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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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murmelte Emerson. »Nun denn. Kommt da Sir Edward? Es wird aber langsam auch Zeit! Nefret, hol dein Notizbuch.«
    Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, noch einmal hinaufzusteigen und einen Blick in das Grab zu werfen. Am Nachmittag zuvor hatten die Männer alle Steine – bis auf die unterste Reihe – entfernt und eine abfallende Rampe bis zum oberen Rand des Sarkophags gebaut. Diese war zwar am unteren Ende fest verankert und oben mit einem komplizierten Gewirr von Seilen vertäut, aber sehr steil. Ich muß zugeben, daß es ein ziemlich lustiger Anblick war, als Sir Edward, Kamera und Stativ auf dem Rücken, auf allen vieren hinaufkroch. Anscheinend hatte er sich Emersons Drohung zu Herzen genommen, denn er bewegte sich äußerst vorsichtig.
    Der kleine Raum enthielt wahre Kostbarkeiten. Links von der Tür lag ein umgestürzter Stuhl oder Thron in einem Haufen Gold. Das Holz war geschrumpft und geborsten, so daß der Großteil des Goldüberzugs abgeplatzt war. An diesen papierdünnen Goldplättchen konnte man die ursprüngliche Form des Möbels noch erkennen und es rekonstruieren.
    Das gleiche galt für die übrigen, mit Einlegearbeiten verzierten Möbelstücke – ein niedriges Bett mit Löwenpranken und lange Stangen, wahrscheinlich zum Tragen einer Sänfte oder eines Baldachins. An der Wand lehnten zwei große, runde Gegenstände, bei deren Anblick Emerson ein ehrfürchtiges »Oh, mein Gott!« entfahren war. Offenbar handelte es sich um Räder – doch zu welcher Art Fahrzeug gehörten sie? Auf meinen Vorschlag, es könne vielleicht der Streitwagen einer Kriegerkönigin gewesen sein, hatte Emerson laut aufgestöhnt. »Unmöglich«, murmelte er. »Nicht in dieser Epoche. Wenigstens … Ach, du gütiger Himmel!«
    Er würde seine Neugier zügeln müssen, denn die Räder standen am gegenüberliegenden Ende des Raums. Zwischen ihnen und uns erstreckte sich ein Meer aus herumliegenden Gegenständen – Körbe, Töpfe, irdene Trinkgefäße, Gerätschaften aus Bronze und Fayence. Mir stach ein Haufen von Perlen ins Auge – Gold und Karneol, Lapislazuli und Türkis –, zwischen denen ich goldene Platzhalter und kunstvoll verzierte Schließen entdeckte. Die Schmuckschatulle der Königin war zerborsten, die Schnü re der Ketten waren verrottet; doch wenn wir die momentane Lage der Perlen nicht durcheinanderbrachten, konnten wir den Schmuck vielleicht in seiner ursprünglichen Form wiederherstellen. Mit geschmolzenem Paraffin übergossen, würden die Perlen nicht mehr verrutschen … Mir juckte es in den Fingern, doch ich wandte mich von dem verlockenden Tohuwabohu ab. Emerson hatte mir nicht für mein Opfer gedankt. Aber ich war sicher, daß er es zu einem späteren Zeitpunkt würdigen würde.
    Er wußte, daß ich lieber geblieben wäre. In mir tobte das Archäologenfieber. Im Augenblick jedoch hatten die heiligen Familienbande Vorrang.
    Als ich das Schloß erreichte, erfuhr ich, daß Cyrus bereits ins Tal der Könige aufgebrochen war. Cyrus’ Butler – oder Haushofmeister, wie er sich gern nennen ließ – war Belgier und lebte schon seit vielen Jahren in Ägypten.
    Da wir einander gut kannten, führte er mich auf meine Bitte hin sofort in die Bibliothek.
    Die Schreibmaschine stand auf dem Tisch, daneben lag ein Manuskriptstapel. Doch anscheinend war kaum etwas erledigt worden, denn ich entdeckte nur wenige getippte Seiten.
    Nun, dachte ich nachsichtig, vielleicht braucht sie ein wenig Zeit, um sich an das neue Gerät zu gewöhnen. Außerdem war Emersons Handschrift wirklich schwer zu entziffern.
    Aber warum saß Gertrude jetzt nicht an ihrer Arbeit? Der Haushofmeister teilte mir mit, die Dame befinde sich in ihrem Zimmer. Er brachte mich dorthin und klopfte an die Tür.
    Erst nachdem ich meinen Namen genannt hatte, machte Gertrude auf. Sie trug ein loses Gewand und wirkte ein wenig benommen.
    »Was ist geschehen?« rief sie aus. »Was ist los?«
    »Überhaupt nichts. Warum fragen Sie?«
    Sie umklammerte meinen Ärmel. »Ich hatte letzte Nacht einen Traum«, flüsterte sie. »Ich war in meiner Kabine auf der Dahabije und hörte einen Schrei …«
    »Aber, aber, Gertrude. Ich habe nicht die Zeit, mir Ihre Träume anzuhören. Eigentlich wollte ich Mr. Vandergelt sprechen. Ja, ich weiß, daß er schon aufgebrochen ist, und ich muß ihm nach. Ich dachte nur, ich schaue kurz bei Ihnen herein und vergewissere mich, daß Sie auch gut untergebracht sind.«
    »Was wollen Sie von ihm?« Sie ließ meinen Ärmel nicht

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