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Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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unweigerlich zur Intensivierung meiner Neugier.«
    Emerson verfiel in ein leises Selbstgespräch. Das kommt gelegentlich vor. Ich schnappte einige Wortfetzen auf - »vergebliche Hoffnung … verfluchte Hartnäckigkeit … hätte es besser wissen sollen … nach all den Jahren …« Kommentarlos fuhr ich fort, meine Füße einzuseifen; die Ehe hat mich die nützliche Tatsache gelehrt, daß Schweigen manchmal sinnvoller ist als eine langatmige Diskussion. Schließlich – er hatte die Stichhaltigkeit meines Arguments stillschweigend akzeptiert – las er weiter. Seine Stimme war von einem solchen Sarkasmus geprägt, daß sie sich fast überschlug.
    »Letztes Opfer des Fluches. Die königliche Mumie schlägt erneut zu. Wo wird das enden? Am letzten Dienstag um drei Uhr nachmittags zerrte sich eine vornehme weibliche Besucherin ihren Knöchel, nachdem sie auf einem Apfelgehäuse ausgerutscht …«
    Ich lachte laut auf. »Sehr gut, Emerson. Überaus amüsant, wenn du mich fragst. Und jetzt lies mir die Geschichte vor.«
    »Ich bin gerade dabei«, erwiderte Emerson. »Amelia, es ist mir nicht möglich, die literarischen Ergüsse deines Freundes O’Connell satirisch zu kommentieren. Das sind seine exakten Worte.«
    Seine Stimme klang nicht mehr ganz so schrill, doch aufgrund der Tatsache, daß er mich mit meinem Vornamen angesprochen hatte, war mir klar, daß er immer noch wütend auf mich war. Seit den glückseligen Tagen unserer Flitterwochen in einem verlassenen Grab in Mittelägypten nennt mich Emerson bei meinem Mädchennamen Peabody, um seine Zuneigung auszudrücken. Ich selbst bin nie auf die kindische Idee verfallen, ihn mit seinem Vornamen Radcliffe anzureden, was er verabscheut. Für mich heißt er Emerson, und das wird immer so bleiben – dieser Name ist für mich untrennbar mit zärtlichen, aber auch entsetzlichen Erinnerungen verbunden.
    Allerdings ließ er sich schließlich überreden, mir den von ihm überflogenen Artikel darzulegen. Die unselige Mumie befand sich nicht, wie von mir vermutet, in Ägypten, sondern in den verstaubten Räumen jener ehrwürdigen Einrichtung, dem Britischen Museum. Bei dem gezerrten Knöchel handelte es sich um eine geschickte Taktik von Mr. O’Connell, doch der vorausgegangene Vorfall war um einiges gravierender gewesen – mit tödlichem Ausgang, um genau zu sein.
    Als einer der Aufseher eines Morgens seine Arbeit in der ägyptischen Abteilung aufnehmen wollte, entdeckte er den Leichnam eines gewissen Albert Gore, eines Nachtwächters, am Boden vor einem der Ausstellungsstücke. Offensichtlich hatte der arme Kerl einen tödlichen Schlaganfall oder Herzinfarkt erlitten, und wäre er vor einer unscheinbaren Vase oder einem mittelalterlichen Manuskript zusammengebrochen, hätte sein Ableben sicherlich niemanden – außer vermutlich seine Familie und seine Freunde – interessiert. Allerdings handelte es sich bei dem Exponat um einen Mumienschrein mit Mumie, und das hatte O’Connells journalistischen Spürsinn beflügelt. Vermutlich konnte man ihn sogar als eine gewisse Autorität auf dem Gebiet altägyptischer Flüche bezeichnen.
    »Gehirnschlag – aber warum?« lautete die Headline. Emersons Antwort: »Verflucht, der Bursche war 64 Jahre alt!«
    »Was war der Auslöser für den Ausdruck eiskalten Entsetzens auf den Gesichtszügen des Toten?« wollte O’Connell wissen. Emerson: »Die Hirngespinste eines gewissen Mr. Kevin O’Connell.«
    »Führt Angst zum plötzlichen Tod?« forschte Kevin weiter, und Emerson erwiderte, an mich gewandt: »Papperlapapp.«
    Die Mumie war dem Museum im Jahr zuvor von einem anonymen Stifter vermacht worden. Kevin hatte sich der Geschichte mit der von mir erwarteten Hartnäckigkeit gewidmet und den Namen dieses Individuums zu Papier gebracht. Doch diese Enthüllung trug lediglich dazu bei, das Interesse an einer Sache zu schüren, die im Grunde genommen seiner journalistischen Phantasie entsprang. Nichts fasziniert die englische Öffentlichkeit mehr als der Adel, und ein Hinweis auf einen königlichen Skandal ist noch zugkräftiger.
    Ich halte es für angebracht, die tatsächlichen Namen und Titel der betreffenden Personen selbst in diesem persönlichen Tagebuch zu verschweigen, denn sollten die darin enthaltenen archäologischen Anmerkungen in Zukunft irgendwann zur Veröffentlichung anstehen (was unweigerlich der Fall sein wird), wäre ich die letzte, die die Monarchie in Mißkredit bringen wollte, die sich trotz ihrer Fehltritte doch der

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