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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Augenbrauen, die ich kenne, einschließlich der des Professors. In besagtem Augenblick zogen sie sich wie zwei schwarze Flügel über seiner Nasenwurzel zusammen. Mit meiner ersten Einschätzung hatte ich richtig gelegen. Er war völlig außer sich vor Wut!
    »Hölle und Verdammnis, Nefret! Wirst du denn nie lernen, erst in Ruhe nachzudenken, bevor du handelst? Du warst schnell und beherzt und klug und dieser ganze Unfug, aber du hattest auch verfluchtes Glück. Eines Tages wirst du dich in ernsthafte Schwierigkeiten bringen, wenn du dich weiterhin Hals über Kopf …«
    »Das mußt du gerade sagen!«
    »Ich handle nie ohne vorherige Überlegung.«
    »O nein, du nicht! Du hast doch noch weniger Gespür als ein … als ein …«
    »Sprich dich ruhig aus«, knirschte Ramses. »Ich kann nicht gleichzeitig beides sein – gefühllos und impulsiv.«
    David ergriff meine Hand (besser gesagt: meine Faust; sie war zugegebenermaßen geballt und erhoben). »Nefret, er ist so aufgebracht, weil er Angst um dich hatte. Sag es ihr, Ramses. Sag ihr, daß du nicht wütend bist.«
    »Ich bin wütend. Ich …« Er hielt inne, atmete tief ein und langsam wieder aus. Seine Augenbrauen nahmen wieder ihre normale Form an. »Wütend über mich selbst. Ich habe bei dir versagt, mein Bruder. Und bei Nefret ebenfalls. Sie hätte kein so gefährliches Risiko auf sich nehmen müssen, wenn ich auf der Hut gewesen wäre.« David nahm Ramses’ ausgestreckte Hand. In seinen Augen schimmerten Tränen. Im Gegensatz zu Ramses ist David überaus gefühlvoll. Wie du weißt, schätze ich Gefühle über alles – doch die Reaktion hatte mich so tief getroffen, daß ich ebenfalls zitterte. »Red keinen Unsinn«, sagte ich zurechtweisend. »Wie gewöhnlich projizierst du wieder zuviel auf dich, Ramses. Ein übertriebenes Verantwortungsgefühl ist ein Zeichen für übersteigertes Geltungsbedürfnis.«
    »Ist das wieder einer von Mutters berühmten Aphorismen?« Ramses war wieder ganz der alte. Er ließ Davids Hand los und grinste mich sardonisch an.
    »Nein, der stammt von mir. Diesmal irrt ihr beide. Wenn dir deine männliche Überheblichkeit nicht suggerierte, daß man von einer Frau nichts zu befürchten hat, hättest du das Messer auch bemerkt. In dem Augenblick, als sie auftauchte, wurde ich mißtrauisch; es konnte einfach kein Zufall sein, daß eine Schöne der Nacht so plötzlich auftauchte, nachdem wir zuvor keinerlei Lebenszeichen in diesem Haus wahrgenommen hatten. Etablissements dieser Art sind nicht so diskret, daß sie …«
    »Der Punkt geht an dich«, sagte Ramses und warf mir einen hochnäsigen Blick zu.
    Irgend etwas streifte durch das Schilfrohr am Ufer. Wir rührten uns nicht; sogar ich kenne den Unterschied zwischen den Bewegungen einer Ratte und denen eines Menschen. Ich habe nicht viel übrig für Ratten und wollte deshalb schleunigst nach Hause. »Zum Teufel mit dir«, sagte ich und versuchte, ihn ebenso hochnäsig anzuschauen. »Ich danke dir für deine rasche Auffassungsgabe und deinen Wagemut und dafür, daß wir mitsamt dem Papyrus heil davongekommen sind, aber wir haben noch nicht die lebenswichtige Frage geklärt, wie wir auch weiterhin unversehrt bleiben. Was ist heute abend schiefgelaufen?« Ramses lehnte sich auf seinem Platz zurück und rieb sich den Nacken. (Der Klebstoff juckt, selbst nachdem man ihn abgewaschen hat.) »Es bestand immer die Gefahr, daß Yussuf Mahmud vorhatte, uns zu hintergehen – daß er das Geld und den Papyrus einkassieren wollte. Aber er hätte einen solchen Betrug nur decken können, indem er uns beide umlegte, und ich bezweifelte, daß er das riskierte. Ali die Ratte und sein verschwiegener Freund besitzen einen gewissen … Ruf in Kairo.« »Hoffentlich nur im übertragenen Sinne«, sagte ich. Die beiden tauschten Blicke aus. »In den meisten Fällen«, bemerkte Ramses. »Wie auch immer, jedenfalls entschied ich, daß das Risiko unerheblich war. Auch Yussuf Mahmud hat einen Ruf zu verlieren. Er handelt mit gestohlenen Antiquitäten, und er würde seine eigene Mutter hinters Licht führen, aber er ist kein Mörder.«
    »Dann muß er einen anderen Dieb betrogen haben, um den Papyrus in seinen Besitz zu bringen«, sagte ich. »Das würde bedeuten, daß es die Eindringlinge auf die Schriftenrolle – und auf ihn – abgesehen hatten. Aber nicht auf uns.«
    »Ich würde das gerne glauben«, knurrte Ramses. »Die Alternative ist entsprechend unangenehm. Einmal angenommen, Yussuf Mahmud und seine

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