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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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gereizt. Anstatt uns gegenseitig Vorwürfe zu machen und einander mit sinnlosen Fragen zu überhäufen, sollten wir uns besser dem Problem zuwenden, wie wir mit unseren diversen Gegnern fertig werden wollen.«
    »Ich würde es nie wagen, an deinen detektivischen Fähigkeiten zu zweifeln, Amelia«, fing Walter zögernd an. »Aber warum bist du so sicher, daß Riccetti nicht unser einziger Feind ist? Ich habe noch keinerlei Hinweise auf das Vorhandensein einer zweiten Bande entdeckt.«
    Ich grinste Evelyn zu. Walters Bemerkung war ein ausgezeichnetes Beispiel für den männlichen Mangel an Logik, über den wir am Vorabend gesprochen hatten. Deshalb sagte ich langsam und geduldig: »Mr. Shelmadine wurde ermordet, Walter. Ich schwöre, daß ich es nicht gewesen bin, und Emerson habe ich auch nicht im Verdacht.«
    »Woher weißt du, daß er ermordet wurde?« fragte Walter. »Ist die Leiche obduziert worden?«
    Nefret erwies sich als begabte Schülerin. »Vermutlich war eine Autopsie nicht mehr möglich, Onkel Walter«, wandte sie eifrig ein. »Da die Leiche so lange im Wasser lag, hat der Zerfallsprozeß bestimmt schon eingesetzt. Außerdem haben die Fische und Hummer sie sicher angeknabbert.«
    »Im Nil gibt es keine Hummer«, meinte Ramses. Seine Stimme klang sonderbar gepreßt; er hielt sich die Hand vor den Mund.
    »Das macht nichts«, sagte ich, bevor Nefret über sein Gelächter in Wut geraten konnte. »Walter, vergegenwärtige dir doch bitte noch einmal die Fakten: Mr. Shelmadine bekam einen Anfall. Emerson wurde niedergeschlagen. Shelmadine verschwand spurlos. Und zwei Wochen später wurde seine Leiche aus dem Nil gefischt. Falls du nicht davon ausgehst daß Shelmadine den Anfall vorgetäuscht hat, um einen Mann bewußtlos zu schlagen, mit dem er noch eine halbe Minute zuvor freundlich geplaudert hatte, um dann – unbemerkt vom Zimmerkellner – aus dem Hotel zu laufen und sich in den Nil zu stürzen, weiß ich nicht, warum nicht auch du zu dem zwingenden Schluß kommst, daß eine zweite Partei für seinen Zusammenbruch und sein Verschwinden verantwortlich ist. Was Shelmadine angeht, glaubst du hoffentlich nicht, daß er aus reiner Menschenfreundlichkeit mit uns in Verbindung getreten ist und weil er sein wertvolles Geheimnis mit uns teilen wollte. Nein! Er hatte Hintergedanken – die hat schließlich jeder –, und sie waren ganz sicher nicht selbstloser Natur.«
    Walter machte den Mund auf. »Und weiterhin«, fuhr ich fort, »befanden sich in jener ersten Nacht zwei Gruppen von Männern im Grab. Emerson selbst hat gesehen, wie eine von ihnen mit vorgehaltener Waffe hinausgebracht wurde. Und jetzt paß gut auf, Walter, ich gebe zu, es wird ein bißchen kompliziert: Wir kennen nur ein einziges Mitglied dieser zweiten Bande – der Gegenspieler von Riccetti ist mit Gewißheit Abd el Hamed.«
    »Gewißheit?« wiederholte Walter. Er klang ziemlich verwirrt.
    »Bestimmt brauche ich dir nicht sämtliche logischen Schritte aufzuschlüsseln, die mich zu dieser Schlußfolgerung geführt haben.«
    »Nein, ich glaube, mir wäre es lieber, wenn du es läßt, Amelia. Äh … hättest du etwas dagegen, wenn ich David ein paar Fragen stelle?«
    Ich sah mich nach dem Jungen um. Er war nicht auf seinen alten Platz zurückgekehrt, sondern saß mit überkreuzten Beinen neben Evelyns Stuhl. Entweder war sein Englisch von Anfang an besser gewesen, als er zugegeben hatte, oder er lernte rasch, denn er hatte Walters Worte verstanden. Er blickte zu Evelyn hoch. Sie tätschelte kurz seinen schwarzen Lockenschopf und sagte: »Es ist in Ordnung, David. Bitte gib ihm Auskunft.«
    »Hmpf«, brummte Walter. »Nun, David. Wer hat deinem Herrn die Hände verkrüppelt?«
    Mit dieser Frage hatte David nicht gerechnet – ehrlich gesagt wäre sie mir auch nicht eingefallen –, aber er antwortete bereitwillig: »Es ist geschehen, bevor ich zu ihm kam, Sir. Aber es heißt, er hat dem Mudir etwas … gestiehlt.«
    »Dem Mudir?« wiederholte Walter. »Dem Provinzgouverneur?«
    »Nein, dem Herrn über die Antiquitäten.«
    »Kennst du seinen Namen?«
    »Nein, Sir. Er war ein großer Mann. Alle Antiquitätenhändler in Luxor hatten Angst vor ihm.«
    »Riccetti«, stellte ich mit Nachdruck fest.
    »Es scheint so.« Walter rückte seine Brille zurecht. »Ist dieser Mann, der Mudir, zurückgekommen, David?«
    »Sie sagen, ja.«
    »Wer ist ›sie‹?«
    »Bring ihn nicht durcheinander, Walter«, unterbrach ich. »Er lernt gerade die Grammatik. Wer sind

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