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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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aus der Antike zu erfinden – entschuldige, ich wollte sagen: schlußzufolgern. Fahr fort, ich brenne darauf, deine Vermutungen zu hören.«
    »Selbstverständlich ist es nur eine Vermutung«, fing ich bescheiden an. »Doch wie du bereits erwähnt hast, können wir ziemlich sicher sein, daß Diener von Thutmosis III. in das Grab eingedrungen sind. Der König zerstörte die Reliefs mit den Abbildungen seiner mächtigen und herrschsüchtigen Tante Hatschepsut. Allerdings hatte er keinen Grund, einen Groll gegen Tetischeri zu hegen. Gewiß hat er die namenlose Mumie dort zurückgelassen. Wer also war dieser Unglückliche, der einem so schrecklichen Ritualmord zum Opfer gefallen ist? Natürlich … Was hast du gerade gesagt, Emerson?«
    »Natürlich«, murmelte Emerson. »Ich sagte ›natürlich‹, womit ich dein eigenes Wort wiederholt habe. Fahr fort, Peabody.«
    »Natürlich war es eine Persönlichkeit von hohem Rang: ein Priester, ein Prinz oder ein Adeliger. Die Leiche eines gemeinen Verbrechers hätte man nicht aufbewahrt. Bestimmt hatte er sich den Zorn des Pharao zugezogen, denn es handelte sich um einen Mord von Amts wegen – kurz, um eine Hinrichtung. Und jetzt frage ich euch eines: Welcher hohe Würdenträger kann Thutmosis’ Haß erregt haben? Welcher niedrige Emporkömmling hat es gewagt, zu … äh …«
    Emerson nahm die Pfeife aus dem Mund, deren Stiel ziemlich abgekaut war. »Schänden?« schlug er mit trügerisch ruhiger Stimme vor. »Erst vor wenigen Tagen hast du abgestritten, daß die Königin sich einen Mann aus dem Volk zum Geliebten genommen haben könnte.«
    »Du hast mich mißverstanden«, entgegnete ich. »Ach, du meine Güte!« rief Emerson aus.
    »Überleg doch mal«, beharrte ich. »Der Herrscher von Ägypten – ganz gleich ob männlich oder weiblich – war eine Gottheit und von einem Gott gezeugt. Allerdings zweifle ich nicht daran, daß die alten Ägypter derselben Doppelmoral anhingen, die auch heute noch üblich ist. Ein König durfte so viele Konkubinen haben, wie er bewältigen konnte, doch einem Mann aus dem Volke, der … äh … eine intime Beziehung mit der Königin unterhielt, war bestimmt kein langes Leben vergönnt – außer die Königin war gleichzeitig König und konnte sich deshalb schützend vor ihren Günstling stellen! Und wenn dieser Schutz nicht mehr bestand, drohte dem Sünder das gleiche Schicksal wie allen anderen, die gegen staatliche und religiöse Gesetze verstießen. Aber – und das ist vermutlich der ausschlaggebende Grund … wie soll ich das nur sagen …«
    »Natürlich!« rief Nefret aus. »Er ist ihrer Göttlichkeit teilhaftig geworden!«
    »Das«, meinte Ramses mit seltsamer Stimme, »ist auch eine Art, es auszudrücken.«
    »Und eine sehr passende«, sagte ich und nickte Nefret dankbar zu. »Diese Beziehung verlieh seinen sterblichen Überresten eine gewisse Weihe, weshalb sie nicht einfach vernichtet werden durften. Gleichzeitig aber lastete ein Fluch auf ihnen, und darum entfernte Thutmosis Tetischeri aus ihrem Grab, damit sie nicht davon beschmutzt wurde.«
    »Genau«, stimmte Nefret begeistert zu. »Brillant, Tante Amelia! Wer also könnte es sonst sein, außer Senmut?«
    »Wer sonst?« wiederholte Emerson nachdenklich. »Oder irgendeiner der übrigen fünfhundert damaligen Prinzen, Priester und hohen Würdenträger. Verdammt, Peabody, du weißt ja nicht einmal genau, wann der Bursche das Zeitliche gesegnet hat! Anhand der Mumifizierungstechnik kann man es auch nicht feststellen, da er nicht mumifiziert wurde! Fünfhundert, zum Teufel! Wahrscheinlich eher fünftausend!«
    »Ich stimme Amelia voll und ganz zu«, wandte Evelyn mit Nachdruck ein. »Senmut kommt am ehesten in Frage.«
    Walter, der schon den Mund geöffnet hatte, klappte ihn wieder zu. Da Emerson von ihm keine Unterstützung bekam, warf er seinem Sohn einen hilfesuchenden Blick zu. »Konntest du meinem Gedankengang folgen, Ramses?«
    Ramses’ schwarzen Augen war nichts zu entnehmen, als er zwischen Evelyn, Nefret und mir hin und her blickte. »Ja, Vater. Allerdings glaube ich, daß Mutters Begründung einiges für sich hat. Hm, ja. Im großen und ganzen bin ich ihrer Ansicht.«
    Am dreißigsten April stachen wir von Alexandria aus in See, und ich muß sagen, daß die kühle Meeresluft nach der oberägyptischen Hitze eine Wohltat war. Eine ebenso große Wohltat war es, daß mehrere gesunde Erwachsene (nicht zu vergessen David und Nefret) ein Auge auf Ramses hatten, wodurch ich mich

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