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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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tanzten, standen am Rande des Ballsaals, beobachteten die komplizierten Schritte des Kotillon oder plauderten. Viele der Anwesenden waren mir persönlich bekannt; interessiert stellte ich fest, daß Mrs. Arbuthnot wieder ein paar Kilo zugenommen hatte. Mr. Arbuthnot hatte eine mir nicht bekannte junge Dame in eine Ecke gedrängt. Ich konnte zwar nicht sehen, was er tat, doch die Miene der jungen Damen wies darauf hin, daß er sich wie immer zu große Freiheiten herausnahm. Miss Marmaduke (von der später noch die Rede sein wird) hatte keinen Tänzer. Ein gefrorenes Lächeln auf dem Gesicht, kauerte sie auf der Kante ihres Stuhls und sah aus wie eine gerupfte Krähe. Neben ihr saß Mrs. Everly, die Frau des Innenministers, und zeigte ihr unhöflicherweise die kalte Schulter. Ihre Züge wirkten sehr belebt, als sie über Miss Marmadukes Kopf hinweg mit einer schwarz verhüllten Dame plauderte, woraus ich schloß, daß es sich bei dieser um eine wichtige Persönlichkeit handeln mußte. War sie seit kurzem verwitwet? Ansonsten gab es keinen Grund für solch strenge Trauerkleider.
    Falls das allerdings zutraf, hatte sie auf einem Ball nichts zu suchen. Vielleicht, so überlegte ich, war ihr Gatte schon vor längerer Zeit verstorben. Wahrscheinlich hatte sie – nach dem Beispiel einer gewissen königlichen Witwe – entschieden, die sichtbaren Zeichen ihres Verlust nie mehr abzulegen.
    Dieser Abend würde für die nächste Zeit mein letztes gesellschaftliches Ereignis bleiben. In einigen Tagen wollten wir die Annehmlichkeiten des besten Hotels in Kairo hinter uns lassen und nach …
    Nun, nur der Himmel und Emerson kannten unser Ziel. Er hatte die reizende Angewohnheit, mir stets erst im allerletzten Moment zu verraten, wo wir in diesem Jahr unsere Ausgrabungen vornehmen würden. Das war zwar zuweilen recht ärgerlich, erhöhte aber die Spannung, und ich unterhielt mich damit, im Geiste die verschiedenen Möglichkeiten durchzugehen. Dashûr? Das Innere der krummen Pyramide hatten wir noch nicht bis ins letzte untersucht, und ich muß gestehen, daß Pyramiden meine Leidenschaft sind.
    Auch Amarna hätte mir sehr zugesagt, denn schließlich hatte dort meine Romanze mit Emerson ihren Anfang genommen. Die Gegend von Theben besaß ebenfalls ihren Reiz: die Königsgräber im Tal der Könige, der majestätische Tempel von Königin Hatschepsut …
    Nefret und Ramses rissen mich aus meinen Träumereien. Mit erhitzten, rosigen Wangen ließ sich das Mädchen auf den Stuhl neben mich fallen und funkelte ihren Pflegebruder böse an. Dieser stand, die Arme verschränkt, mit unbewegter Miene da. Seit diesem Jahr trug Ramses lange Hosen – das plötzliche Wachstum seiner unteren Gliedmaßen hatte diese Entscheidung vor allem aus ästhetischen Gründen notwendig gemacht.
    »Ramses sagt, ich darf nicht mit Sir Edward tanzen!« rief Nefret aus. »Tante Amelia, sag ihm …«
    »Sir Edward«, fing Ramses an, wobei die Flügel seiner Hakennase zitterten, »ist kein Mensch, mit dem Nefret Umgang pflegen sollte. Mutter, sag ihr …«
    »Ruhe, ihr beiden«, unterbrach ich sie streng. »Mit wem Nefret Umgang pflegt, entscheide immer noch ich.«
    »Hmpf«, knurrte Ramses.
    Nefret murmelte etwas, das ich nicht verstand. Wahrscheinlich handelte es sich um eines der nubischen Schimpfwörter, mit denen sie um sich warf, wenn sie erbost war. Die Wut und die große Hitze im Raum hätten wohl jede Frau puterrot und verschwitzt aussehen lassen, Nefret aber war wie immer wunderschön. Ihre kornblumenblauen Augen funkelten zornig, und die Schweißperlen auf ihrer Haut schimmerten, als würde sie von innen her erleuchtet.
    »Ramses«, sagte ich. »Bitte geh und fordere Miss Marmaduke zum Tanzen auf. Da sie eure Hauslehrerin werden wird, bist du ihr diese Höflichkeit schuldig.«
    »Aber Mama …« Ramses’ Stimme kippte. In den meisten Fällen hatte er die bei jungen Burschen unvermeidlichen Schwankungen zwischen Sopran und Bariton gut im Griff; doch nun sorgten die aufgewühlten Gefühle dafür, daß er die Beherrschung verlor. Daß er mich wieder mit dem kindlichen »Mama« ansprach, obwohl er diese Anrede kürzlich abgelegt hatte, war ein weiterer Hinweis auf seine Verstörung.
    »Hörst du schlecht, Ramses?« rügte ich.
    Ramses’ Miene war wieder unbewegt wie gewöhnlich. »Wie du sicherlich weißt, Mutter, ist dies nicht der Fall. Natürlich werde ich deinem Befehl gehorchen, denn als solchen verstehe ich deine Bitte trotz der Worte, in die du sie

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