zwei Teilnehmer, Professor Radcliffe Emerson! Und ich hatte noch einige Asse im Ärmel.
    »Sehr gut«, sagte ich zustimmend. »Das gibt mir die Gelegenheit, das Innere der kleineren Pyramide zu erforschen.«
    »Das wird sich als vergebliche Bemühung erweisen«, sagte Ramses. »Die Grabkammer ist leer. Tatsächlich hege ich den Verdacht, daß sie nie für ein Begräbnis gedacht gewesen ist, da ihre Ausmaße nur zwei Meter mal …«
    »Ramses«, unterbrach ich ihn.
    »Ja, Mama?«
    »Habe ich dir nicht schon bei anderer Gelegenheit verboten, ohne unsere Erlaubnis eine Pyramide zu betreten?«
    Nachdenklich schürzte Ramses die Lippen. »Das stimmt tatsächlich, Mama, und ich versichere dir, ich habe das auch nicht vergessen. Ich könnte nun darauf verweisen, daß du ja in der Nähe warst, wenn auch in einiger Entfernung, und daß ich deshalb die Anordnung im eigentlichen Sinne nicht mißachtet habe. Allerdings wäre eine solche Argumentation unaufrichtig. In der Tat befand ich mich am Rande der Öffnung – theoretisch betrachtet weder innen noch außen –, und ich hatte die feste Absicht, dort zu bleiben, und hätte das auch getan, wenn ich nicht aufgrund einer unvorsichtigen Bewegung das Gleichgewicht verloren hätte und kopfüber in den Stollen gerutscht wäre, der, wie du dich sicherlich erinnerst, eine Neigung von etwa 45,15 Grad aufweist. Mein Sturz beeinträchtigte die empfindliche Statik der Bausubstanz, die bereits …«
    »Ramses.«
    »Ja, Mama. Ich werde versuchen, mich kurz zu fassen. Nachdem der Durchgang nun versperrt war und ich erkannte, daß meine Körperkraft nicht ausreichte, um mich selbst zu befreien, nutzte ich meine Zwangslage, um alles übrige auszukundschaften. Schließlich wußte ich ja, daß es eine Weile dauern konnte, bis meine Abwesenheit auffiel und eine Rettungsmannschaft …«
    »Mein Sohn, ich denke«, sagte Emerson ungnädig, »daß deine Mama dich jetzt entschuldigen wird. Du gehst nämlich besser zu Bett.«
    »Ja, Papa. Aber zuerst ist da noch die Sache, die ich Mama unbedingt erklären muß. Gregson ist …«
    »Ich will nichts mehr hören, du ungezogener Junge«, rief ich und erhob mich. »Mit mir ist für heute nicht mehr gut Kirschen essen, Ramses. Du verschwindest jetzt auf der Stelle.«
    »Aber, Mama

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