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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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verheiratet sei, wieviele Kinder ich hätte und wie mir mein Ehemann gefiele. Sobald ich zu Wort kam, drehte ich den Spieß um und fragte sie, wie ihr Ägypten gefiele.
    Nach einem langen Diskurs über die barbarischen Sitten und die unhygienischen Zustände im modernen Ägypten fügte sie im gleichen gehässigen Ton hinzu: »Nicht, daß zivilisierte Völker sehr viel besser sind, Ma’am. Aber die Skandale, von denen ich in Kairo gehört habe, trieben jeder anständigen Dame die Schamesröte ins Gesicht, das garantiere ich Ihnen. Also da hat doch vor einigen Tagen eine junge Engländerin ihren Geliebten ermordet, hat seine Kehle von einem Ohr zum anderen aufgeschlitzt, heißt es, in ihrem eigenen Hotelzimmer.«
    »Ich habe davon gehört«, sagte ich. »Ich kann gar nicht glauben, daß eine junge Dame zu so etwas fähig sein sollte.«
    Ein Windstoß blähte Mrs. Axhammers Schleier genau in dem Augenblick auf, als sie zwei Reihen riesiger weißer Zähne entblößte, deren Makellosigkeit für ihre Falschheit bürgte. »Ich habe daran keinen Zweifel«, konterte sie. »Frauen sind gefährlich, Ma’am, viel gefährlicher noch als Männer. Wie ich sehe, haben Sie einen mit hierhergebracht. Halte gar nichts davon, daß Frauen den Männern die Arbeit wegschnappen. Sollten zu Hause bleiben und sich um den Haushalt kümmern.«
    In dem Bewußtsein, daß ich von diesem boshaften, alten Drachen nichts als dumme Schmähreden über ihre eigenen Geschlechtsgenossinnen hören würde, beschloß ich, meine Aufgabe zu beenden und sie endlich loszuwerden. Sie schenkte meinem Vortrag ohnehin keinerlei Beachtung, obwohl ich sagen muß, daß er von hervorragender Qualität war, und widerstand meinen sämtlichen Bestrebungen, sie von der Ausgrabung wegzuführen.
    »Da unten ist ein weißer Mann zusammen mit all den Einheimischen«, rief sie empört. »Ist das Ihr Gatte? Hat er denn gar keinen Sinn für Würde und Anstand? He, Sie da …« Und sie tat, als wollte sie Emerson, dessen Rücken ihr zugewandt war, ihren Sonnenschirm ins Kreuz rammen.
    Blitzschnell brachte ich meinen eigenen Sonnenschirm ins Spiel und wehrte den Hieb von Mrs. Axhammer so gekonnt wie ein geübter Schwertkämpfer ab. Das Klirren von Stahl auf Stahl ließ Emerson zusammenzucken, doch er drehte sich nicht einmal um.
    Die alte Dame brach in schallendes Gelächter aus und ging spielerisch mit ihrem Sonnenschirm auf mich los. »Nützliche Gegenstände, nicht wahr? Reise nie ohne. He, da …«
    Sie wirbelte herum. Und als ihre fliegenden Röcke sich wieder senkten, sah ich zu meiner Bestürzung, daß sich eine kleine, kniende Gestalt darunter verborgen hatte.
    »Ramses!« entfuhr es mir. »Was machst du denn da?«
    »Mir unter den Rock gucken«, kreischte die alte Dame. »Überlassen Sie ihn mir, Ma’am, überlassen Sie mir den kleinen Flegel. Sie sind zu nachsichtig mit ihm gewesen, Ma’am, was er braucht, ist eine anständige Tracht Prügel, und Mrs. Axhammer aus Des Moines, Iowa, wird sie ihm verabreichen!«
    Während ich die aufgebrachte, alte Dame in einen hitzigen Schlagabtausch verwickelte, schlüpfte Ramses hastig unter ihrem Rock hervor. »Ich wollte bloß einmal Ihre Füße sehen, Madam«, sagte er eingeschnappt. »Sie sind nämlich riesengroß, wissen Sie.«
    Diese Bemerkung hatte vielleicht dazu dienen sollen, Mrs. Axhammers Zorn zu besänftigen, aber wie vorhersehbar, hatte sie exakt die entgegengesetzte Wirkung. Sie stürmte Ramses hinterher, und ich folgte den beiden in gemäßigtem Tempo, nachdem ich gesehen hatte, daß er keine Schwierigkeiten hatte, einen entsprechenden Sicherheitsabstand zu ihr zu wahren. Zumindest hatte Ramses’ scheußliches Benehmen Mrs. Axhammer von Emerson abgelenkt, und ich war zuversichtlich, daß sie nicht erneut auf diese Sache zurückkommen würde.
    Meine Vermutung erwies sich als zutreffend. Bebend vor Empörung kletterte Mrs. Axhammer auf ihren Esel, und die Karawane trottete davon.
     
    Als wir am frühen Nachmittag zum Haus zurückkehrten, erklärte Emerson, daß ihn die morgendliche Arbeit zufriedengestellt hätte. »Ich denke, daß ich mir jetzt ein klares Bild machen kann, Peabody. Es existieren Spuren von mindestens drei Besiedlungsgruppen. Die letzte Besitzergreifung geschah möglicherweise zu Zeiten der Ptolemäer. Der Plan ist allerdings komplex, und ich würde deine Hilfe schätzen, sobald sich deine Verärgerung über deine Pyramide gelegt hat.«
    Seinen abfälligen Ton ignorierend, versicherte ich ihm, daß

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