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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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nicht allein für ihn verantwortlich fühlen mußte. Wenn Ramses sich an Bord eines Schiffes befand, geschahen meist furchtbare Dinge. Evelyn und Walter hatten sich einverstanden erklärt, uns im nächsten Jahr wieder zu begleiten; gemeinsam würden sie den Wandschmuck im Grab kopieren – Evelyn die Malereien und Walter die Inschriften.
    Eines Nachmittags, kurz nach unserer Abreise, als Emerson und ich am Deck entlangschlenderten, bemerkte ich, daß er seine Stirn in Falten gelegt hatte.
    »Red es dir von der Seele«, drängte ich ihn. »Du machst dir doch hoffentlich keine Sorgen um das Grab. Riccetti sitzt hinter Schloß und Riegel, und seine Handlanger wurden festgenommen oder sind geflohen. Miss Marmaduke bleibt in Dr. Willoughbys Behandlung, bis sie sich von ihrem Nervenzusammenbruch erholt hat. Und Layla wird sich nach deiner Standpauke bestimmt nie mehr in unsere Angelegenheiten einmischen. Du bist viel zu sanft mit ihr umgegangen. Frauen können dich doch immer wieder um den Finger wickeln.«
    »Was hättest du denn mit ihr gemacht?« fragte Emerson. »Wir verfügten nicht über die Spur eines Beweises, daß sie etwas mit der Sache zu tun hatte. Wenn du Bertha nicht entkommen lassen hättest …«
    »Dann hättest du dich auch nicht anders verhalten.«
    »Hmpf«, brummte Emerson.
    »Es wäre schwierig gewesen, ihr Mittäterschaft nachzuweisen. Ihre Komplizinnen waren ihr treu ergeben, und wie man an Laylas Beispiel sieht, sind sie es vermutlich immer noch. Vielleicht«, fügte ich nachdenklich hinzu, »wird die Mutterschaft sie läutern, so daß sie dem Verbrechen abschwört.«
    »Hmpf«, brummte Emerson, diesmal mit mehr Nachdruck.
    »Wie dem auch sei, in nächster Zeit brauchen wir uns ihretwegen keine Gedanken zu machen. Das Grab ist gut gesichert, und Abdullah und seine Männer werden es bewachen.«
    »Ich habe gerade an Abdullah gedacht«, gab Emerson zu. »Ich zweifle nicht daran, daß er und seine Männer aufpassen werden wie die Schießhunde. Aber er wird langsam alt, Peabody. Irgendwann werde ich ihn zwingen müssen, sich zur Ruhe zu setzen, bevor ihm noch etwas zustößt. Und ich weiß nicht, wie ich das tun soll, ohne ihn zu kränken.«
    »Wenn du ihn durch einen seiner Söhne ersetzt …«
    »Sie sind alle fähige Männer, doch keiner von ihnen hat die nötigen Führungsqualitäten. Zuerst hatte ich daran gedacht, David anzulernen, damit er einmal seine Stellung übernimmt.«
    »Warum jetzt nicht mehr?«
    Emerson blieb stehen, drehte sich um und lehnte sich an die Reling. »Weil der Junge zu gut für diese Arbeit ist. Es gibt in Ägypten noch viele wie ihn, aber sie haben keine Chance, solange ihnen durch unsere albernen englischen Vorurteile eine ordentliche Schulbildung versagt bleibt. Wir könnten David diese Chance geben.«
    »Und das werden wir!« rief ich. »Emerson, ich bin ganz und gar deiner Ansicht. Evelyn und Walter denken bestimmt genauso.«
    »Ich habe mit Walter bereits darüber gesprochen«, fügte Emerson mit einem Lachen hinzu. »Er hat vorgeschlagen, David in diesem Sommer die Hieroglyphen beizubringen, wenn der Junge bei ihnen wohnt. Ich vermute allerdings, daß Evelyn andere Pläne hat.«
    »Er sollte besser zuerst lernen, Englisch zu lesen und zu schreiben«, pflichtete ich ihm bei. »Ramses wird sich darum kümmern. Er hat vier Unterrichtsstunden täglich angesetzt.«
    Emerson bot mir den Arm, und wir spazierten weiter. »Peabody, ich habe noch ein Hühnchen mit dir zu rupfen.«
    Ach, du meine Güte, dachte ich. Was kommt jetzt? Ich hatte Emerson zu seinem eigenen Besten ein paar Kleinigkeiten verheimlicht. Welche davon hatte er nun herausgefunden?
    »Es hat mich sehr gekränkt«, verkündete er, »daß du mich getadelt hast, weil ich dir die kleine Tetischeri-Statue nicht gekauft habe.«
    »Ach, das«, sagte ich, wobei ich mir Mühe gab, meine Erleichterung zu verbergen. »Das war nur ein Scherz.«
    »Hmpf«, brummte Emerson. »Meine liebe Peabody, habe ich dir jemals auch nur den kleinsten Wunsch abgeschlagen?«
    »Nun, wenn du mich so fragst …«
    »Ich hatte einen guten Grund, die Statue nicht zu kaufen, und der hatte nichts mit meinen Grundsätzen zu tun. Dir zuliebe habe ich schon oft genug dagegen verstoßen.«
    »Was war es dann, Emerson?«
    »Ganz einfach – es handelte sich um eine Fälschung, Peabody.«
    Diesmal blieb ich stehen. Ich packte ihn am Hemd. »Eine Kopie von Hamed etwa? Die Statue, die du vor zehn Jahren bei einem Antiquitätenhändler gesehen hast?

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