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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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…«
    Ich stürzte mich mit erhobenem Arm auf Ramses – selbstverständlich nicht, um zuzuschlagen, da ich die Notwendigkeit körperlicher Züchtigung für Jugendliche nur in Fällen extremer Provokation für gegeben halte –, sondern um ihn zu packen und ihn mit Nachdruck auf sein Zimmer zu schleppen. Da sie mein Vorhaben falsch verstand, sprang die Katze Bastet in fliegender Hast auf, klammerte sich mit ihrem ganzen Gewicht an meinen Unterarm und bohrte ihre Zähne und Krallen in meine Haut. Emerson überzeugte die Katze davon, daß sie sich im Irrtum befand und entfernte sie – Kralle für Kralle –, doch statt sich zu entschuldigen, gab sie sich eingeschnappt. Sie und Ramses marschierten mit einer Aura beleidigten Hochmuts Seite an Seite aus dem Zimmer – die Katze mit hochaufgerichtetem Buckel und kerzengeradem Schweif, und Ramses, indem er seine übliche, abendliche Verabschiedungsfloskel unter den Tisch fallen ließ. Wäre eine Tür vorhanden gewesen, hätten die beiden diese hinter sich zugeknallt.
    Daraufhin schlug Emerson vor, daß auch wir uns zur Ruhe begeben sollten. »Nach einem solchen Tag, Peabody, mußt du doch erschöpft sein.«
    »Überhaupt nicht«, sagte ich. »Wenn du willst, können wir noch stundenlang weiterdiskutieren.«
    Dieses Angebot lehnte Emerson allerdings ab, und nachdem wir unsere Siebensachen zusammengepackt hatten, brachen wir zum Zelt auf. Ich hatte ein ungutes Gefühl, die anderen zurückzulassen, doch wir hatten alle nur möglichen Vorsichtsmaßnahmen getroffen und Abdullah gebeten, die Tore fest zu verschließen und einen Wachtposten aufzustellen. Ich war mir sicher, daß ich mich auf Donald verlassen konnte, nicht nur hinsichtlich seiner Beschützerfunktion über die beiden ihm Anvertrauten, sondern auch, daß er höfliche Distanz zu Enid wahrte. Der arme Junge, er war so eingeschüchtert von dem Mädchen, daß er kaum mit ihr zu sprechen, geschweige denn auf sie zuzugehen wagte.
    Ich nahm mir fest vor, dieses Thema in einem kurzen, persönlichen Gespräch mit ihm aufzugreifen. Denn meiner Meinung nach gibt es nichts, das eine Frau so sehr verabscheut wie schmachtende, unterwürfige Anbetung. Es bringt die schlechtesten Seiten der Frauen zum Vorschein – nicht zu vergessen, auch der Männer –, denn die Tendenz, Schwache zu quälen, ist, allen Behauptungen von Frauenfeinden zum Trotz, nicht ausschließlich meinem Geschlecht anzulasten. Falls sich Ihnen jemand zu Füßen wirft und Sie dazu auffordert, auf ihm herumzutrampeln, sind Sie ein bemerkenswerter Mensch, wenn Sie diese Einladung ablehnen.
    Das alles erzählte ich Emerson, während wir Seite an Seite durch die sternenklare Nacht schlenderten. Ich wartete schon fast auf sein mißfälliges Schnauben, da er keine hohe Meinung von meinem Interesse an den romantischen Anwandlungen junger Menschen hat. Statt dessen sagte er nachdenklich: »Also du empfiehlst die Methode der Neandertaler, nicht wahr?«
    »Wohl kaum. Was ich empfehle, ist, daß alle Paare unserem Beispiel ehelicher Gleichberechtigung nacheifern sollten.«
    Ich tastete nach seiner Hand. Für einen Augenblick lag sie schlaff in meiner Umklammerung. Dann umschlangen seine kräftigen Finger die meinen, und er sagte: »Trotzdem scheinst du damit ausdrücken zu wollen, daß ein gewisses Maß an Körperkraft und Moral …«
    »Kannst du dich erinnern, daß du auch nur bei einer einzigen Gelegenheit erwähnt hast, du seist versucht, mich auf ein Pferd zu packen und mit mir in die Wüste zu reiten?« Ich lachte. Emerson allerdings nicht. In der Tat war sein Blick merkwürdig versonnen, als er erwiderte: »Ich kann mich daran erinnern. Willst du damit sagen, ich hätte es tun sollen?«
    »Nein, denn ich hätte den Versuch mit allen mir verfügbaren Kräften vereitelt«, erwiderte ich fröhlich. »Keine Frau will gegen ihren Willen entführt werden. Sie will lediglich einen Mann, bei dem sie diesen Wunsch vermutet! Für ein so lange verheiratetes Paar wie wir es sind, wäre eine solche Extravaganz natürlich unangemessen.«
    »Zweifellos«, bemerkte Emerson verdrossen.
    »Ich gebe zu, daß es schwierig ist, einen gesunden Kompromiß zwischen zärtlicher Anbetung und männlichem Durchsetzungsvermögen zu finden. Aber Donald hat sich zu weit in eine Richtung manövriert, und ich beabsichtige, ihm das bei nächster Gelegenheit zu sagen. Er verehrt sie. Und ich bin ziemlich sicher, daß sie seine Gefühle erwidert, beziehungsweise erwiderte, wenn er sie in der

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