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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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erklärte ich Donald, dessen verwirrter Gesichtsausdruck sein Unverständnis widerspiegelte. »Allerdings birgt seine Darstellung einiges an Wahrheit. Wir ziehen Kriminelle aus dem einfachen Grund an, daß wir eine Bedrohung für sie und ihre widerwärtigen Aktivitäten darstellen.«
    »Ja, aber zum Teufel damit, augenblicklich bedrohen wir doch niemanden!« brüllte Emerson. »Wenigstens … Ramses! Sieh deinem Papa einmal tief in die Augen und antworte mir wahrheitsgemäß. Bedrohst du zur Zeit irgendwelche Verbrecher?«
    »Nach bestem Wissen und Gewissen, Papa …«
    »Antworte einfach mit ja oder nein, mein Sohn.«
    »Nein, Papa.«
    »Hast du irgendwelche verborgenen Schätze oder Juwelen gehoben, die du deiner Mama oder mir vorenthalten hast?«
    »Nein, Papa. Wenn du mir jetzt erlaubtest …«
    »Nein, Ramses. Ich werde nicht erlauben, daß du zu weiteren Ausführungen ausholst. Einmal in meinem Leben habe ich vor, den Ablauf einer familiären Diskussion zu bestimmen und einen sinnvollen Aktionsradius abzustecken.
    Kommen wir also auf den Mordfall zurück. Ich für meinen Teil finde es schwierig zu glauben, daß die Polizei Miss Debenham wirklich für eine ernstzunehmende Tatverdächtige hält. Wenn sie sich nun selbst stellen würde …«
    Donald sprang von seinem Stuhl auf. »Niemals!« entfuhr es ihm. »Selbst wenn sie freigesprochen würde, diese Schande … ihr ruinierter Ruf …«
    »Seien Sie einen Augenblick still«, sagte ich. »Emerson, ich glaube, du unterschätzt den Schweregrad der Beweislage, der gegen sie spricht. Laßt mich einmal den Advocatus Diaboli spielen und die Fakten darlegen, wie sie die Polizei sieht. Also: Miss Debenham und Kalenischeff waren eng befreundet – ein Liebespaar, um es offen zu sagen. (Donald, ich warne Sie, seien Sie still!) In der Mordnacht hatten sie eine Auseinandersetzung. Er wurde tot in ihrem Bett aufgefunden, und sie befand sich zusammen mit ihm im Zimmer, als die abscheuliche Tat ausgeführt wurde. Man bedenke, allein mit ihm und dazu im Nachtgewand! Ihre Geschichte von einem nächtlichen Eindringling, der sie mit einem Betäubungsmittel außer Gefecht setzte, wird als nicht besonders geistreiche Ausrede abgetan. Ihr könnt nämlich sicher sein, daß sonst niemand auch nur eine Spur von diesem Kerl gesehen hat.«
    »Kalenischeffs zwielichtiger Ruf … seine kriminellen Verbindungen …« fing Emerson an.
    »Seine kriminellen Verbindungen sind für die Polizei nichts weiter als Hinweise. Was seinen Ruf anbelangt – Emerson, siehst du eigentlich nicht, daß das gegen Miss Debenham spricht? Um es so vorsichtig wie möglich zu formulieren, Kalenischeff war ein Frauenheld. Ist Eifersucht etwa kein Mordmotiv?«
    Emerson wirkte betreten. »Gibt es keinen weiteren Tatverdächtigen?«
    »Äh … ja«, sagte ich. »Um genau zu sein, sogar zwei.«
    Emersons Gesicht hellte sich auf. »Wer denn?«
    »Beide«, sagte ich, »befinden sich in diesem Raum.«
    Emersons Blick wanderte allen Ernstes ganz unwillkürlich in Ramses’ Richtung.
    »Also, komm, Emerson«, sagte ich unwirsch. »Wenn eine Frau einen solchen Hieb nicht ausführen konnte, wie sollte es dann einem Achtjährigen gelingen? Nein! Wer ist denn der Mann mit den stahlharten Muskeln und dem aufbrausenden Temperament, von dem man immer wieder hörte, wie er Kalenischeff als Halunken und Gauner bezeichnete, und der erklärte, daß dessen Gegenwart eine Beleidigung für jede ehrenwerte Frau sei?«
    Ein verhaltenes Lächeln glitt über Emersons Gesicht. »Ich«, sagte er.
    »Etwas mehr Nachdruck, Emerson, wenn ich bitten darf. Aber du hast recht. Du bist derjenige, den ich meine.«
    »Bei meinem Wort, Peabody, das ist verflucht genial«, entfuhr es Emerson. »Wenn ich nicht wüßte, daß ich es nicht getan hätte, würde ich mich selbst verdächtigen. Nun, aber wer ist der andere Tatverdächtige?«
    »Sie meint mich, Professor«, sagte Donald, ebenso sorgfältig wie Emerson jede Gefühlsregung vermeidend. »In jener Nacht hielt ich mich vor dem Hotel auf. Sie hatten darum gebeten, daß wir uns dort treffen sollten …«
    »Aber Sie sind doch gar nicht gekommen«, warf Emerson ein.
    »Nein. Ich … ich befand mich in einem merkwürdigen Geisteszustand. Ich schätzte Ihr Vertrauen, und doch wollte ich nicht, daß Sie sich in mein Leben einmischten … Die halbe Nacht bin ich umhergeirrt, weil ich nicht wußte, was ich tun sollte.«
    »Ich glaube, ich kann das nachvollziehen, Mr. Fraser. Aber die Tatsache, daß Sie sich in

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