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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Güte! Ich hatte Ihre wandelnde Mumie ganz vergessen, Professor! Glauben Sie, daß es diejenige war, die Daressy gefunden hat?«
    »Dessen bin ich mir sicher«, antwortete Emerson ruhig.
    »Keiner der Narren, die sie untersucht haben – entschuldigen Sie, Sayce, Sie habe ich natürlich nicht gemeint –, hatte das Hirn zu bemerken, daß sie aus einer anderen Epoche stammte. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat jemand Daressy später darauf hingewiesen, und er hat sich daraufhin einfach des peinlichen Beweisstücks entledigt und den Mund gehalten.«
    »Ich bin immer noch der Auffassung …«, fing Sayce erbost an.
    »Ist schon in Ordnung«, schnitt Emerson ihm das Wort ab. »Amarna hat wirklich einige Verlockungen zu bieten. Das Königsgrab ist noch nie richtig untersucht worden, und in diesem abgelegenen Wadi gibt es sicherlich noch weitere Gräber.«
    Er nahm einen Bissen von seinem Fisch. Mr. Vincey, der bescheiden zugehört hatte, ergriff nun das Wort. »Auch ich habe Gerüchte von weiteren Gräbern gehört, aber solcher Klatsch ist in Ägypten keine Seltenheit. Haben Sie Beweise?«
    Seine Stimme war sanft und seine Frage zweifellos vernünftig. Also verstand ich nicht, warum Emerson ihm so einen finsteren Blick zuwarf. »Ich befasse mich, wie Sie eigentlich wissen sollten, nicht mit Gerüchten, Vincey. Ich kannte das Königsgrab mindestens zehn Jahre vor seiner offiziellen Entdeckung.«
    Es war ein Zeichen für Emersons guten Ruf, daß niemand dieser Behauptung widersprach, doch Newberry rief mit untypischer Leidenschaft aus: »Sie hätten die Höflichkeit besitzen können, Ihre Freunde zu informieren, Emerson. Petrie und ich haben im Winter 1891 unzählige Stunden damit zugebracht, die verdammte Stelle zu finden. Und ich habe mir viel Ärger eingehandelt, als ich Grebaut in meinem Brief an die Akademie vorwarf, er habe fälschlicherweise den Ruhm für die Entdeckung des Grabes eingeheimst.«
    »Was macht ein bißchen Ärger, wenn es um eine gerechte Sache geht?« fragte Emerson, der, wenn man so sagen kann, den Großteil seines Lebens bis über beide Ohren in Schwierigkeiten gesteckt hat. »Grebaut ist der unfähigste, dümmste und taktloseste Trottel, der sich jemals Archäologe geschimpft hat. Abgesehen von Wallis Budge natürlich. Ich hänge meine Entdeckungen nicht an die große Glocke, ehe ich nicht in der Lage bin, mich selbst darum zu kümmern. Die Plünderungen der Einheimischen richten schon genug Schaden an den Antiquitä ten an, die Plünderungen der Archäologen sind noch schlimmer. Der Himmel weiß, welche bedeutungsvollen Funde Daressy und Sayce einfach mit dem Fuß beiseitegeschoben haben, als sie …«
    Sayce fing an zu stottern, und Mr. Reisner sagte rasch:
    »Dann werden Sie nicht in den Sudan zurückkehren? Diese Gegend hat mich schon immer fasziniert. Es gibt soviel zu tun dort.«
    »Es lockt mich schon«, gab Emerson zu. »Aber die meriotische Kultur ist nicht mein Spezialgebiet. Verdammt, schließlich kann ich nicht überall gleichzeitig sein!«
    Ich hatte gehofft, das Thema Sudan vermeiden zu können, denn ich wußte, was nun folgen würde. Archäologen sind gegen plumpe Neugier nicht mehr gefeit als Sie und ich. Gespannte Aufmerksamkeit war jetzt am Tisch zu spüren, aber noch ehe jemand eine Frage stellen konnte, wurden wir durch die Ankunft eines kleinen, gedrungenen Mannes abgelenkt, der majestätisch wie ein Vizekö nig – der er, beruflich gesehen, auch war – auf unseren Tisch zurauschte.
    »Monsieur Maspero!« rief ich aus. »Was für eine schöne Überraschung! Ich wußte gar nicht, daß Sie in Kairo sind.«
    »Nur auf der Durchreise, meine Liebe. Ich kann nicht bleiben, aber als ich von Ihrer Ankunft hörte, konnte ich mir die Freude nicht versagen, Sie am Schauplatz Ihrer vielen Triumphe willkommen zu heißen.« Während er mich auf seine liebenswerte französische Art mit Blicken verschlang, fuhr er fort: »Sie kennen das Geheimnis der ewigen Jugend, chère Madame; in der Tat sind Sie noch jugendlicher und hübscher als an dem Tag, als wir uns in den Hallen des Museums begegneten. Ich ahnte ja nicht, was für ein bedeutungsvoller Tag das werden sollte! Vielleicht, meine Herren, werden Sie bei mir nur wenig Ähnlichkeit mit dem Gott der Liebe entdecken, aber an jenem Tage hatte ich die Ehre, Amor zu spielen. Denn ich habe Madame mit dem Gentleman bekannt gemacht, der spä ter ihr Herz und ihre Hand eroberte.«
    Mit einer ausladenden Geste wies er auf Emerson, der das belustigte

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