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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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mit der Wimper zu zucken, über verwesende Leichen sprechen konnte, neigte meiner Ansicht nach nicht zur Empfindsamkeit.)
    Nach einiger Überlegung kam ich zu dem Schluß, daß mein Einfall tatsächlich gut war. Nun blieb nur noch die Schwierigkeit, Emerson davon zu überzeugen.
    Ich irrte mich. Es gab noch eine weitere Schwierigkeit, an die ich allerdings erst dachte, als es schon zu spät war. Geblendet von meinem Geistesblitz, sah ich nicht voraus, welche Folgen auch ein beiläufiger Satz haben konnte. Und dieser Fehler hätte sich fast als verhängnisvoll erwiesen.
    Als wir am nächsten Morgen am Grab ankamen, baute Emerson gerade einen Zaun. Er fluchte entsetzlich, weil er es nicht ausstehen kann, Zeit mit etwas anderem als mit seiner Ausgrabung zu verbringen. Allerdings war der Zaun dringend nötig. Trotz der frühen Stunde hatte sich bereits eine schaulustige Menge versammelt. Die Nachricht hatte sich herumgesprochen, obwohl wir nie herausfanden wie. In welcher Geschwindigkeit sich Neuigkeiten in einem beschränkten, eng miteinander verwobenen Personenkreis verbreiten, kommt einem manchmal wie Zauberei vor. Ich habe das oft in meinem eigenen Haushalt beobachtet. Das Personal weiß immer alles, zuweilen sogar, bevor ich es weiß.
    Wenn ich sage, daß Emerson einen Zaun baute, heißt das, daß er im Gegensatz zu vielen Vorgesetzten, die das Lob für die Arbeit anderer einheimsen, eigenhändig die Pflöcke in den Boden trieb. Er reichte Ibrahim den Hammer und eilte mir entgegen.
    »Alles in Ordnung, Peabody?«
    »Ja, mein Liebling. Und hier?«
    »Man hat nicht einmal einen Stein nach uns geworfen. Sehr ärgerlich«, fügte er stirnrunzelnd hinzu.
    Ich wußte, was ihm im Kopf herumging; er brannte darauf, unsere Feinde in die Hände zu bekommen, und hatte gehofft, die Nachricht von unserer Entdeckung würde sie hierherlocken – weg von seiner geliebten Familie.
    »Hast du schon etwas gegessen, Emerson?« fragte ich.
    »Gegessen? Was?«
    »Das habe ich mir gedacht. Ich habe dir ein Frühstück mitgebracht. Komm und iß etwas. Mit der Arbeit kannst du sowieso erst anfangen, wenn Sir Edward da ist. Außerdem habe ich einen Plan, von dem ich dir gern erzählen möchte.«
    Damit erregte ich seine Aufmerksamkeit. »Was für ein Plan? Laß hören …«
    »Gestern nacht hatten wir keine Zeit, sämtliche Möglichkeiten zu erörtern.« Ich hakte mich bei ihm unter und zog ihn zum Schutzdach, wo die anderen warteten. »Wenn absolute Geheimhaltung nicht durchzusetzen ist, besteht die nächstbeste Alternative darin, es in alle Welt hinauszuposaunen.«
    »Wieder einer deiner Sinnsprüche?« Seine blauen Augen unter den buschigen Brauen funkelten belustigt. Nachdem er die anderen begrüßt hatte, erklärte er sich gnädig bereit, Platz zu nehmen und eine Tasse Tee zu trinken.
    »So, Peabody, ich bin bereit und auf alles gefaßt. Erzähl mir von deinem Plan.«
    »Es hat sich herumgesprochen«, fing ich an. »Bald wird man es in Luxor wissen, und dann ist binnen kurzem auch ganz Kairo im Bilde. Wir müssen Monsieur Maspero eine offizielle Meldung schicken.«
    »Nur über meine Leiche«, knurrte Emerson. »Er wird sofort hierhereilen und darauf bestehen, daß der Sarkophag geöffnet wird. Ich werde nicht zulassen, daß er durch meinen Schutt trampelt.«
    »Hättest du es lieber, daß er es von anderen erfährt? Denn hören wird er es sicher, und dann hat er guten Grund wütend auf dich zu sein.«
    »Wir hatten doch vor, Rampen und Plattformen zu bauen«, sagte Ramses.
    Emerson warf seinem Sohn einen gräßlich finsteren Blick zu. »Stabil genug, daß sie Masperos Gewicht aushalten?«
    »Das war unhöflich, Emerson«, schalt ich, während Walter hinter vorgehaltener Hand ein Lachen unterdrückte. »Und gehört außerdem nicht zum Thema. Wenn wir nicht verhindern können, daß sich die Nachricht herumspricht, können wir wenigstens dafür sorgen, daß dies durch die richtigen Mittelspersonen geschieht – und uns der treuen Freunde bedienen, die wir nun einweihen sollten.«
    »An wen denkst du?« fragte Emerson argwöhnisch.
    »An Cyrus natürlich und an seinen neuen Assistenten; an Howard Carter …«
    »Falls du den Namen eines gewissen rothaarigen Journalisten in den Mund nimmst, Amelia, kann es sein, daß ich die Geduld verliere.«
    »Ich schlage lediglich vor, daß du diese Angelegenheit mir überläßt. Du bist mit der Ausgrabung genug beschäftigt. Ich kümmere mich um alles andere.«
    »Das wirst du so oder so tun«,

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