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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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durch das Krokodil, die Schlange oder den Hund sterben.‹ Selbstverständlich war der König sehr betrübt, als er das hörte. Er befahl, ein steinernes Haus zu bauen und den Prinzen mit allem, was sein Herz begehren mochte, darin einzusperren. Doch als der Prinz älter wurde, stieg er eines Tages aufs Dach hinaus und sah einen Mann, der, begleitet von einem Hund, die Straße entlangging. Er bat, man möge ihm einen Hund beschaffen. Sein Vater, der dem armen Knaben eine Freude machen wollte, ließ ihm einen Welpen bringen. Nachdem der Prinz erwachsen war, forderte er seine Freilassung mit den Worten: ›Was mir bestimmt ist, wird geschehen, ganz gleich, wie ich handle.‹ Traurig pflichtete sein Vater ihm bei, und der Knabe machte sich mit seinem Hund auf den Weg. Schließlich kam er in das Königreich Naharin. Der König dort hatte nur ein Kind, eine Tochter, die er in einem Turm eingesperrt hatte, dessen Fenster siebzig Ellen vom Boden entfernt lag. Er sagte allen Prinzen, die sie heiraten wollten, daß derjenige sie zur Frau bekäme, der ihr Fenster zuerst erreichte. Verkleidet als Wagenlenker mischte sich der ägyptische Prinz unter die jungen Männer, die den ganzen Tag lang versuchten, das Fenster der Prinzessin zu erklimmen.
    Die Prinzessin erblickte ihn. Als er schließlich das Fenster erreicht hatte, umarmte und küßte sie ihn. Doch als der König von Naharin hörte, daß ein gewöhnlicher Wagenlenker die Hand seiner Tochter errungen hatte, versuchte er erst, den Jüngling fortzuschicken und dann, ihn zu töten. Die Prinzessin aber schloß den jungen Mann in die Arme und schwor, nicht ohne ihn weiterleben zu wollen. Also wurden die Liebenden getraut, und nachdem einige Zeit vergangen war, erzählte der Prinz seiner Gemahlin von der Prophezeiung. ›Laß den Hund, der dich begleitet, töten!‹ rief sie aus, aber er antwortete, er werde nicht zulassen, daß dem Tier, das er selbst aufgezogen habe, auch nur ein Haar gekrümmt würde. So bewachte die Prinzessin ihren Gemahl Tag und Nacht. Und eines Nachts, als er schlief, stellte sie Schalen mit Bier und Wein auf und wartete. Die Schlange kam aus ihrem Loch, um den Prinzen zu beißen. Doch sie trank den Wein, wurde betrunken und blieb mit dem Bauch nach oben liegen. Da nahm die Prinzessin ihre Axt und hackte die Schlange in Stücke.«
    »Und das war das Ende der Geschichte«, sagte Emerson laut. »Nun, Mr. Reisner, soweit ich informiert bin, haben Sie mit der semitischen …«
    »Das ist noch nicht das Ende«, meinte ich noch lauter.
    »Es folgt eine verwirrende Passage, die den Eindruck macht, als habe sich der treue Hund gegen seinen Herrn gewandt. Und auf der Flucht vor dem Hund geriet er dann in die Fänge des Krokodils. Allerdings brechen die Manuskripte an dieser Stelle ab.«
    »Wahrscheinlich ist es das offene Ende, das Sie so fasziniert«, warf Mr. Newberry ein. »Hat der Prinz nun durch das Krokodil oder durch den Hund den Tod gefunden?« »Meiner Ansicht nach entging er wie beim erstenmal seinem Schicksal«, antwortete ich. »Die alten Ägypter liebten Geschichten mit einem glücklichen Ende, und die tapfere Prinzessin hat bestimmt eine Rolle bei der Lösung gespielt.«
    »Diese Erklärung wäre gewiß nach Ihrem Geschmack, Mrs. Emerson«, sagte Howard Carter, der den weiten Weg aus Luxor gekommen war, um an der Tischrunde teilzunehmen. »Die Prinzessin ist die Heldin!«
    »Und warum nicht?« meinte ich und erwiderte sein Lächeln. »Die alten Ägypter gehörten zu den wenigen Völkern in der Antike und auch in der Moderne, bei denen Frauen zu ihrem Recht kamen. Selbstverständlich nicht in dem Maße, wie es angemessen gewesen wäre …« An dieser Stelle ergriff Emerson das Wort, und da ich alles gesagt hatte, ließ ich ihn gewähren. Er erläuterte die Pläne, über die wir zuvor gesprochen hatten.
    »Es wird eine Menge Geld kosten und nur wenig Ergebnisse bringen«, bemerkte Reverend Sayce. »Die Öffentlichkeit verlangt monumentale Statuen und Juwelen.
    Tonscherben interessieren sie nicht.«
    »Aber darum sollten wir uns nicht scheren«, verkündete Howard. Er war einer der jüngsten in unserer Runde und hatte seine jugendliche Begeisterungsfähigkeit noch nicht verloren. »Eine ausgezeichnete Idee, Professor Emerson. Genau so etwas brauchen wir. Ich möchte Monsieur Loret ja nicht kritisieren, aber Sie wissen ja, wie er im vergangenen Jahr versucht hat, die Gräber ausfindig zu machen. Sondierungen! Willkürlich gebohrte Löcher …«
    »Ich

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