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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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sie, David?«
    Allerdings konnte auch die Wiederholung der Frage die Verwirrung des Jungen nicht mindern. Er fuchtelte mit den Händen. »Männer. Alle Männer im Dorf. Und Abd el Hamed meint …« Er warf einen Blick auf Evelyn. »Diese Wörter sage ich nicht. Es ist unhöflich.«
    »Hat Abd el Hamed ihn beschimpft?« Walter konnte ein Lächeln nicht unterdrücken.
    »Er hat geschimpft.« David nickte heftig.
    »Gut«, meinte Walter. »Du bist mir eine große Hilfe, David. Hast du diesen Mudir je gesehen? Ist er ins Dorf oder in Abd el Hameds Haus gekommen?«
    »Nein, Sir.«
    »Hat ein fremder Mann Abd el Hamed besucht, um allein mit ihm zu sprechen oder um Antiquitäten zu kaufen? Ein Ausländer vielleicht?«
    David zögerte. »Ja, Ausländer. Der Reverend aus Luxor, der dicke Engländer aus dem Museum, der Mann aus Kairo, der die Mumien mitgenommen hat.«
    Trotz seines beschränkten englischen Wortschatzes hatte David die fraglichen Herren so genau beschrieben, daß ich wußte, um wen es sich handelte. »Chauncey Murch, Budge und Emile Brugsch«, sagte ich. »Sie machen – mehr oder weniger offen – Geschäfte mit Antiquitäten. Hm. Glaubst du, daß Mr. Budge …«
    »Nein«, entgegnete Walter. Seine Stimme zitterte ein wenig, vermutlich vor Wut. »Amelia, Radcliffe und du müßt aufhören, Mr. Budge jedes menschenmöglichen Verbrechens zu verdächtigen. Bestimmt kennt er bei der Beschaffung von Antiquitäten nur wenig Skrupel, doch nicht einmal du kannst einem Mitarbeiter des Britischen Museums Mord und Totschlag unterstellen.«
    »Wahrscheinlich nicht«, meinte ich bedauernd. »Schließlich ist er Engländer.«
    »In der Tat«, gab Walter zurück. »David, ich habe dich nicht nach den Männern gefragt, die wir kennen und die ganz offen bei deinem Herrn Antiquitäten gekauft haben. Ist nicht vielleicht doch ein Mann heimlich und mit verhülltem Gesicht gekommen?«
    Nach einer Weile schüttelte der Junge den Kopf.
    »Wenn er heimlich gekommen ist, wird er schon dafür gesorgt haben, daß niemand ihn sah«, sagte ich ungeduldig. »Negativbeweise lassen keine Schlüsse zu, Walter.«
    »Richtig. Ich streite nicht ab, daß deine Vorgehensweise eine … äh … gewisse Logik enthält, liebe Amelia, aber da wir nicht die leiseste Ahnung haben, wer dieser Mensch ist, sollten wir uns zuerst um Riccetti kümmern.«
    »In Ordnung, Walter. Was schlägst du also vor?«
    »Ein Schweinehund wie Riccetti versteht nur eine Sprache«, erwiderte Walter zähneknirschend.
    »Nun, ich hätte nichts gegen den Einsatz von … äh … moralisch zweifelhaften Methoden einzuwenden. Das Problem ist nur, Walter, daß ich keine Ahnung habe, wo er steckt.«
    »Ihr habt doch im Luxor mit ihm gespeist.«
    »Er wohnt nicht im Hotel.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich habe mich vor zwei Tagen erkundigt, als wir dort mit Cyrus zu Abend aßen«, antwortete ich ruhig. »Es war eine Sache von zwei Minuten.«
    »Dann in einem der anderen Hotels.«
    »Das Luxor ist das beste Haus am Platz, und ich nehme nicht an, daß sich ein verwöhnter Mann wie Riccetti mit etwas Geringerem zufriedengeben würde. Aber wir können ja einmal nachfragen.«
    »Gleich morgen«, sagte Walter.
    Die bloße Vorstellung ließ mir das Blut gefrieren. Walter, der arme, unschuldige Walter, wollte allein in Luxor herumlaufen und Nachforschungen anstellen? Falls er damit erfolgreich sein sollte, konnte das durchaus zu seiner Gefangennahme und Ermordung führen.
    »Nein«, wandte ich rasch ein. »Dein Fachwissen wird am Grab gebraucht, Walter. Emerson kann dich nicht entbehren. Ich werde … äh … einen der Männer losschicken.«
    Ich zögerte, weil mir gerade in diesem Augenblick ein ausgesprochen kluger Gedanke gekommen war. Allerdings wollte ich ihn zuerst durchdenken, bevor ich ihn den anderen unterbreitete, denn die Erfahrung zeigt, daß ausgesprochen kluge Gedanken oft einer näheren Betrachtung nicht standhalten.
    Später, als ich meinem Haar die üblichen hundert Bürstenstriche verabreichte, fand ich Zeit zum Überlegen. Ich hatte Nefret für diese Nacht in meiner Kabine einquartiert. Sie zeigte zwar keine Anzeichen von Angst, aber ich machte mir ein wenig Sorgen um sie. Ich hatte ihr erlaubt, noch eine Weile zu lesen, und sah im Spiegel, wie sie sich mit gebannter Miene über ihr Buch beugte und die Seiten umblätterte. (Wie ich mich erinnere, las sie Sturmhöhen . Manche mögen das vielleicht nicht für eine passende Bettlektüre halten, doch ein Mädchen, das, ohne

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