Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
das hat er getan.«
    »In seiner Kindheit, vielleicht. Aber wie können Sie sicher sein, daß er auch diesmal die Schuld seines Bruders auf sich nimmt? Eine Prügelei ist eine Sache – die Verantwortung für Schulden auf sich zu nehmen, die man nicht gemacht hat …«
    »Es wäre nicht das erste Mal«, sagte Enid. »Donald hat in der Vergangenheit schon mehrmals Schulden von Ronald beglichen. In diesem Fall war die Situation wesentlich ernster. Ronald wäre öffentlich entehrt und vielleicht sogar zu einer Haftstrafe verurteilt worden, wenn der Gentleman, dessen Unterschrift er gefälscht hatte, die Sache energischer angegangen wäre. Er war gegenüber Donald zu Nachsicht bereit, weil dieser – im Gegensatz zu Ronald – von allen seinen Bekannten geschätzt und respektiert wird. Aus diesem Grund erklärte sich Donald bereit, die Schuld auf sich zu nehmen. So wahr wir hier stehen, von dieser Tatsache bin ich überzeugt, auch wenn ich sie nicht beweisen kann. Die einzigen, die die Wahrheit kennen, sind die beiden Brüder selbst. Ronald würde sich nicht selbst verraten, und Donald ist entschlossen, den Märtyrer zu spielen … Das ist der Grund, warum ich nach Ägypten gekommen bin. Ronald war bereits vorher abgereist, angeblich, um Donald zu finden und ihn nach Hause zurückzuholen. Mir war klar, daß er die Suche nicht forcieren würde, und ich behielt natürlich recht. Als ich in Kairo ankam, erfuhr ich, daß sich Ronald auf einer Vergnügungsreise befand. Es hing also alles von mir ab, Donald zu finden und ihn zu bitten … ihm zu drohen …«
    »Ihn zu bestechen?« fragte ich vorsichtig.
    Eine tiefe Röte glitt über das zarte Gesicht des Mädchens. »Er hat mir nie den leisesten Hinweis darauf gegeben, daß ihn ein Angebot, wie Sie es jetzt meinen, beeinflussen könnte.«
    »Ich verstehe. Nun, Männer sind seltsame Geschöpfe, Enid. Es bedarf schon einer Erfahrung wie der meinen, um ihre kleinen Schwächen zu durchschauen. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, daß Ronald vielleicht Schritte eingeleitet hat, die Sie an Donalds Auffinden hindern sollten?«
    »Ein solcher Verdacht kam mir bereits«, murmelte Enid. »Ich habe mich sogar gefragt, ob Kalenischeff nicht dazu dienen sollte, mich in die Irre zu führen. Aber das kann ich nicht glauben, selbst bei Ronald …«
    »Glauben Sie es«, sagte ich entschieden. »Kalenischeff verfolgte irgendeinen Plan. Er erklärte mir, daß er Ägypten verlassen wolle, und er hätte niemals ein lukratives Angebot fallengelassen, bis er nicht auch den letzten Pfennig dafür abkassiert hatte. Er wollte jemanden hintergehen, dessen bin ich mir ganz sicher. Die einzige Frage ist nur – wen? Nun, meine Liebe, Sie haben verschiedene interessante und anregende Fragen aufgeworfen, über die ich nachdenken muß. Und jetzt gesellen wir uns besser zu den anderen. Ich glaube, Emerson ruft bereits nach mir.«
    Daran bestand in der Tat kein Zweifel. Emersons Stimme besitzt – wie ich bei anderer Gelegenheit bereits erwähnte – ein bemerkenswertes Klangvolumen.
    Ramses begrüßte uns als erster. Er erkundigte sich danach, ob ich in der Pyramide irgend etwas Interessantes gefunden hätte.
    Ich wechselte das Thema.
    Wir hatten unsere Mahlzeit fast beendet, als uns entfernte Stimmengeräusche davor warnten, daß sich eine weitere Touristengruppe im Anmarsch befand. Der irrwitzige kleine Troß schlenderte in unsere Richtung, und nach einem Blick auf die eindrucksvolle Gestalt an deren Spitze stürzte sich Emerson kopfüber in die von seinen Arbeitern ausgehobene Mulde. Nach der Episode mit der Fürstin war er vor alten Damen auf der Hut.
    Ich schickte die anderen zurück an die Arbeit und ging in der Hoffnung auf die Störenfriede zu, daß ich sie wieder wegschicken und damit meinem armen Emerson viel Leid ersparen könnte. Die Reiterin auf dem Leitesel kam mir zunächst nur bekannt vor. Dann wurde mir klar, daß es sich tatsächlich um die ältere Amerikanerin handelte, die mir im Shepheard aufgefallen war. Ihre ausladenden schwarzen Röcke verdeckten beinahe den kleinen Esel. Trotzdem legte er einen forschen Trott an den Tag, und die alte Dame schwankte gefährlich von einer zur anderen Seite. Zwei Eseltreiber versuchten abwechselnd, sie wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
    Als sie mich bemerkte, veränderte sie die Richtung. »Sie kenne ich doch«, sagte sie in betont hochnäsigem Tonfall. »Hab’ Sie im Hotel gesehen. Eine Bekannte von Baehler? Sehr unschicklich für eine

Weitere Kostenlose Bücher