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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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ich zu seiner Verfügung stünde. »Im Inneren der Pyramide befindet sich rein gar nichts, Emerson. Ich bezweifle, daß sie jemals als Grabstätte genutzt wurde.«
    »Genau das habe ich dir doch gesagt, Mama«, bemerkte Ramses.
    Nach unserer verspäteten Mittagsmahlzeit zog sich Enid mit ihrem Detektivgeschichtenband auf ihr Zimmer zurück. Mit Donald hatte sie kein einziges Wort gewechselt, und sein schwermütiger Blick verriet seine depressive Stimmung. Ich wollte ihn gerade in ein kleines Gespräch verwickeln, als Emerson sagte: »Was hältst du eigentlich von einem Ritt nach Mazghunah, heute nachmittag, Peabody? Die Abendmahlskelche sollten der dortigen Kirche zurückgegeben werden.«
    »Eine hervorragende Idee, Emerson«, erwiderte ich, während ich überlegte, was sich hinter diesem Vorschlag verbarg.
    »Sollen wir Ramses mitnehmen?«
    »Nein, besser nicht«, sagte ich wahrheitsgemäß.
    »Und ich«, sagte Ramses, »würde es vorziehen, eine kleine, entspannende Betätigung in Form eines Spaziergangs rund um das Dorf und seine Umgebung zu unternehmen.«
    »Entspannende Betätigung, tatsächlich«, entfuhr es mir. »Du hattest heute schon mehr als genug Betätigung, indem du dich vor aufgebrachten, alten Damen in Sicherheit bringen mußtest. Bleib hier und arbeite an deiner Grammatik.«
    »Was soll’s, Peabody«, meinte Emerson grinsend. »Wir können einen so aktiven Burschen wie Ramses doch nicht die ganze Zeit im Haus einsperren. Es ist doch nichts dabei, solange ihn Mr. Fraser auf seinem Spaziergang begleitet.«
    Weder Ramses noch Donald schienen von dieser Idee begeistert zu sein. »Bei dieser Lösung bliebe die junge Dame schutzlos hier zurück«, protestierte Ramses. Donald nickte bekräftigend.
    »Dicke Mauern und starke Männer sorgen für ihren Schutz«, entgegnete Emerson. »Es ist hellichter Tag, und wir werden nicht lange bleiben. Mazghunah liegt nur zehn Kilometer von hier entfernt, und unser Vorhaben ist rasch erledigt.«
    Dabei blieb es. Emerson und ich nahmen zwei der Esel und ritten in südliche Richtung. Wir sahen keine Menschenseele, denn zu dieser Tageszeit suchen Touristen und Einheimische gleichermaßen den Schatten auf. Es bedarf kaum der Erwähnung, daß klimatische Bedingungen Emerson und mich niemals von unserer Pflichterfüllung abhalten könnten, und ich für meinen Teil genoß den Ausritt.
    Der Pfad, der nur dem geschulten Auge erkennbar war, führte über die Felswüste des Hochplateaus und vorbei an den verfallenen Überresten der drei aus Nilschlammziegeln erbauten Pyramiden von Dahschur. Sie waren tausend Jahre nach ihren berühmten Vorläufern errichtet worden. Trotzdem hatte der Zahn der Zeit seine Spuren hinterlassen. Die zunächst in Nachahmung der älteren und größeren Grabstätten mit Stein verkleideten Monumente waren zu formlosen Ziegelhaufen verwittert, nachdem man die äußere Schicht entfernt hatte.
    Die riesige Erhebung der Schwarzen Pyramide, der Grabstätte Amenemhets aus der zwölften Dynastie, überragte die anderen Ruinen. Aufgrund ihrer Lage auf dem höchsten Punkt des Plateaus wirkt sie aus verschiedenen Blickwinkeln noch größer als ihre Vorläufer im Norden, und ihr Erscheinungsbild rechtfertigt ihre Berühmtheit. Ich kannte das Innere dieses gigantischen Monuments nur zu gut, denn in seine versunkene und überflutete Grabkammer waren Emerson und ich von dem Schurken verbannt worden, der seinerzeit annahm, daß wir nie wieder lebend herauskämen. Lediglich der heldenhafte Einsatz von Emerson und mir (und etwas Hilfestellung von Ramses) hatten dafür gesorgt, daß wir Qualen entgehen konnten, die jeden anderen vernichtet hätten.
    Auch wenn ich die Schwarze Pyramide ebenso wie das von uns im Vorjahr bewohnte, verfallene Kloster zu gern noch einmal ausgekundschaftet hätte, blieb uns an jenem Tag keine Zeit für nostalgische Erinnerungen. Wir ritten ohne Umweg auf das Dorf zu.
    Im Vergleich zu Mazghunah ist Menjat Dahschur eine richtige Großstadt. Erstgenannter Ort wird bevorzugt von Kopten (ägyptischen Christen) bewohnt, die sich – sieht man einmal von ihren charakteristischen dunkelblauen Turbanen ab – vom äußeren Erscheinungsbild her nicht von anderen Ägyptern unterscheiden, und ihre armseligen, kleinen Häuser sind vergleichbar mit denen jeder anderen muslimischen Siedlung. Das alte Koptisch, das letzte Überbleibsel aus der Zeit der Pharaonen, wird nur noch in einigen der entlegenen südlichen Dörfer gesprochen, hat jedoch in den Ritualen

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