Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin
stemmte die Hände in die Hüften und sah uns alle nacheinander lächelnd an. »Dann also los.«
12. Kapitel
ES IST BESSER, EINEN DÄMON ZUM FREUND ALS ZUM FEIND ZU HABEN.
»Wir müssen auf der Stelle die nötigen Schritte unternehmen, um unsere Feinde außer Gefecht zu setzen«, sagte ich zu Evelyn.
Es war Abend, und die Schatten wurden schon länger, als wir, Seite an Seite, zur Amelia ritten. Hinter uns lagen die Hügel und die Wüste; vor uns schimmerten rechts und links die Hopfen- und Zuckerrohrfelder smaragdgrün im goldenen Licht.
»Was hast du denn vor, Amelia?« Evelyn warf mir einen ängstlichen Blick zu. »Ein Angriff wäre nicht nur gefährlich, sondern sicher auch unnötig. Wenn wir für eine starke Verteidigung sorgen …«
»Unmöglich, liebe Freundin. Selbst wenn wir ein bewaffnetes Regiment am Grab und ein zweites am Boot postierten, würde das nicht genügen.«
»Mir wäre es trotzdem lieber, wir hätten diese zwei Regimenter.«
»Mir auch«, gab ich zu. »Viele kräftige Beschützer würden die Gefahr sicherlich verringern. Unsere tapferen Männer sind zwar durch und durch vertrauenswürdig und würden uns bis zum letzten Blutstropfen verteidigen, aber ihre Anzahl reicht kaum, um das Grab zu bewachen. Und die Sicherheitskräfte der Antiquitätenverwaltung nützen uns überhaupt nichts. Die meisten stammen hier aus der Gegend und würden vermutlich am liebsten selbst das Grab ausrauben. Allerdings weißt du so gut wie ich, daß ich ruhiger schlafen könnte, wenn wir uns nur um die ortsansässigen Schurken kümmern müßten. Die meisten dieser Halunken kenne ich persönlich. Obwohl sie verlogene und habgierige Betrüger sind, traue ich ihnen keinen kaltblütigen Mord zu. Riccetti hingegen hat schon mehrere Morde auf dem Gewissen – und noch viel Schlimmeres.«
Evelyn erschauderte. »Wir müssen zuerst an die Sicherheit der Kinder denken.«
»Meine liebe Freundin, seit fast dreizehn Jahren schon achte ich darauf, daß Ramses nicht in Gefahr gerät. Ihn kann man nicht beschützen – man kann ihn nur daran hindern, den Kopf in das Maul des nächstbesten Löwen zu stecken. Und Nefret ist auch nicht viel besser«, fügte ich verärgert hinzu. »Ich hatte mir zwar schon gedacht, daß es mit ihr nicht immer leicht sein würde, aber Schwierigkeiten dieser Art habe ich trotzdem nicht erwartet. Die beiden befinden sich in einem ständigen Wettstreit und setzen alles daran, einander zu übertreffen. Nein, Evelyn, Verteidigung mag eine schöne Sache sein, doch sie ist zwecklos, solange Ramses und Nefret beteiligt sind. Wir müssen unsere Feinde ausfindig machen und ihnen das Handwerk legen.«
Ich war ein wenig perplex, als ich erfuhr, daß Walter zu demselben Schluß gekommen war. Eine derart direkte Herangehensweise entsprach sonst nicht seiner Art – zumindest nicht, seit er sich in einen sanftmütigen Bücherwurm verwandelt hatte –, weshalb ich eigentlich beabsichtigt hatte, ihn aus allem herauszuhalten. Außerdem glaubte ich, den Grund seiner in letzter Zeit erwachten Kampfeslust zu kennen, und verfluchte im stillen Emerson, da dieser seinem Bruder verboten hatte, die Nachtwache am Grab mit ihm zu teilen. Wäre Walter nicht von dieser gefährlichen Pflicht ausgeschlossen worden, hätte er es bestimmt nicht für nötig gehalten, seine Männlichkeit unter Beweis zu stellen.
Andererseits konnte ich Emerson nicht böse sein, denn mein Herz war voll quälender Sorge um meinen abwesenden Gatten. Er hatte sich sogar geweigert, mit uns zur Dahabije zurückzukehren. »Heute nacht droht uns besonders große Gefahr, Peabody.«
»Das sagst du jedesmal, Emerson. Was ist mit morgen nacht und allen weiteren Nächten?«
»Ich werde mir etwas einfallen lassen«, antwortete Emerson ausweichend. Dann verzogen sich seine Lippen zu einem Lächeln, und in seine blauen Augen trat ein mir nur allzu vertrauter Ausdruck. »Du glaubst doch nicht etwa, daß ich es bis in alle Ewigkeit ohne deine … äh … Gesellschaft aushalte? Ich würde dich ja bitten, heute bei mir zu bleiben, wenn deine Anwesenheit an Bord nicht von äußerster Wichtigkeit wäre.«
Bei ihm – und bei Abdullah, Daoud und sechs weiteren neugierigen, gesellig aufgelegten Männern – zu bleiben, erschien mir eigentlich nicht sonderlich erstrebenswert und hätte nur den Vorteil gehabt, daß ich im Fall von Gefahr an seiner Seite gewesen wäre. Aber das hätte bedeutet, die anderen im Stich zu lassen, die meine Hilfe noch nötiger
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